Risikofaktoren und Ergebnisse einer invasiven Therapie eines posthämorrhagischen Hydrozephalus bei Frühgeborenen (Geburtsgewicht unter 1500 g) – eine monozentrische retrospektive Kohortenanalyse
Datum
Autor:innen
Betreuer/Gutachter
Weitere Beteiligte
Herausgeber
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Zitierlink
Zusammenfassung
Liquordrainagesysteme zur Behandlung des neonatalen posthämorrhagischen Hydrozephalus (PHH) sind häufig mit infektiösen Komplikationen vergesellschaftet. Aufgrund ihrer unspezifischen Symptomatik ist die Ventrikulitis bei Neugeborenen schwer zu detektieren. Insbesondere die Interpretation der Liquorparameter ist durch die Hämorrhagie bedingte chemische Ventrikulitis erschwert. Daher sollten hier Risikofaktoren für die Entstehung einer Ventrikulitis identifiziert und mögliche Prädiktoren in der Liquorzusammensetzung ermittelt werden. Im Rahmen dieser monozentrischen, retrospektiven Studie wurde der klinische Verlauf von 35 Frühgeborenen (Geburtsgewicht < 1500 g) mit PHH und Liquordrainagesystem (VR oder VP-Shunt) untersucht. Bei 94,2 % der Neugeborenen wurde primär ein VR implantiert und bei 5,7 % ein VP-Shunt. Die Konversionsrate zu einer definitiven Liquorableitung betrug 78,8 % mit einer durchschnittlichen Liegedauer des VR von 43,4 Tagen (SD ±25,8). 69,7 % der Neonaten wurden mit VP-Shunt, sowie 18,5 % mit VR entlassen. Präoperative Liquorpunktionen wurden bei 28,6 % durchgeführt. Pro Neonat erfolgten durchschnittlich 33,5 VR-Punktionen (SD ±22,4), entsprechend einer Punktionsfrequenz alle 1,3 Tage. Eine Ventrikulitis trat bei 34,3 % der Frühgeborenen auf, davon 83 % mit Koagulase-negativen Staphylokokken. Bei der Betrachtung der Liquordrainagesysteme infizierten sich 21,4 % der Neonaten mit VR und 21,2 % mit VP- Shunt. Die Diagnose erfolgte im Durchschnitt nach 28,7 Tagen postoperativ (SD ±21); 50 % der Infektionen wurden bis zum 18. postoperativen Tag verzeichnet. Als Risikofaktoren für die VR-Ventrikulitis konnten das männliche Geschlecht (p = 0,039), das Nichtvorhandensein eines PDA (p = 0,026) und ein niedriges Geburtsgewicht (p = 0,172) eruiert werden. Anhand dieser drei Variablen war eine Prognose hinsichtlich des Auftretens einer VR-Ventrikulitis möglich (p = 0,006, Nagelkerkes R-Quadrat 0,486). Keinen signifikanten Einfluss zeigten hingegen das Gewicht zum OP-Zeitpunkt sowie der Grad der Germinalmatrix- und intraventrikuläre Hämorrhagie (GMH-IVH). Im Liquor zeigte sich ein mindestens 4-facher Anstieg der Zellzahl, ein Eiweißanstieg um etwa 700–1700 mg/l sowie einer Erhöhung des Laktat-Glukose-Quotienten (LGQ) um mindestens das 3-fache. Als Risikofaktor für eine VP-Shunt-Ventrikulitis konnte lediglich ein geringes Gewicht zum Operationszeitpunkt (p = 0,010) identifiziert werden. Hingegen hatten Operationsdauer, Konnektion des VP-Shuntes an ein präexistierendes VR und Punktionsfrequenz des Reservoirs keinen Einfluss auf das Infektionsrisiko. Zusammenfassend zeigt die vorliegende Arbeit für beide operative Verfahren ein ähnliches Infektionsrisiko und identifiziert spezifische Risikofaktoren für eine postoperative Ventrikulitis. Zur Detektion einer Ventrikulitis kann neben der Zellzahl bei Neonaten der LGQ als weiterer prädiktiver Parameter herangezogen werden.