Psoriasis und Tinnitus: Der Einfluss von chronischem Stress und Arbeit und Beruf auf die beiden Krankheitsbilder : eine Vergleichsstudie an 103 Psoriasis vulgaris Patienten und 114 Patienten mit dekompensiertem Tinnitus

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2015

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Hintergrund Obwohl "Stress" als Einflussgröße der psychosomatisch beeinflussten Krankheitsbilder dekompensierter Tinnitus und Psoriasis vulgaris gilt, fehlte bisher (nach Definition eines geeigneten Stressbegriffes) der Nachweis mittels evaluierter Testmethoden. Mit Hilfe des Trierer Inventars zum chronischen Stress (TICS) und des Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebnismustern (AVEM) wurde daher im Vergleich von stationären Tinnitus- und Psoriasis-Patienten untersucht, inwieweit sich chronischer Stress und Beruf als definierbare Einflussgrößen auf die beiden Erkrankungen zeigen.Patienten und Methode:114 stationär behandelte Tinnitus Patienten und 103 stationär behandelte Psoriasis vulgaris Patienten wurden zwischen Februar und Oktober 2008 einer psychologischen Testdiagnostik unterzogen. Diese beinhaltete das Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS), den Fragebogen Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM), den Fragebogen zur sozialen Unterstützung (F-SozU), den WHO Fragebogen zur Lebensqualität (WHO-QOL BREF) und die deutschsprachige Fassung des Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D). Zusätzlich wurde bei den Tinnitus-Patienten der Tinnitus-Fragebogen nach Goebel und Hiller (TF) eingesetzt, während bei den Psoriasis-Patienten den Psoriasis Area and Severity Index (PASI) zur Ermittlung des Schweregrades ermittelt wurde.Ergebnisse: Die beiden untersuchten Patientengruppen weichen bis auf die Skalen soziale Überlastung und bei den Psoriatikern Arbeitsunzufriedenheit in allen Bereichen des Trierer Inventars zum chronischen Stress von der Norm ab. Dabei geben die beiden Gruppen mehr Arbeitsüberlastung, soziale Überlastung, Arbeitsüberforderung, Mangel an sozialer Anerkennung, Soziale Spannungen, soziale Isolation, chronische Besorgnis und weniger Erfolgsdruck an. Dabei unterscheiden sich die Tinnitus-Patienten unter Berücksichtung der Kovarianzanalyse nicht signifikant von den Psoriasis-Patienten. Bei 40,1 % der untersuchten Psoriasis-Patienten und 47,8 % der Tinnitus-Patienten zeigt sich ein Arbeitsmuster, das zu nach Schaarschmidt und Fischer (2003)- gesundheitlichen Schäden führen könnte. Die Lebensqualität ist in beiden Patientengruppen im Vergleich zur Norm signifikant eingeschränkt, wobei sich die Tinnitus-Patienten nicht von den Psoriasis-Patienten unterscheiden. Im PHQ zeigt sich bei den Tinnitus-Patienten ein gehäuftes Vorkommen von Somatisierungsstörungen, depressiven Syndromen und Angststörungen, während bei den Psoriatikern zwar psychische Komorbiditäten nachgewiesen werden, diese aber in ihrer Häufigkeit der Normalverteilung entsprechen. Eine begleitende, akute Suizidalität wurde in zu 2 % in jeder Gruppe ermittelt. Bei weiteren 10,3 % der Psoriasis-Patienten und 21 % der Tinnituspatienten zeigen sich ernstzunehmende Hinweise auf Suizidalität. Die Ausprägung der Psoriasis korrelierte weder mit den Ergebnissen des TICS, den aus dem AVEM zugeordneten Arbeitsmustern, noch den aus dem PHQ erkennbaren psychischen Komorbiditäten.Fazit: (Schlussfolgerungen)Stress ist ebenso wie das Leiden am Tinnitus und die Ausprägung der Psoriasis - ein komplexes Geschehen, bei dem nicht nur die Anforderungen, sondern auch die strukturellen und individuellen Ressourcen eine wichtige Rolle spielen. In diesem komplexen Gefüge scheint das subjektive Stresserleben wie von vielen Autoren vermutet - eine relevante Rolle zu spielen. Dabei nutzen die bisherigen Untersuchungen insbesondere bei Tinnitus-Patienten - ausgesprochen oder unausgesprochen den Begriff Stress als Umschreibung für ausgeprägte psychophysiologische Anspannung , oder als psychologischer Distress .Deutlich ist aber auch, dass Stresserleben nicht exklusiv zu gesteigertem Tinnitus-Erleben oder einer Psoriasis-Exazerbation führt, sondern auch die Verschlimmerung oder Entstehung anderer Erkrankungen. Dies erklärt, weswegen Vergleichsstudien keine signifikanten Unterschiede zu anderen Gruppen finden können. Da sich das Stresserleben sowohl aus der Höhe der Anforderungen wie auch den individuellen Möglichkeiten der Aktions- und Reaktionsmöglichkeiten ergibt, bleibt das Stressmuster bei jedem Einzelnen dennoch ebenso individuell wie das Leiden bzw. die attribuierten Beschwerden. Therapeutisch ist wichtig zu wahrzunehmen, wo nicht bewältigbare Überforderungen zu Dysfunktionen führen. Zu beachten ist aber auch, dass es nicht nur um Vermeidung von Stress, sondern auch um Bewältigung und Ressourcen Verbesserung gehen muss.

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