Textstruktur und Rezeptionspotential : Entwurf eines Modells zur Analyse literarischer Texte am Beispiel E.T.A. Hoffmanns

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2006

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Wie literarische Texte von ihren Lesern gelesen werden können, stellt eine der wichtigsten Selbstreflexionen der Literatur seit ihrem Anbeginn und der Literaturwissenschaft spätestens seit der 1968 eingeleiteten rezeptionstheoretischen Diskussion dar. Dem ungeachtet, dass der rezeptionstheoretische Aspekt als ein unbestrittenes Arbeitsfeld der Literaturwissenschaft angesehen wird, löst die Erinnerung an die oben erwähnte rezeptionstheoretische Wende ein latentes Unbehagen der wissenschaftlichen Gemeinschaft aus, die sich in der Distanzierung von der rezeptionstheoretischen Terminologie ausdrückt. An dieser Forschungslage setzt die vorgelegte Arbeit an, deren Fragestellung dem Interesse an dem Rezeptionsprozess entspringt. Indem die vorliegende Untersuchung die Wirkungsstrategien literarischer Texte einerseits und die Rezeptionsstrategien der Leser andererseits einer Analyse unterzieht, greift sie den traditionellen Untersuchungsgegenstand der Rezeptionsästhetik sowie der Rezeptionsgeschichte mit ihrem ungelösten Forschungsdilemma vom Umgang mit einer synchronen und einer diachronen Darstellung vom Rezeptionsprozess wieder auf. Gegenständlich knüpft die Arbeit an das von Wolfgang Iser vorgelegte Konzept des Wirkungspotenzials an, nimmt aber zur Beantwortung der zentralen Fragestellung eine andere wissenschaftslogische Position an, und greift bei der Textanalyse auf die bisher durch die Literaturwissenschaft nicht angewandten Textinterpretationsmodelle zurück.

Der Lösung der Frage liegt dabei die zentrale Operation zugrunde, welche die Darstellung von Simultanität im Prozess der Bedeutungsgenerierung im Modus der Reziprozität handhabt. So behauptet die Arbeit, dass die Bedeutungsgenerierung von literarischen Texten anhand der Proportion zwischen Variablen Ambiguität und Schematisierung beschrieben werden kann, diese Variablen aber als wechselbezüglich erklärt: Steigende Ambiguität literarischer Texte spornt immer neue Schematisierungsversuche an. Der dadurch gestiegene Schematisierungsgrad treibt seinerseits neue ambiguitätserzeugende Operationen voran. Das Phänomen der Wechselbezüglichkeit betrifft ebenfalls die zwei Ebenen, auf denen sich Ambiguität und Schematisierung bewegen und gegenseitig vorantreiben, d.h. die Textstrukturebene und Kognitionsebene des Lesers. Die Arbeit setzt sich dadurch mit dem Begriff der Bedeutung auseinander, indem die Untersuchung zwei Thesen aufstellt: 1. Textstrukturen können auf Ambiguität und Schematisierung untersucht werden. 2. Der Prozess der Rezeption lässt sich nur beschreiben, indem zwischen dem Text und der Rezeption das Rezeptionspotential untersucht wird.

Die in der vorgelegten Arbeit vorgestellten Modelle der Textstruktur und des Rezeptionspotenzials greifen auf Methoden und Modelle einer kommunikationstheoretischen Schule, des Neurolinguistischen Programmierens (NLP), zurück, deren erkenntnistheoretischen Hintergrund die Allgemeine Semantik und Sprachphilosophie im weiten Sinne mit ihrer Hervorhebung der verbalen Strukturierung von Erfahrung aufbauen. Die vorgelegte Untersuchung setzt sich zum Ziel die Einbettung ausgewählter Modelle des Neurolinguistischen Programmierens, die Untersuchung hypnotischer Sprachmuster mit dem Milton-Modell und metaphorischer Sprachmuster mit dem Metaphern-Modell in den rezeptionstheoretischen Ansatz. Im Modell der Textstruktur werden anhand der Einführung hypnotischer Sprachmuster nach dem Milton-Modell und nach dem Metaphernmodell die Strukturen des Textes untersucht, die eine Vielzahl möglicher Bedeutungsgenerierungen rekonstruieren lassen. Das Modell des Rezeptionspotenzials systematisiert und untersucht anhand mythentheoretischer, psychologischer und soziologischer Begriffe sowie Modelle die kognitiven Operationen des Lesers, welche aus der Vielfalt möglicher Bedeutungsgenerierungen, die in den Textstrukturen präsent sind, bestimmte Bedeutungen generieren können.

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