Geschlechtsspezifische Unterschiede in der zentralen Hämodynamik über sechs Monate bei kardiovaskulären Risikopatienten: Eine nichtinvasive Analyse mit VascAssist2®

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Die wachsende Bedeutung der Einbeziehung von Geschlechteraspekten in der medizinischen Forschung und Praxis kardiovaskulärer Erkrankungen ist unverkennbar. Trotz wachsender Evidenz für geschlechtsspezifische Unterschiede werden Standardtherapien nach einem kardiovaskulären Ereignis weiterhin geschlechtsneutral angewendet. Die daraus resultierende mangelnde Berücksichtigung geschlechtsspezifischer hämodynamischer Besonderheiten in der klinischen Praxis führt dazu, dass insbesondere Frauen im Outcome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen benachteiligt sind. Vor diesem Hintergrund zielt diese Untersuchung darauf ab, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in zentralen hämodynamischen Parametern bei einem Hochrisikokollektiv über einen Beobachtungszeitraum von 6 Monaten zu analysieren, um Präventions- und Behandlungsprotokolle effektiver anpassen zu können. Darüber hinaus werden die Parameter in Abhängigkeit vom Vorhandensein kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Nikotinabusus, arterielle Hypertonie, familiäre Disposition und Dyslipidämie bewertet mit dem Ziel, eine Risikostratifizierung zu ermöglichen.
Zur Messung wurde mit dem VascAssist2® eine nicht-invasive, validierte Methode angewandt, die mittels oszillometrischer Messung zentrale Blutdruckwerte (cSBP und cDBP), den Augmentationsindex normiert auf eine Herzfrequenz von 75 (AIX@75) sowie die Pulswellengeschwindigkeit (PWV) im Rahmen einer Pulswellenanalyse erfasst und so Rückschlüsse auf die Gefäßsteifigkeit ermöglicht. 145 Patienten (76,6 % Männer, 23,4 % Frauen), die nach einem kardialen Vorfall auf einer kardiologischen Station behandelt wurden, wurden in die Studie eingeschlossen und nach 0, 3 und 6 Monaten untersucht. Bei den männlichen Patienten war bereits in den ersten drei Monaten nach einem kardiovaskulären Ereignis eine Verschlechterung der gemessenen Werte erkennbar, gefolgt von einer anschließenden Stabilisierung. Die Pulswellenparameter der Frauen stiegen ebenfalls zu Beginn, zusätzlich im zweiten Untersuchungszeitraum und über die gesamte Beobachtungsspanne fulminanter an. Eine Ausnahme bildete die PWV, die sich für beide Geschlechter über den Studienverlauf relativ konstant verhielt. Lag bei Frauen eine Diabetes mellitus vor, entwickelten sich die Werte für die Gefäßsteifigkeit vergleichsweise progredienter. Bei Männern zeigte sich solch ein Zusammenhang hingegen beim Vorliegen einer familiären Disposition.
Resümierend deuten die Ergebnisse der zeitlichen Entwicklung darauf hin, dass Frauen vulnerabler auf kardiovaskuläre Vorfälle reagieren und übliche therapeutische Maßnahmen weniger effektiv sind. Darüber hinaus legen die Daten nahe, dass die derzeitige Standardtherapie primär an männlichen Patienten ausgerichtet ist. Bei der Nachsorge kann daher eine individualisierte, geschlechtsspezifisch angepasste Therapie in den ersten drei Monaten nach einem kardiovaskulären Ereignis von entscheidender Bedeutung sein, um Komplikationen zu vermeiden und die im Vergleich zu Männern nachteilige Langzeitprognose zu verbessern. Dabei sollte aufgrund nachweislich unterschiedlich zu gewichtender Einflüsse kardiovaskulärer Risikofaktoren eine geschlechtsspezifische Risikostratifizierung im Rahmen eines Präventionskonzeptes Berücksichtigung finden. Allerdings bedarf es diesbezüglich weiterer Studien mit längeren Beobachtungszeiträumen, um die Wirksamkeit verschiedener Behandlungsstrategien für Männer und Frauen differenziert zu evaluieren und letztendlich konkrete Empfehlungen formulieren zu können.

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