Kinder als Kommunikatoren für Ernährung und Gesundheit : eine Fallstudie im Süden Madagaskars

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2001-06

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Zusammenfassung

Das Integrierte Ernährungssicherungsprogramm (IESP) im Süden Madagaskars (Bekily) interveniert in einer Region, die durch wenig staatliche Strukturen und somit schlechtem Zugang zu Trinkwasser und Abwesenheit von Sanitäranlagen gekennzeichnet ist. Das hieraus resultierende mangelhafte Hygieneverhalten der Bevölkerung spiegelt sich in der hohen Prävalenz an Diarrhoe- und Atemwegserkrankungen wieder. In der Region Bekily sind durchschnittlich 7% der Kinder akute unterernährt. Daher setzt das IESP Bekily, neben dem Unterstützen der Bevölkerung beim Brunnen- oder Sanitäranlagenbau, seinen Interventionsschwerpunkt auf die Ernährungs- und Gesundheitskommunikation.

Zielgruppe hierbei waren bisher Frauen und Männer, doch sollen zukünftig Kinder im Schulalter als eine weitere Zielgruppe angesprochen werden, um die Bereitenwirkung der Ernährungskommunikation zu erhöhen. Möglichkeiten hierzu bietet der vom Londoner „Institute of Education“ entwickelte Child-to-Child Ansatz. Sein Ziel ist es, Kindern Wissen und Handlungsfähigkeit zu vermitteln, so dass sie in der Lage sind, ihre Gesundheit und die ihrer Mitmenschen zu schützen. Weiterhin agieren Kinder als Gesundheits-kommunikatoren für andere Kinder und ihr Umfeld.

Um Kinder als nachhaltige Gesundheitskommunikatoren in die Programmarbeit des IESPs zu integrieren, muss an ihrem Wissen und ihren Einstellungen zu ernährungs- und gesundheitsrelevanten Themen angesetzt werden. Aufgrund des offensichtlich mangelhaften Hygieneverhaltens der Bevölkerung wird hierbei ein Schwerpunkt auf das Thema Hygiene gelegt werden. Weiterhin werden die Probleme und Bedürfnisse der Kinder analysiert und angemessene Kommunikationstechniken (z.B. Spiele der Kinder) zur Umsetzung des Child-to-Child Ansatzes identifiziert. Hierdurch wird eine motivierende und interessierende Gesundheitsarbeit mit den Kindern möglich.

Mit „Participation Learning and Action (PLA)“ Methoden (z.B. Gruppendiskussion, Matrizenklassifizierung und Diagramme) wird in der vorliegenden Studie mit Kindern mit Alter von 6 bis 14 Jahren gearbeitet. Aufgrund der streng getrennten gesellschaftlichen Rollenverteilung wird während der Erhebung durchgehend, zwischen den Sichtweisen der Jungen und der Mädchen unterschieden. Weiterhin werden Väter und Mütter in die Studie mit einbezogen, um einen ganzheitlichen Eindruck zu gewinnen.

Um mögliche Unterschiede in Wissen und Einstellungen zwischen den zwei in der Region vorherrschenden Kulturen und dem Vorhandensein einer Schule zu identifizieren, wird die Studie in drei Dörfern durchgeführt. Doch zeigen die Ergebnisse der Studie kaum Unterschiede zwischen den drei Dörfern, so dass gesagt werden kann, dass die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe und öffentliche Bildung wenig Einfluss auf das Ernährungswissen und -verhalten der Kinder haben. Jedoch zeigen die Ergebnisse, dass die gesellschaftlichen Rollen der Jungen und Mädchen stark ihre Einstellungen, ihre Verhaltensweisen und ihre Spiele prägen.

Die Ergebnisse der Studie belegen deutlich das bereits aus anderen Studien bekannte, alarmierende Hygieneverhalten der Bevölkerung. Zwar sind den Kindern elementare Hygieneverhaltensweisen, z.B. das Waschen der Hände und der Nahrungsmittel bekannt, doch setzen sie diese im Alltag nicht um. Das Händewaschen betrachten die Kinder nicht als wichtig. Hygiene ist für sie ein Attraktivitätssymbol, denn ausschließlich vor dem Wochenmarkt und den kulturellen Zeremonien verwenden sie Seife, um sich im Wassertümpel zu waschen. Hieraus lässt sich schließen, dass den Kindern die gesundheitlich Bedeutung von Hygiene nicht bewusst ist.

Krankheiten, wie z.B. Diarrhoe und Malaria, werden nach Meinung der Kinder und der Mütter durch das Verzehren großer Mengen bestimmter Nahrungsmittel, besonders durch Früchte, verursacht. Das aus medizinischer Sicht als Ursache vieler Krankheiten der Region verantwortliche, mangelhafte Hygieneverhalten und der dadurch möglichen Übertragung von Krankheitserregern, betrachten die Kinder sowie ihre Mütter nicht als primäre Krankheitsursache. Nach den Ergebnissen der Studie wird als vorrangiges Ziel des Ernährungs- und Gesundheitsprogramms für Kinder empfohlen, ihnen Wissen zu vermitteln, so dass sie ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie sie von einem verbessertem Hygieneverhalten profitieren und Krankheiten vorbeugen können. Als Kommunikationstechniken hierfür können die während der Studie angewendeten PLA-Methoden dienen. Mit lokalen Spielen (z.B. Lieder und Rollenspiele) können Gesundheitsbotschaften an andere weitergeben werden.

Da die Ergebnisse zeigen, dass Kinder im Schulalter in der Projektregion Bekily viel Verantwortung und Fürsorge für jüngere Geschwister übernehmen und an Erwachsene Ratschläge weitergeben können, kann davon ausgegangen werden, dass die Kinder nach dem Child-to-Child Ansatz als erfolgreiche Gesundheitskommunikatoren fungieren können. Um die Kinder mit Spaß und Interesse als diese agieren zu lassen, sollte an ihrem Bedürfnis, Lesen und Schreiben zu lernen, angesetzt und der Child-to-Child Ansatz mit einem funktionellen Alphabetisierungsprogramm kombiniert werden

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Anmerkungen

Veröffentlichter Fachartikel zu Diplomarbeit: Mahr, J., Wüstefeld, M. & Krawinkel, M. (2005). Nutrition education for illiterate children in Southern Madagascar – addressing their needs, perceptions and capabilities. Public Health Nutrition, 8(4), p. 366-372 // Veröffentlichung der Dissertation (Mahr-Slotawa J., 2020) zum Thema: The Children’s Right to Participate in the Comprehen-sive School Health Programme in Kenya – How can this right become a reality? A participatory research project with children in three primary schools in Kiambu County in Kenya; published at: https://pub.uni-bielefeld.de/

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