Untersuchungen zur Effektivität von Interdentalraumhygiene bei Anwendung zweier unterschiedlicher Zahnseidesysteme

Abstract

Durch die Kolonisation von Mikroorganismen entwickelt sich das auf den Zahnoberflächen anheftende Pellikel zur dentalen Plaque. Diese kann durch verschiedene Mundhygieneprodukte reduziert werden. Bei der Entfernung der Plaque auf den Approximalflächen der Zähne kommt unter anderem Zahnseide zum Einsatz. Da die Handhabung der Zahnseide von vielen Menschen als schwierig empfunden wird und der klinische Nutzen von Zahnseide weiterhin diskutiert wird, werden anwenderfreundlichere Alternativen angeboten, mit denen auch eine höhere Plaquereduktion auf den Approximalflächen erzielt werden soll. Eine dieser Alternativen ist MediFloss®. Ziel der vorliegenden klinischen cross-over Interventions- und Beobachtungsstudie war daher zu untersuchen, ob mit MediFloss® im Vergleich zu konventioneller Zahnseide bereits nach kurzer Anleitung und einer Videoinstruktion mehr Interdentalräume, eine bessere Technik und Systematik erreicht werden und auf den Approximalflächen mehr Plaque entfernt wird. Die vorliegende Arbeit umfasst die Quantifikation von Plaque auf Intraoralscans vor und nach habitueller sowie instruierter Anwendung von Zahnseide und MediFloss®. In die vorliegende Studie wurden 37 Proband*innen eingeschlossen. Dabei wurde die Anwendung von Zahnseide beziehungsweise MediFloss® nach habitueller Anwendung und nach Instruktion auf den Approximalflächen der Ramfjord-Zähne untersucht. Hierfür wurde ein von dieser Arbeitsgruppe neu entwickelter Plaqueindexwert (Proximal Surface Plaque Index, PSPI) genutzt, mit dem die Approximalflächen in jeweils vier Areale ober- und unterhalb der Interdentalpapille eingeteilt werden und die Plaquemenge mit drei Graden bewertet wird. Die Erfassung der Plaque erfolgte mit dem Intraoralscanner Carestream CS 3800. Die Anwendung beider Systeme konnte den Gesamt-PSPI sowohl bei habitueller Anwendung als auch nach Instruktion verringern. Durch die habituelle Anwendung der Zahnseide reduzierte sich der Gesamt-PSPI um etwa 8 %, durch die von MediFloss® um etwa 6 %. Nach der Instruktion verbesserte sich die Effektivität beider Anwendungen, es fanden sich Reduktionen des PSPI von etwa 14 % bzw. 13 %. MediFloss® zeigte dabei keine besseren Ergebnisse als Zahnseide. Durch die habituelle Anwendung der Zahnseide reduzierte sich der PSPI im Kontaktpunktareal um etwa 13 %, im Gingivaareal jedoch nur um etwa 6 %. Nach Instruktion fanden sich Verbesserungen von etwa 16 % bzw. 13 %. Für MediFloss® fanden sich nach habitueller Anwendung in beiden Arealen Verbesserungen von etwa 6 % und nach Instruktion von etwa 13 % im Kontaktpunkt- und 12 % im Gingivaareal. Es zeigte sich in den Kontaktpunktarealen eine effektivere Reduktion der Plaque durch die habituelle Anwendung (p = 0,024) von Zahnseide als auch nach Instruktion (p = 0,050), als im Gingivaareal. Für die Anwendung von MediFloss® fanden sich für die beiden Areale dagegen keine signifikanten Unterschiede (habituell: p = 0,810; nach Instruktion: p = 0.183). Die habituelle Anwendung von Zahnseide war oral effektiver als bukkal (p = 0,024), jedoch nicht mehr nach Instruktion (p = 0,694). Für Medi-Floss® fanden sich umgekehrte Effekte: nach habitueller Anwendung war MediFloss® bukkal und oral ähnlich effektiv (p = 0,895), nach Instruktion wurden die oralen Areale dagegen effektiver gereinigt als die bukkalen (p = 0,010). Die Anwendung beider Systeme konnte den PSPI-Wert sowohl bei habitueller Anwendung als auch nach Instruktion in beiden Arealen jedoch verringern. Durch die habituelle Anwendung der Zahnseide reduzierte sich der PSPI bukkal um etwa 7 %, oral dagegen um etwa 12 %. Nach Instruktion fanden sich Verbesserungen von etwa 14 % bzw. 11 %. Für MediFloss® fanden sich nach habitueller Anwendung Verbesserungen von etwa 6 % in den bukkalen und von 8 % in den oralen Arealen; nach Instruktion lagen die entsprechenden Werte bei 13 % bzw. 14 %. Für die habituelle Anwendung von Zahnseide fand sich kein Unterschied in Bezug auf die Effektivität der Reinigung der mesialen und distalen Areale (p = 0,286), ebenso für MediFloss® (p = 0,057). Auch nach Instruktion wurden die mesialen Flächen nicht effektiver gereinigt als die distalen (Zahnseide: p = 0,759; MediFloss®: p = 0,729). Die Anwendung beider Systeme konnte den PSPI-Wert sowohl bei habitueller Anwendung als auch nach Instruktion in beiden Arealen jedoch verringern. Durch die habituelle Anwendung der Zahnseide reduzierte sich der PSPI sowohl mesial als auch distal um etwa 10 %. Nach Instruktion fanden sich in mesialen Arealen Verbesserungen von etwa 16 % und in distalen um etwa 12 %. Für MediFloss® fanden sich nach habitueller Anwendung Verbesserungen von etwa 6 % in den mesialen und von 5 % in den distalen Arealen; nach Instruktion lagen die entsprechenden Werte bei 13 % bzw. 11 %. Durch Anwendung beider Systeme konnte der PSPI-Wert somit sowohl nach habitueller Anwendung als auch nach Instruktion signifikant verringert werden. MediFloss® zeigte dabei keine besseren Ergebnisse als Zahnseide. Obwohl die Plaquereduktion nach der Anwendung von Zahnseide geringer war als antizipiert, stimmen die Ergebnisse dieser Studie mit anderen Untersuchungen überein, in denen ebenfalls eine Plaquereduktion auf den Approximalflächen beobachtet wurde. Weiterhin konnte in der vorliegenden Studie bestätigt werden, dass Instruktionsvideos ein geeignetes Mittel sind, um die Effektivität der Plaquereduktion in den Approximalräumen zu erhöhen.