Homosexualität und Psychoanalyse: Eine Umfrage bei Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern in Deutschland
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Zusammenfassung
Über die Entstehung, (psychische) Genese und Behandlungsbedürftigkeit der Homosexualität als Variante der sexuellen Objektwahl wurde in den psychoanalytischen Gesellschaften lange gestritten. Insbesondere blieb die Frage offen, ob offen homosexuelle Therapeuten als Analytiker tätig sein und Lehraufgaben annehmen sollten.
In Anlehnung an eine italienische Umfrage (Lingiardi & Capozzi 2004) wurden in Deutschland 470 Analytikerinnen und Analytiker sowie Kandidatinnen und Kandidaten zweier Institute befragt.
Bei einer Rücklaufquote von etwa 38% sprachen sich die Befragten überwiegend für eine Gleichbehandlung von homosexuellen und nicht-homosexuellen Analytikerinnen und Analytikern aus. Homosexualität wurde nicht als Krankheit gesehen. Im Gegensatz dazu wurde deren Genese als psychisch determiniert betrachtet. Die Ergebnisse wurden mit den Befunden der italienischen Umfrage verglichen.
Das Verhältnis von psychoanalytischer Theorie, klinisch-psychoanalytischer Praxis und Homosexualität als offen gelebter Lebensoption bleibt konflikthaft, jedoch ist die Bereitschaft deutscher Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker deutlich, die homosexuelle Objektwahl zunehmend weniger zu stigmatisieren und zu entpathologisieren.