Palliativpsychologie als entstehende Disziplin im multiprofessionellen Feld der Palliativversorgung. Forschungsstand und Forschungsbedarfe

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2023

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Mit der Palliativpsychologie widmet sich die vorgelegte Habilitationsschrift einer derzeit entstehenden Disziplin innerhalb des multiprofessionellen Anwendungsfelds der Palliativversorgung. Sowohl berufspolitisch als auch in Bezug auf den Erkenntnisgewinn der durch sie beforschten Themen konnte sich die Palliativpsychologie in den letzten Jahren zunehmend verdichten und profilieren. Durch vorliegende Schrift herausgearbeitet werden soll ihr Wesen und Gegenstandsbereich – zunächst mit besonderer Berücksichtigung von Merkmalen der Überlappung und Abgrenzung zur benachbarten Disziplin der Psychotherapie. Ferner werden für die patient:innenorientierte Forschung – am Beispiel der ‚patient safety‘ – sowie für die angehörigenorientierte Forschung – am Beispiel der ‚Bedürfnisse Angehöriger‘ – ausgewählte Befunde vorgestellt. Sodann werden zwei Schwerpunktbereiche, nämlich ‚Spiritual Care‘ und ‚Trauerversorgung‘ durch die vorgelegte Habilitationsschrift unter diagnostischen, interventiven oder evaluativen Aspekten weiter beschrieben und charakterisiert. So wurde der zentrale Stellenwert des Themenbereichs Spiritualität und Religiosität am Lebensende über eine Befragung von Psycholog:innen in Palliative Care herausgearbeitet. Die Verbindung von Spiritualitäts- und Lebenssinnforschung aufgreifend wurde ein phänomenologisches Rahmenmodell entwickelt, das als Grundlage für eine thematisches Screening spezifisch zur Anwendung am Lebensende dienen kann. Aufgrund des Einbezugs Angehöriger in die Palliativversorgung wird auch die Trauer Hinterbliebener zum Teil des palliativen Versorgungsauftrags. Über eine Diagnostik zur Früherkennung komplizierter Trauerverläufe beinhaltet die Palliativpsychologie das Potenzial, als intersektorale Schnittstelle wirksam zu werden. In einem systematischen Review wurden Messinstrumente zur Diagnostik bzw. Frühdiagnostik klinisch relevanter Trauerverläufe sowie Trauer in ihrer Multidimensionalität identifiziert und beschrieben. Es wurde ein Stepped-Care-Modell entwickelt um die Versorgung Trauernder zu systematisieren und spezifische Bedarfe adäquaten Interventionsangeboten und Leistungserbringern zuordnen zu können. Zugleich wurde in einer explorativen Trendstudie ermittelt, durch wen die Realversorgung Trauernder im bundesdeutschen Versorgungsraum derzeit erfolgt. Es ergab sich, dass – etwa hinsichtlich der Aspekte der Qualifikation und des Professionalisierungsgrads – Entwicklungsbedarf besteht. Schließlich zeigte eine soziologisch angelehnte Analyse, dass sich Verlustbewältigung geradezu gegenläufig zur Beschleunigungslogik der westlichen Gesellschaft verhält. So ist zu schlussfolgern, dass Trauer als bio-psychologischer Prozess nicht beschleunigbar ist. Veränderungen sind daher auch auf gesellschaftlicher Ebene notwendig. Schließlich wurden ausgewählte Fragestellungen zum Thema ‚Spezialisierte ambulante pädiatrische Palliativversorgung‘ im Sinn eines Exkurses palliativpsychologisch angrenzender Versorgungsforschung aufgeworfen und bearbeitet. So wurden Spezifika der Gründungsphase eines Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche (SAPV-KJ) ermittelt. Ergänzt wurden die erhaltenen Befunde durch eine zweiteilige Studie zur Impfversorgung von SAPV-KJ-Patient:innen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein ebenso strukturiertes wie fachlich fundiertes und rechtzeitig angebotenes Advance Care Planning zentrale Grundvoraussetzung für eine adäquate Versorgung der erkrankten Kinder und Jugendlichen darstellen sollte. Dabei richtet sich dieses im besten Fall an den Prinzipien partizipativer Entscheidungsfindung aus und integriert die Thematisierung von Notfallplänen wie auch das ärztlich unterstützte Abwägen der Sinnhaftigkeit von Impfungen. Der Anspruch, den palliativpsychologischen Forschungsstand anhand ausgewählter Schwerpunkte zu beschreiben sowie Forschungsbedarfe aufzuzeigen, wird ergänzt um Studienentwürfe und Impulse zur empirischen Weiterführung aufgeworfener Forschungsfragen.

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