Zusammenhang zwischen Haltungsformen, Verhaltensstörungen und Erkrankungen bei Pferden unterschiedlicher Verwendungsrichtung
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Zusammenfassung
Das Ziel dieser Arbeit lag darin, einen möglichen Zusammenhang zwischen Haltungsformen, Verhaltensstörungen und Erkrankungen bei Freizeit-, Zucht- und Sportpferden unter besonderer Berücksichtigung des Bewegungsangebots in unterschiedlichen, einander gegenübergestellten Haltungsformen aufzuzeigen.Zwischen Juni 2006 und 2009 wurde eine Umfrage zu Haltungsbedingungen und Verhaltensauffälligkeiten sowie Erkrankungen bei Pferden durchgeführt. An der Umfrage nahmen 26 Ställe mit insgesamt 516 Pferden teil. Die deskriptive statistische Analyse der erfassten Daten, Häufigkeiten, Mittelwertvergleiche mittels t-Test sowie des Chi-Quadrat-Test erfolgte mit dem Programm IBM SPSS Statistics 19.Einzelbeobachtungen konnten aufgrund der Stichprobengröße nicht in ihrer Gesamtheit erfasst werden. Somit wurden als kleinste Einheit nur die Komplexe besprochen, ansonsten die Verhaltensstörungen und Erkrankungen mit ja oder nein erfasst. Der überwiegende Anteil aller erfassten Pferde waren Stuten mit 60,9 %, mit 32,6 % überwog der Rassetyp Pony und Kleinpferd, der Altersdurchschnitt der Tiere lag bei 9,65 Jahren. Über die Hälfte der erfassten Pferde wurden in Einzelboxen gehalten, gefolgt von der Offenstallhaltung und mit weniger als 10 % der Robusthaltung. Zu fast 100 % der erfassten Pferde lagen Informationen zur Verwendung vor. Die meisten Pferde wurden mehreren Verwendungen zugeführt, weniger als zehn % wurden aufgrund ihres Alters noch nicht genutzt. Die Mehrheit der verwendeten Pferde diente dem Dressursport, gefolgt von Springsport und Voltigieren. Von insgesamt n = 516 Tieren lagen Informationen zur Dauer der autonomen Bewegung in Form des täglichen Weidegangs von durchschnittlich 11,1 Stunden vor. Für n = 397 Tiere lagen Informationen zur aktuellen Nutzung als auch zu den Stunden gelenkter Bewegung pro Woche vor. Jungpferde hatten mit 22,4 Stunden/Tag die längste Möglichkeit zur autonomen Bewegung. Signifikante Unterschiede der eigenbestimmten (autonomen) Bewegung waren zwischen Jung-, Zucht- sowie zu Freizeit- bzw. Sportpferden zu beobachten, im Gegensatz zur Dauer der gelenkten Bewegung von Jung- und Zuchtpferden, in der kein Unterschied beobachtet werden konnte. Diese unterschieden sich aber signifikant von den Freizeit- sowie den Sportpferden.Insgesamt wiesen die Sportpferde im Bereich Dressurreiten und Springen das signifikant höchste Niveau an gelenkter Bewegung auf, während bei Pferden im Bereich des Westernreit- und des Trabrennsports die signifikant kürzeste gelenkte Bewegungsdauer beobachtet wurde. Die signifikant längste Möglichkeit zur autonomen Bewegung mit ganztägigem Weidegang wurde bei sechs Tieren aus dem Distanzsportbereich beobachtet. Der kürzere Weideaufenthalt von Dressur- und Springpferden konnte statistisch abgesichert werden. Von 351 Pferden wurde mittels Varianzanalyse die Einflüsse des Rassetyps, der Haltungsform, der Dauer der gelenkten und autonomen Bewegung, der Anzahl der Vorbesitzer und der Nutzer sowie die Art des Kontaktes zu Artgenossen, des Erkrankungsstatus und der Altersabweichung auf die Häufigkeit von Verhaltensauffälligkeiten ermittelt. Im Bereich der aggressiven Verhaltensstörungen hatten der Rassetyp, die Anzahl der Nutzer und die Anzahl der Vorbesitzer einen signifikanten Einfluss auf diesen Verhaltenskomplex. Ebenfalls sank mit zunehmender Weidedauer die Rate an verhaltensauffälligen Pferden in diesem Komplex. Bei den bewegungsassoziierten Störungen hatten sowohl der Rassetyp und die Anzahl der Vorbesitzer, sowie die Weidedauer einen signifikanten Einfluss. Insgesamt hatte die Länge der Weidedauer mehr Einfluss als die Haltungsform.Auf die beschäftigungsassoziierten Verhaltensstörungen hatten sowohl der Rassetyp, die Anzahl der Vorbesitzer, die Länge der Weidedauer und der Erkrankungsstatus einen signifikanten Einfluss. Die Häufigkeit der Verhaltensstörungen bei der Nutzung vom Boden wird von den Faktoren Rassetyp (Araber 75,3 %), Vorbesitzer (1 Vorbesitzer 62,1 %), der Haltungsform (Offenstall 64,2 %), der kurzen gelenkten (56,6 %) und der autonomen Bewegung (67,8 %) beeinflusst. Verhaltensauffälligkeiten im Sattel wurden signifikant beeinflusst durch die Anzahl der Vorbesitzer und Nutzer, sowie durch die Dauer der autonomen Bewegung .Insgesamt wiesen Pferde aus einer Einzelboxenhaltung signifikant häufiger Störungen im Sattel auf als Pferde aus anderen Haltungsformen. So zeigten 18,7 % der Pferde in der Einzelboxenhaltung mit Auslauf in der Gruppe Verhaltensstörungen im Vergleich zu 90,5 % gestörter Pferde in der Einzelboxenhaltung ohne Paddock.Bei den Erkrankungen traten die Erkrankungen des Bewegungsapparates mit Abstand am häufigsten auf und korrelierten mit der Anzahl der Nutzer. Dies wurde auch von anderen Autoren beschrieben.Unerwartet hoch war der Anteil an den Erkrankungen des Bewegungsapparates bei den Jungpferden bis zu fünf Jahren. Eine weitere Begründung für die hohe Anzahl von Pferden mit Erkrankungen des Bewegungsapparates in der Haltungsform Offenstall und Einzelbox ohne Paddock könnte sein, dass gute, aber z.B. durch Überbelastung und Verschleiß für den Sport untaugliche Pferde in der Zucht Einsatz finden. Die Prävalenz von Hauterkrankungen in Offenstallhaltungen wurde nicht erwartet. Sie ist möglicherweise dahingehend zu erklären, dass diese Erkrankungen häufig in einem chronischen Verlauf enden und somit die betroffenen Pferde in einen Offenstall umgestellt wurden.
