Wachstum, Schlachtkörper- und Fleischqualität der bedrohten Schweinerasse Schwäbisch-Hällisches Schwein unter besonderer Berücksichtigung von Haltungs-, Fütterungs-, und Kombinationskreuzungsvarianten
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Zusammenfassung
Das Ziel dieser Arbeit ist es, anhand von gewonnenen Erkenntnissen Handlungsstrategien für die Ausrichtung der Zucht der bedrohten Schweinerasse Schwäbisch-Hällisches Schwein (SH) zu entwickeln. Im Gesamtkontext geht es um den Erhalt der Rasse als landwirtschaftliches Nutztier durch das In-Wert-Setzen dieser tiergenetischen Ressource im Rahmen einer Qualitätsfleischvermarktung. An eine Diskussion über die Erhaltenswürdigkeit alter, vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen schließt sich eine Ausarbeitung über die Rasse Schwäbisch-Hällisches Schwein an, welche die Zuchtgeschichte, die Bestandsentwicklung, die Leistungseigenschaften und die populationsgenetischen Strukturen dieser Rasse enthält. Der mittlere, für die aktuelle Population ermittelte Inzuchtkoeffizient beträgt 9,7 %. Der Einfluss der Faktoren Weidehaltung und Eichelzufütterung auf das Wachstum, die Schlachtkörperzusammensetzung und die Fleischqualität reinrassiger SH-Schweine wird untersucht. Die Gruppe der Weidetiere (704g Tageszunahmen versus 789g und 785g) zeigt eine signifikant niedrigere Wachstumsintensität und in der Tendenz niedrigere Tropfsaftverluste (1,0% versus 1,7% und 1,8%) als die Vergleichsgruppen. Für die Merkmale der Schlachtkörperqualität ergeben sich keine Gruppenunterschiede. Für die beiden mit Eicheln versorgten Gruppen werden mit 2,7 % und 2,6 % signifikant höhere Gehalte an intramuskulärem Fett (IMF) im musculus longissimus dorsi (MLD) gemessen als für die Kontrollgruppe (2,2 %).Dem Vergleich unterschiedlicher Mastkreuzungen jeweils mit dem SH auf der Mutterseite und einem Pietraineber (Gruppe SHPI), einem Duroceber (SHDU), einem DurocxPietrain-Kreuzungseber (Gruppe SHDP) oder einem SH-Eber (SHSH) auf der Vaterseite, liegt ein siebenmaliges Wiegen der Nachkommen von der Geburt bis zur Schlachtung zugrunde. Alle untersuchten Wachstumsabschnitte werden analysiert. Insgesamt unterscheiden sich alle Gruppen in Bezug auf die Lebenstagszunahme signifikant voneinander: Die Wachstumsintensität fällt von SHDU (586 g) über SHDP (570 g) und SHPI (556 g) zu SHSH (501 g) ab. Für die Modellierung des vorliegenden Datenmaterials werden zehn verschiedene Wachstumsfunktionen geprüft. Dabei erweist sich die Richards-Funktion als die am besten geeignetste und dient anschließend der grafischen Darstellung der Ergebnisse.Die Auswertungen zur Schlachtkörperzusammensetzung und Fleischqualität ergeben mittlere Magerfleischanteile von 58,2 % für SHPI, 57,3 % für SHDP, 55,5 % für SHDU und 52,2 % für SHSH. Die Tropfsaftverluste unterscheiden sich nicht und erreichen ein Niveau von 2 %. Die Fleischhelligkeitsmessungen zeigen für SHDU das dunkelste und für SHPI das hellste Fleisch. Der mittlere IMF-Gehalt im Rückenmuskel erreicht für die Gruppen SHSH und SHDU den in der Literatur als Zielwert bezeichneten Wert von >2 %. Signifikant niedrigere Werte weisen SHDP (1,69 %) und SHPI (1,46 %) auf.Auf Grundlage der Ergebnisse empfiehlt sich für die Zuchtebene eine Inzuchtvermeidungsstrategie, die durch gezielte Anpaarungsplanung unter Berücksichtigung der Sauen- und Eberlinien, gleichmäßige Zuchtbenutzung der Stammtiere, eine erhöhte Anzahl an Vatertieren und durch einen kontrollierten Zuchttier- oder Spermaimport aus verwandten Sattelschweinerassen gekennzeichnet ist. Gleichzeitig ist auf der Grundlage der BLUP-Zuchtwertschätzung eine ausgewogene Leistungszucht zu favorisieren, die sich auf die althergebrachten Eigenschaften der Rasse, namentlich die Fruchtbarkeit und die Fleischqualität, fokussiert. Die Eichelmast auf der Weide als Konzept für die reinrassigen Vermehrungsbörge und der Einsatz von Fleischebern für die Mastferkelerzeugung sind bereits erfolgreich und zukunftsfähig. Der Einsatz der Rasse Duroc statt des zurzeit genutzten Pietrains ist zu empfehlen. In Hinblick auf einen sich weiter diversifizierenden Markt ist auch ein paralleler Einsatz beider Eber-Genetiken denkbar. Die Erkenntnisse, die für das SH gewonnen wurden, sind auf andere gefährdete Schweinerassen übertragbar, da diese vor ähnlichen Herausforderungen stehen und vergleichbare Fragen zu beantworten haben.
