Phänomeme: Soziologische Dimensionen virtualisierter Vergemeinschaftung zur Nutzung und Verbreitung von Internet-Memen

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2016

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Der Begriff Web 2.0 koppelt zentrale technologische und soziale Entwicklungstendenzen des Internets, die neuartige Dynamiken innerhalb sozialer Interaktions- und Gestaltungsprozesse hervorrufen und Bestandteil einer medialisierten und digital erfahrbaren Kultur der Gegenwart geworden sind. Diese Entwicklung zeigt einen substanziellen qualitativen Wandel, der durch dieSteigerung der Partizipationsmöglichkeiten und die Teilhabe an sozialen und kollaborativen Informations- und Kommunikationsaustauschprozessen erkennbar ist (vgl. Ebersbach et. al. 2011: 35). Soziale Netzwerke wie Facebook oder Myspace, Blogging- oder Filesharing Dienste wie Twitter, Instagram oder Tumblr implementieren dabei die zentralen Logiken des sogenannten Social Web, indem sie den einstigen Rezipienten1 von Informationen zum aktiven Teilnehmer und Produzenten von medien-generierten Inhalten im Internet befähigen. Diese mediale Partizipationskultur bietet den Usern eine Grundlage und das Werkzeug, sich auf komplexe und kreative Weise im Internetauszudrücken und Informationen und Eindrücke zu verarbeiten, zu entwickeln und weiterzugeben. Die dabei entstehenden Ton-, Bild- und Videodateien, sind dem Begriff Internet-Mem zuzuordnen und bilden den zentralen Referenzpunkt der vorliegenden Arbeit. Diese digitalen Artefakte erweisen sich als kreatives Werkzeug digitaler Partizipationskultur und komplexe Kommunikationsstrategie in einem virtuellen Umfeld. Das Veröffentlichen und Teilen(´Sharing´) von digitalen Artefakten trägt dabei zu einer kulturellen Reproduktion gesellschaftlicher Denkweisen bei. Das Hashtag #Aufschrei konnte durch die Möglichkeit der Verlinkung als direkte Anschlusskommunikation weiter geteilt, verändert oder imitiert werden, was das Hashtag als digitales Artefakt zu einem Internet-Meme transformiert.Nach den Terroranschlägen am 13. November 2015 in Paris ging eine Tinten-Zeichnung des Illustrators Jean Jullien als Bilddatei mit dem Eiffelturm als Friedenszeichen im Internet viral. Die Zeichnung wurde geteilt, transformiert und auf verschiedenen Onlineplattformen verbreitet, um Solidarität, Mitgefühl und Trauer für die Opfer und Angehörigen auszudrücken (vgl. Nogge 2015). Nicht alle Internet-Meme erreichen einen solchen Aufmerksamkeitsstatus und sind derart politisch geprägt wie #Aufschrei oder die Tintenzeichnung von Jullien. Ein Anteil der Inhalte ist von Banalitäten, Humorismus oder Trivialitäten gekennzeichnet und im Rahmen digitaler Kompetenz mit künstlerischer Ausdrucksfähigkeit verknüpft. LolCats, Advice Animals oder Rage Comics sind nur ein Auszug zahlreicher Mem-Kategorien, die sich u.a. in Formaten wie dem Haarlem Shake, dem Musikvideo Gangnam Style oder der Ice Bucket Challenge viral im Cyberspace verbreiten. Internet-Meme erscheinen dabei augenscheinlich als triviale und banale digitale Artefakte, tatsächlich spiegeln sie tiefe gesellschaftliche und kulturelle Strukturen wider (vgl. Shifman 2014: 20). Der Begründer der Meme-Theorie Richard Dawkins formuliert in seinem 1976 erstmals veröffentlichten Werk The Selfish Gene drei Grundeigenschaften von Memen: Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und Wiedergabetreue. Alle drei Aspekte werden durch das Internet verstärkt und finden so Anschluss in der gegenwärtigen Internetforschung, die durch Aspekte des Social Web geprägt ist. Der Akt des Teilens wird nach Kommunikations- und Technologieforscher Nicolas John als Kern des Web 2.0 verstanden (vgl. John 2013). Das Hochladen von Videos, das Verlinken von Bildern, das Tweeten und Retweeten von Hashtags und Links stellt sich als zentrale kulturelle Logik heraus, die das Teilen und Verbreiten von gemeinsamen Gefühlen, Meinungen oder Erfahrungen bzw. das Kommunizieren von sozialer Wirklichkeit umfasst. Selektions- und Gruppierungsprozesse produzieren Inklusions- und Exklusionsmechanismen, die die User bei der Entstehung virtualisierter Vergemeinschaftungspraktiken aktiv mitgestalten und potenzieren können. Eine virtuelle Inklusion von Gesellschaft deutet auf einen Wandel sinnhafter Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibung hin, was nach dem Nutzen von Internet-Memen für das Verständnis der digitalen Kultur fragt. Participatory culture is not a gimmick or a sideshow; it is absolutely core business (Burgess/Green 2009: 6). Vor diesem Hintergrund wird der Versuch unternommen die Nutzungspraktiken und Verbreitungsstrategien von Internet-Memen zu untersuchen, um Prozesse und Praktiken virtueller Vergemeinschaftung aufdecken zu können. Dabei soll ein Beitrag zu der gegenwärtigen Forschung medialer Partizipationskulturen im Rahmen der Kultur-, Medien- und Internetforschung aus sozialwissenschaftlicher Perspektive geleistet werden. Die konkrete Fragestellung lautet dabei: Wie trägt die Nutzung und Verbreitung von Internet-Memen in Web 2.0 zu Prozessen virtueller Vergemeinschaftung bei?

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