The aim of this study was to show a possible correlation between stable management systems, behavioural disorders and pathologies in sport, leisure and breeding horses with special regard to movement opportunities in the different management systems comparedA survey on stable management systems and display of behaviour causes in horses was conducted between June 2006 and June 2009, in which 26 stables with a total of 516 horses participated. The description of the collected data and frequencies, the average value comparison via t-test and chi square test were effected using the software IBM SPSS Statistics 19.Due to the size of the control sample it was not possible to comprise single-case observations in their entity. For this reason, the smallest unit discussed were behavioural complexes, otherwise behavioural cause/pathology yes or no.The largest portion of all horses observed were mares with 60,9%, the prevailing breed type was pony with 32,6%, the average age of the horses was 9,65 years. More then half of the horses were kept in indoor boxes, followed by open stable management systems with constant free access to paddocks and/or grassland. Less then 10% of the horses were kept in management systems with constant free access to grassland without stable. Information concerning their use was available for almost 100% of the horses. Most of the horses were used in more than one way, less than 10% were not used at all due to their young age. The largest part was used as dressage horses, followed by show jumping and vaulting. Information on the duration of free movement was available for all 516 horses, the average free access to grassland being 11,1 hours per day. For 397 animals there was information concerning the present type of use and the duration of managed movement per week. Young horses had the largest opportunity for free movement with 22,4 hours/day. Significant differences in the opportunity for free movement were observed between young, breeding, leisure and sport horses, whereas no difference in the duration of managed movement was observed between young horses and breeding horses. However these differed significantly from the leisure and sport horses in this regard.In total, the sport horses used in dressage and jumping showed the largest proportion of managed movement, whereas horses used in western riding and trotting had the shortest duration of managed movement. The significantly largest opportunity for free movement was observed in six horses engaged in endurance riding. The shorter access to grassland for dressage and show jumping horses was statistically confirmed. The influences of breed type, management system, duration of free and managed movement, number of previous owners and users, type of contact to other members of the species and health status on the occurrence of behaviour causes were defined for 351 horses via an analysis of variability. Concerning aggressive behavioural causes, breed type, number of users and number of previous owners showed a significant influence on this complex of behavioural disorders. With longer access to grassland, the ratio of horses showing aggression-related behaviour causes was reduced significantly. Movement-related behaviour causes were influenced both by breed type, number of previous owners and free access to grassland. In total, the duration of access to grassland had a stronger influence than stable management type.Occupational behavioural causes were influenced by breed type, number of previous owners, free access to grassland and health status. The frequency of behavioural causes not associated with riding was influenced by the factors breed type (75,3 % Arabians), number of previous owners (1 previous owner 62,1%), stable management system (open stable systems 64,2%), short duration of managed movement (56,6%) and free movement (67,8%). Behavioural causes associated to riding were influenced by the number of previous owners, number of users and duration of free movement.Overall, the horses kept in single-place indoor boxes showed significantly more behavioural causes associated to riding than horses from other management systems. 18,7% of the horses kept in indoor boxes, but with limited free movement opportunity in the group showed behavioural causes compared to 90,5% of the horses from indoor boxes without access to free movement opportunities in the group.Concerning pathologies, the significantly most frequent ones concerned the locomotor system of the horse and correlated to the number of previous owners, a fact that had been confirmed by other authors as well. Quite unexpected was the high proportion of pathologies concerning the locomotor system in young horses aged up to five years. One explanation for the high proportion with locomotor system pathologies from the management types open stable and indoor box without paddock might be the fact, that good, but due to injuries and overuse no longer usable horses are used as breeding stock. The prevalence of skin pathologies in open stable management systems was quite unexpected and may be explained by the fact, that this type of pathology often ends up being chronic and the affected horses as a consequence are put in open stable management systems.