Möglichkeiten der Erfassung leichter kognitiver Beeinträchtigungen bei 50 bis 59-Jährigen Patienten in stationärer psychosomatischer Behandlung : Einflussgrößen und Zusammenhänge zur beruflichen Leistungsfähigkeit
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Zusammenfassung
Durch die Alterung der Gesellschaft und einen möglichen Anstieg der Lebensarbeitszeit kommt dem Erhalt des kognitiven Leistungsvermögen älterer Arbeitnehmer große Bedeutung zu. Dass viele Arbeitnehmer nicht bis ins höhere Alter leistungsfähig sind, zeigt sich am rapiden Anstieg der vorzeitigen Berentung von Personen mit psychischen Erkrankungen. Die Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit wurde bisher nur bei älteren Personen über 65 Jahren vor allem im Zusammenhang mit dem heterogenen Konstrukt leichter kognitiver Beeinträchtigungen (LKB) untersucht. Unter LKB versteht man erworbene Zustände einer Minderung der Merkfähigkeit, der Aufmerksamkeit oder des Denkvermögens, die über das Maß des physiologischen Alterungsprozesses hinausgehen, aber nicht das Ausmaß einer Demenz erreichen. LKB sind noch mit vielen Unklarheiten bezüglich ihrer Definitionen, Prävalenzraten und ihres Verlaufs behaftet. Auf dem ersten Symposium der internationalen Arbeitsgruppe für leichte kognitive Beeinträchtigungen 2003 in Stockholm wurde ein Modell für den Klassifikationsprozess von LKB vorgestellt, welches unterschiedliche Typen von LKB definiert. Weist eine Person ausschließlich Gedächtnisdefizite auf, spricht man von einer amnestischen LKB. Sind zusätzlich zum Gedächtnis weitere kognitive Funktionen beeinträchtigt, liegt eine multidimensionale amnestische kognitive Einbuße vor. Zeigt ein Patient kognitive Beeinträchtigungen, die nicht das Gedächtnis betreffen, spricht man von einer nicht-amnestischen leichten kognitiven Beeinträchtigung. Leichte kognitive Beeinträchtigungen wirken sich oft auf die berufliche Leistungsfähigkeit aus. Wie wir in vergangenen Studien zeigen konnten, besteht bei 50 bis 59-Jährigen Patienten in der psychosomatischen Rehabilitation ein hohes Maß an beruflicher Belastung in Bezug auf technologische Veränderungen und Umstrukturierungen am Arbeitsplatz. Geringgradige kognitive Beeinträchtigungen können die berufliche Leistungsfähigkeit besonders bei neuen Anforderungen, wie etwa neu eingeführter EDV bzw. PC-Nutzung am Arbeitsplatz, deutlich beeinträchtigen. Ziel der vorliegenden Studie war die Erstellung und Validierung einer Testbatterie zur Erfassung leichter kognitiver Beeinträchtigungen in einer Psychosomatischen Klinik. Sie stützt sich erstmals auf Patienten im Alter zwischen 50 und 59 Jahren, um herauszufinden, wie häufig leichte kognitive Beeinträchtigungen bei dieser Altersgruppe auftreten. Zudem wurde der Einfluss von LKB auf die berufliche Leistungsfähigkeit und die sozialmedizinische Beurteilung bei Entlassung aus der Klinik untersucht. In der Studie wurden 124 Patienten der psychosomatischen Klinik Bad Neustadt/ Saale mit einer 90 minütigen neuropsychologischen Testbatterie untersucht. Zusätzlich erhielten die Teilnehmer einen Fragebogen zu ihrem Gedächtnis in Alltag und Beruf. Die Testbatterie enthielt standardisierte Testverfahren zum Gedächtnis, der selektiven und geteilten Aufmerksamkeit, dem räumlichen Vorstellungsvermögen, der Problemlösefähigkeit und den sprachlichen Fähigkeiten. Mit dem Fragebogen wurde neben der Selbsteinschätzung der eigenen Arbeitsleistung, dem arbeitsbezogenen Erlebens- und Verhaltensmuster sowie aktuellen Problembereichen die subjektive Gedächtnisleistung und die Depressivität der Teilnehmer erhoben. Bei 24 Prozent der Teilnehmer traten leichte kognitive Beeinträchtigungen auf. Reine Gedächtnisstörungen bestanden bei elf Prozent der Patienten, Gedächtnisdefizite mit beeinträchtigten weiteren kognitiven Funktionen bei fünf Prozent und Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen ohne Gedächtniseinbußen bei neun Prozent der Probanden. Die Testleistung der Patienten wurde durch die Depressivität und die Dauer der Schul- und Berufsausbildung beeinflusst. Die Ergebnisse der Studie zeigten weiter, dass Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen vermehrt berufliche Schwierigkeiten berichteten und mit ihrer Arbeitsleistung weniger zufrieden waren als Teilnehmer ohne LKB. In einer Folgestudie zur Diagnostik und Therapie leichter kognitiver Beeinträchtigungen soll nun untersucht werden, ob sich die kognitive Leistungsfähigkeit von Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen durch ein intensives Trainingsprogramm verbessern bzw. wiederherstellen läßt.
Due to ageing of the population and a possible rise of the age of retirement, cognitive capacity of older people is gaining great importance. As evidenced by the increase of early retirement due to psychosomatic desease, many employees are not capable to work at a higher age. Decreasing cognitive abilities were usually studied in subjects over 65 years based on the heterogeneous construct of mild cognitive impairment (MCI). The term mild cognitive impairment (MCI) is generally used to refer to a transitional stage between normal aging and clinical probable Alzheimer´s disease (AD). MCI is very herterogenous in its clinical presentation and could be considered in broad clinical context. The clinical presentation of MCI can be classified according to three subtypes: Amnestic MCI with isolated memory impairment, multidomain MCI wich contains amnestic deficites with additional impaired cognitive functions and impaired cognitive functions without an amnestic syndrome called non-amnestic MCI. Many patients in the age group from 50 to 59 years reported great difficulties in the treatment of reorganizations and implementation of new technology on their jobs. The failure of the accomplishment of these changes at the work place could result in a negative self-consciousness, which could convert into a circuit of anxiety to fail, resignition and depression. Minimale cognitive impairments may additionally complicate the coping of the new challenges. This study investigated for the first time the prevalence of mild cognitive impairment in the age group from 50 to 59 years and their impact on the subjective vocational achievement. Further more the evaluation of ability to work after discharge from the psychosomatic clinic was assessed. In the study a battery of standarized cognitive tests was conducted with 124 patients of the psychosomatic hospital Bad Neustadt/ Saale. The patients also got a questionaire about their memory in daily living and on the job. The battery consists of tests about memory, selective and devided attention, language, visuospacial skill, perceptual speed and executive functioning. The subjective memory in everyday was assessed by the memory assessment clinics (MAC). The duration of education was summed up over years of education and years of vocational training. Depression was assessed by the Beck-Depression-Inventory (BDI). In 24 percent of patients mild cognitive impairment was observed. These were differentiated according to three subtypes. Amnestic impairment was found in 11 percent of patients, amnestic defizites with additional impaired cognitive functions in 5 percent and impaired cognitive functions without an amnestic syndrom in 9 percent. Test scores of the participants were influenced by depression and the total duration of education. Patients with MCI reported more problems in their jobs than participants without minimale cognitive impairment and were less comfortable with their job performance. Cognitive impairments of older employees could possibly be compensated by specific training programms in order to maintain or rebuild their work capacity. In a follow up study we will examine, if the cognitive deficites of patients with MCI are reversible.