Soziale Innovationen und transformative Gemeinschaften – Eine qualitative Untersuchung deutscher Ernährungsräte
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Zusammenfassung
Angesichts der zahlreichen negativen Auswirkungen derzeit dominierender Ernährungssysteme und der damit verbundenen Herausforderungen bedarf es einer Transformation des Ernährungssystems. Um lokale Ernährungssysteme nachhaltiger, demokratischer, lokaler, fairer und resilienter zu gestalten, entwickeln zivilgesellschaftliche Akteure soziale Innovationen. Diese nehmen eine wichtige Rolle in Wandlungsprozessen ein. In Deutschland werden soziale Innovationen für eine Transformation des Ernährungssystems unter anderem im Rahmen von Ernährungsräten entwickelt. Ernährungsräte gewinnen zunehmend an Relevanz und Sichtbarkeit. Die Forschung zu deutschen Ernährungsräten ist jedoch noch eingeschränkt. Bisherige Untersuchungen fokussierten sich vorwiegend auf die politische Arbeit von Ernährungsräten und ihren Beitrag zur Ernährungsdemokratie, weniger auf die sozialen Innovationen, die unter ihrem Dach entstehen. Um diese Forschungslücke zu schließen und zur Entwicklung von Transformationsstrategien beizutragen, widmet sich diese Dissertation der Entstehung sozialer Innovationen im Rahmen von Ernährungsräten. Das Ziel ist es, das Wissen über Ernährungsräte und soziale Innovationen zu erweitern, die Dynamiken der sozialen Innovationsprozesse zu verstehen und somit zur Realisierung einer Transformation des Ernährungssystems beizutragen.
Anhand von vier Fallbeispielen werden aus der Perspektive der Transformationsforschung und mithilfe des qualitativen Forschungsansatzes der Innovationsbiografie Erkenntnisse über die Entwicklungsprozesse von sozialen Innovationen gesammelt. Dazu wird ein Methodenmix aus Dokumentenanalysen, narrativen Interviews, qualitativen egozentrischen Netzwerkanalysen, Raum-Zeit-Pfaden und teilnehmender Beobachtung verwendet. Um die sozialen Innovationen darüber hinaus aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und die sie begleitenden internen Prozesse und sozialen Dynamiken fokussieren zu können, werden diese als transformative Gemeinschaften untersucht.
Diese Dissertation zeigt, dass die Entwicklung der sozialen Innovation durch interne Schlüsselakteure, diverse lokale Akteure sowie Ernährungsräte als Inkubatoren positiv und durch ehrenamtliche Strukturen sowie fehlende Ressourcen negativ beeinflusst wird. Des Weiteren wird festgestellt, dass Eigenschaften transformativer Gemeinschaften sich positiv auf die Mitgliederzahlen, die Zusammenarbeit und somit auf die Entwicklung sozialer Innovationen auswirken. Darüber hinaus wird deutlich, dass sich je nach Vision und Ziel der sozialen Innovation Unterschiede in der Entwicklung ergeben. Mit diesen Ergebnissen betont die Dissertation zum einen, dass es sich bei Transformationsprozessen, um eine gemeinschaftliche Aufgabe handelt, die nicht ohne ausreichende Ressourcen funktionieren kann. Zum anderen hebt sie die Relevanz von Ernährungsräten sowie den Einfluss sozialer Dynamiken und interner Prozesse auf Transformationsprozesse und das soziale Potenzial sozialer Innovationen für eine Ernährungswende hervor. Damit tragen die Ergebnisse zur Entwicklung von Transformationsstrategien bei.