Überlebenszeiten von festsitzendem Zahnersatz unter Berücksichtigung von parodontalen Parametern
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Zusammenfassung
Einleitung und Ziel der Arbeit: Die Altersstruktur in der Bundesrepublik Deutschland charakterisiert sich durch den demographischen Wandel und der daraus resultierenden Überalterung der Gesellschaft. Dieser Wandel in Verbindung mit einem verstärkten Bewusstsein für zahnärztliche Prophylaxemaßnahmen führte dazu, dass es einem immer größeren Teil der Bevölkerung gelingt, die eigenen Zähne bis ins hohe Alter zu erhalten. Obwohl festsitzendem Zahnersatz eine höhere Lebenserwartung nachgesagt wird als herausnehmbarem Zahnersatz, ist auch bei diesem oft mit Nebenwirkungen zu rechnen. Diese Nebenwirkungen werden im Zuge der Präparation und Überkronung von natürlichen Zähnen immer wieder beobachtet, wie z.B. Vitalitätsverlust nach Präparation sowie Kronenrandkaries und parodontale Komplikationen. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit lag auf der Überlebenszeitanalyse und diese modellierende Faktoren sowie der Einfluss von festsitzendem Zahnersatz auf die parodontale Gesundheit. Da der Einfluss von Kronen- und Brückenversorgungen auf die parodontale Gesundheit im Zeitverlauf eines Nachsorgeprogramms in der Literatur bislang nur unzureichend bearbeitet wurde, galt es in der vorliegenden Arbeit zu klären, inwiefern festsitzender Zahnersatz seit der Eingliederung über die Zeit Einfluss auf die parodontale Gesundheit nimmt.Material und Methode: Die vorliegende retrospektive Longitudinalstudie basiert auf Patientendaten von insgesamt 1324 Kronen- und Brückenkonstruktionen, die bei insgesamt 374 Patienten in einem Zeitraum von 1978 bis 2012 in der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik der Justus- Liebig- Universität Gießen hergestellt, eingegliedert und nachgesorgt wurden. Die Analyse wurde folgendermaßen gegliedert: 1. Restaurationsbezogene Auswertung für die statistische Überlebenszeitanalyse und Ermittlung der Einflussfaktoren Art der Restauration, Art des Werkstoffes, Lokalisation im Kiefer, Teilnahme am Recall und Stiftversorgung der Pfeilerzähne. Jede Versorgung wurde hier als unabhängiger Patientenfall in die Auswertung einbezogen. 2. Patientenbezogene Auswertung im Rahmen der Überlebenszeitanalyse zur Ermittlung der Einflussfaktoren Geschlecht und Vorhandensein von Zahnbelägen. 3. Ermittlung der Langzeiteffekte von festsitzendem Zahnersatz auf die parodontale Gesundheit. Zur Analyse wurde die Differenz der Werte der Befundung von Sondierungstiefe, Blutung auf Sondierung, Attachmentlevel und Plaqueindex an den neuüberkronten Zähnen und den entsprechenden gesunden Kontrollzähnen zum Zeitpunkt der Eingliederung und zum Zeitpunkt des letzten Recalls herangezogen. Zum Zeitpunkt der Eingliederung waren die Patienten parodontal gesund bzw. saniert. Ergebnisse: Der Beobachtungszeitraum aller Kronen- und Brückenversorgungen (N=1324) lag bei einem Mittelwert von 7,10 +/- 5,72 Jahren mit einem Maximum von 32,27 Jahren. Im Rahmen der patientenbezogenen Auswertung lag die Beobachtungsdauer im Mittel bei 7,25 +/- 6,15 Jahren. Das Maximum lag bei 33,29 Jahren. Die Überlebenszeit lag im Mittel bei 16,11 Jahren für das Gesamtkontingent der festsitzenden Restaurationen. Für Einzelkronenversorgungen lag die mittlere Überlebenszeit mit 17,83 Jahren weitaus höher als für Brückenkonstruktionen mit 12,68 Jahren. Demzufolge zeigte sich eine signifikant höhere Haltbarkeitsdauer für Einzelkronen im Vergleich zu der der verblockten Kronen, Endpfeiler-, Freiend- und überspannten Brücken in den paarweisen Vergleichen (p<0,001). Ebenso zeigten im Unterkiefer eingegliederte Restaurationen eine signifikant längere Überlebenszeit als diejenigen, welche im Oberkiefer eingegliedert wurden mit p= 0.017. Gleiches ergab sich auch für Kronen- und Brückenversorgungen, bei denen kein Pfeilerzahn mit einem Wurzelstift versorgt wurde. Diese zeigten signifikant höhere Überlebenszeiten gegenüber Restaurationen ohne Stiftinsertion (p<0,005). Hinsichtlich der Entwicklung der parodontalen Parameter von überkronten und nicht überkronten Zähnen zeigte sich, dass die Werte der Sondierungstiefen an überkronten Zähnen signifikant höher waren als an den nicht überkronten gesunden Kontrollzähnen (p<0,0005). Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Brückenrestaurationen konstruktionsbedingt einer größeren Gefahr ausgesetzt sind, früher ihre Funktion zu verlieren als Einzelzahnrestaurationen. Wie sich in der vorliegenden Arbeit herausstellte, zeigte sich der regelmäßige Recall von größter Wichtigkeit. Durch eine kontinuierliche Nachsorge kann bei festsitzendem Zahnersatz und speziell bei Brückenversorgungen das Risiko von frühzeitigem Funktionsverlust reduziert werden. Im Hinblick auf die parodontale Gesundheit lässt sich sagen, dass bei sachgemäßer Ausführung, wie Einhaltung der biologischen Breite , bessere Kronenrandpassung durch sauberes Abformen und möglichst minimalinvasives atraumatisches Präparieren, bleiben die parodontalen Parameter auch über die Jahre unbeeinflusst.