Die verleugnete Linie: Islamische Kalligraphie als eine verschleierte transkulturelle Dimension in der Kunst der klassischen Moderne

Datum

2020-06-30

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

Zwischen dem islamischen ornamentalen kalligraphischen Duktus und zahlreichen Bildern von Künstlern der klassischen Moderne können Reminiszenzen nachgewiesen werden, welche auf eine Verwandtschaft und einen ästhetischen Nexus verweisen. Kandinsky und Picasso können als Neophilen und Innovatoren beschrieben werden, die zugleich traditionelle Artefakte fremder Kulturen bewunderten. Es sind sogar Beeinflussungen und Konnexe, die auf der anderen Seite fragliche Verhaltensweisen beider Künstler widerspiegeln, festzustellen. Das führt zu Phänomenen des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in denen „der Orient“ als eine zivilisierte Ebene nicht anerkannt wurde. Verschwiegene, verleugnete und doch aufgenommene kalligraphische lineare Ästhetik verweist auf das Problem des Orientalismus und Primitivismus. Reinheit und Primitivität waren die Eigenschaften gesuchter Formen, welche eine andere Wahrnehmung im Sinne der Künstler der Avantgarde veranlassen sollten. Der Blick des Betrachters sollte von der Schönheit des Idealismus und der gegenständlichen Welt gereinigt werden. Diese Orientierung der Reinheit war jedoch die Funktion der islamischen Ornamentik trotz ihrer Symbolik und religiösen Mystik. Daher sind zwiespältige Haltungen bei den Künstlern der Moderne anzunehmen, die befragt werden müssen. Diese Fragestellung ist für die heutige interkulturelle bzw. transkulturelle Diskussion sehr bedeutsam. Die Eigenschaft der Kunst ist, dass bei der Betrachtung die Gefühle und Absichten des Künstlers empfunden und reflektiert werden können. Bereits haben die Künstler der frühen Moderne die doppeldeutige Sichtweise gegenüber dem Orient dargestellt, indem sie ihn als die Welt der Fantasie und des Exotischen und zugleich als die Welt der Bedrohung und Wildheit zeigten. Bei den Abstraktionen sind solche Kontroversen zu reflektieren, aber mit anderen bildnerischen Mitteln. Die problematischen Blickwinkel und Verschleierungen verlieren sich mit der Zeit hinter der Aura solcher Bilder. Dieses Problem ist ebenso in der islamischen Ornamentik zu finden, deren Großvater nach der Meinung des Verfassers dieses Textes Platon ist. Aus diesem Grund sind kritische Betrachtungen heute sehr wesentlich, um den Begriff der Kultur zu reflektieren, die reinen Vorstellungen von ihren Selbstverständlichkeiten abzulösen und verschleierte interkulturelle bzw. transkulturelle Perspektiven zu entschleiern.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Zitierform