The main purpose of the current study is to generate knowledge that helps to develop instructions for a successful configuration of breeding management for the endangered breed Schwäbisch-Hällisch pig (SH). The overarching theme is that the SH should be rescued as a livestock breed through a successful sale of high quality pork. A discussion of pros and cons of preserving endangered livestock breeds is followed by a detailed description of Schwäbisch-Hällisch pig breed including breeding history, census development and population structure. On the basis of own investigations, the effects of pasture keeping and acorn supplementation on growth, carcass composition and meat quality traits of SH-pigs are tested. The outdoor pigs show with a mean of 704 g average daily gain (ADG) a significant slower growth than the indoor pigs (789 g and 785 g). No differences between the groups are detected for the parameters of carcass composition. Both groups with acorn supplementation average a higher IMF-level in musculus longissimus dorsi (MLD) than the control group (2.7 % and 2.6 % versus 2.2 %). The meat of outdoor animals has got the tendency to have lower drip loss values than the corresponding values of the indoor pigs (1 % versus 1.7 % and 1.8 %). The trial about crossbreeding aims to find the appropriate sire breed for SH sow management whereby the first focus is on growth performance. Progeny of SH sow and varying boar breed are compared (SHPI = Pietrain boar; SHDU = Duroc boar; SHDP = Duroc x Pietrain boar; SHSH = purebred SH). Every animal is weighed seven times from birth to slaughter. Referring to average daily gain (ADG) from birth to slaughter, the growth intensity decreases from SHDU (586 g) over SHDP (570 g) and SHPI (556 g) to SHSH (501 g). For modelling the current data ten different growth models are applied. The Richards function fits best. It is used to visualize the growth data as growth curves. Carcass composition and meat quality are investigated, too. Group-related means of 58.2 % (SHPI), 57.3 % (SHDP); 55.5 % (SHDU) and 52.2 % (SHSH) are calculated for lean meat content. The drip loss values reach approximately 2 %. There are no significant differences between the groups. Meat brightness measurements reveal that SHDU have the significantly darkest meat. SHPI can be defined as the genotype with the brightest meat. The average IMF values of SHDU and SHSH reach the level of >2 % as favoured in the literature. Significant lower means are calculated for SHDP (1.69 %) and SHPI (1.46 %). Based on the results an inbreeding control strategy, which contains directed mating planning under consideration of the sow- and boar-lines, consistent service of the parental animals, an increasing number of boars and a controlled import of breeding animals or semen from related saddleback populations, is recommended. Simultaneously a sustainable, performance orientated breeding on the basement of BLUP breeding value estimation is suggested. The traits fertility and meat quality should be on focus. The acorn outdoor fattening of purebred SH pigs and the crossbreeding with Pietrain boars for meat market are already in practice. The usage of Duroc boars instead of Pietrains is suggested at least for a subset of matings. The results of the current study are also suitable for other endangered pig breeds, because they have to face similar challenges.