Tierschutzgerechtes Reiten auf Pferdesportveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Dressur der Klassen M und S

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2020

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Das Pferd wird heute v. a. bei der Ausübung des Hobbys Reiten genutzt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat bereits 2014 zum Thema pferdegerechtes Reiten einen Beurteilungskatalog für sportliche Veranstaltungen herausgegeben, anhand dessen nicht pferdegerechtes Reiten detektiert werden kann. Ziel dieser Studie war eine objektive Beurteilung der aktuellen Situation auf nationalen Turnieren mit dem Schwerpunkt Dressur der hohen Klassen im Hinblick auf tierschutzgerechtes Reiten. Ermittelt werden sollte der prozentuale Anteil an Reiter-Pferd-Kombinationen, die ein von dem gewünschten Bild abweichendes Verhalten zeigten, der Zusammenhang zwischen den reiterlichen Einwirkungen und dem Stress des Pferdes, der Zusammenhang zwischen dem Stress des Pferdes und möglichen Wertungsergebnissen sowie das Verhalten der verantwortlichen Personen im Hinblick auf möglicherweise nicht pferdegerechtes Reiten vor Ort.Es wurden insgesamt 101 Reiter-/Pferdekombination auf neun verschiedenen Turnieren über eine Zeitspanne von elf Minuten ausgewertet, wobei lediglich 11,9 % der Reiter männlich waren. Ein geschlechtsabhängiger, signifikanter Zusammenhang konnte lediglich bei dem Einsatz der Gerte verzeichnet werden. 86,1 % der Reiter ritten zumindest temporär in Hyperflexion, wobei 14 Reiter ihr Pferd überhaupt nicht und immerhin sieben Reiter für die komplette Beobachtungszeit in Hyperflexion ritten. Zwischen der Hyperflexionszeit speziell (p < 0,001), aber auch zwischen dem Maß der reiterlichen Einwirkungen generell (p < 0,001, Gerte, Sporen, Zügelhilfen, Hyperflexionszeit) und dem Stresslevel der Pferde besteht ein hochsignifikanter Zusammenhang. 57 Reiter/Reiterinnen zeigten einen auffälligen und hiervon fünf Reiter einen nicht-pferdegerechten reiterlichen Einfluss. Durch die Einteilung des Stresslevels in einen sog. Stress Score wurde deutlich, dass immerhin 13 Pferde Anzeichen für hochgradigen Stress zeigten, der sowohl unabhängig vom Alter der Pferde und deren Geschlecht als auch von der Abreitdauer, der Wiederholung schwerer Lektionen, der Außentemperatur, der Luftfeuchtigkeit oder der Anzahl der Pferde/qm Reitplatz war. Die Wertung der Richter zeigt einen signifikanten Zusammenhang zum erhobenen Stress Score der Pferde während des Abreitens. Zusammenfassend konnten sowohl die reiterlichen Einwirkungen als auch die gezeigten Stressanzeichen der 101 Pferde primär als pferdegerecht beurteilt werden. Den größten Einfluss auf den Stress Score der Pferde hat das Maß der reiterlichen Einwirkungen. Die Tatsache allerdings, dass 44 Reiter pferdegerechte reiterliche Einwirkungen zeigten und hiervon bei 24 Pferden ein unauffälliger Stress Score festzustellen war, zeigt, dass sich Tierschutz und anspruchsvoller Pferdesport nicht zwingend ausschließen müssen.Diverse Stressanzeichen der Pferde nahmen unter der Hyperflexion signifikant zu und 86,1 % der Reiter ritten zumindest temporär in Hyperflexion. Aufgrund dieser Ergebnisse ist eine gezielt herbeigeführte und länger anhaltende Hyperflexion der Pferde aus Tierschutzgründen abzulehnen. Der Kriterienkatalog der FN ist anwendbar und verständlich, wird allerdings durch Richter und Veranstalter nicht umgesetzt. Bei allen 101 beobachteten Reitern wurde keine Reglementierung beobachtet. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse und insbesondere im Hinblick auf die enorm hohe Abwesenheitsfrequenz der Richter auf den Vorbereitungsplätzen (64 %), scheinen Vor-Ort-Kontrollen durch Amtstierärzte zur Überwachung des tierschutzkonformen Umgangs mit Pferden und eine Intensivierung der verbandseigenen Kontrollen unerlässlich. Wie die vorliegende Studie zeigt, sichern die Pferdesportverbände derzeit intern nicht das tierschutzgerechte Reiten, wie es von der Öffentlichkeit gefordert wird. Reiter sollten durch die Anwesenheit und die Reglementierung von Richtern und Amtstierärzten in Richtung tierschutzgerechtes Reiten sensibilisiert werden.


Today horses are commonly used for pleasure riding. In 2014 the German Equestrian Federation published an assessment catalog about horse-friendly riding for equestrian sporting events, to detect incorrect riding techniques. The aim of the study was to objectively assess the status quo of horse-friendly riding on national tournaments with focus on high-level dressage. Determining the percentage of horse-rider combinations differing from the desired standard. The impact of horse-rider interaction on the stress-level of the horse was evaluated. The relationship between the scoring, behavior of the involved persons in combination with non-horse-friendly riding techniques on the horse s stress-level was assessed.In total 101 horse-rider combinations on nine different tournaments were evaluated over a time span of eleven minutes each. 11.9% of the riders being male. A significant gender-dependent relationship was only found for the use of the crop. 86.1% of the riders temporarily rode in hyperflexion, fourteen riders never rode in hyperflexion and seven riders rode in hyperflexion over the entire observation period. A strong relationship was found between the time of hyperflexion (p < 0.001) and rider-horse interaction in general (p < 0.001) (e.g. crop, spurs, rein aids) on the stress level of the horses. 57 riders presented a conspicuous and five riders a non-horse-friendly influence on the horses. Grading the stress-level, using a stress-score, 13 horses presented evidence of a high level of stress; independent from age and gender of the horse as well as independent of the duration of the ride, repetition of heavy lessons, outside temperature, humidity or the number of horses/qm in the riding arena. Four horses presented maximum expression of all signs of stress. The scoring of the judges correlated significantly with the stress-score of the horses during riding.In conclusion both the rider s interaction and the signs of stress of the 101 horses can be assessed mainly as horse-friendly. The rider-horse interaction has biggest influence on the stress-score of the horse. The fact, that 44 riders showed horse-friendly interactions and 24 of these horses presented unremarkable stress-levels, demonstrates, that animal welfare and demanding equestrian sport are mutually exclusive. Various signs of stress of the horse increased significantly under hyperflexion. Based on the results of the current study and the widespread use, systematic hyperflexion of the horses at tournaments should be regulated.The FN criteria catalog is clear and understandable, however is not implemented by judges and organizers. In the 101 observed riders, no regulations were used. Based on the results of the current study and absence of judges in the practice place in 64% of the cases, on-site inspections by official veterinarians appear essential to monitor the animal welfare-compliant handling of the horses. Intensifying inspections by the associations itself should be considered as well. The current study shows, that the equestrian sport associations currently do not ensure animal welfare-friendly riding as required by the public. Sensibilization of the riders by judges and veterinarians for horse-friendly riding is warranted.

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Giessen : VVB Laufersweiler Verlag

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