Die Bilanzierung latenter Steuern nach IAS 12 : eine Untersuchung der Wertrelevanz latenter Steuern im IFRS-Konzernabschluss deutscher börsennotierter Unternehmen
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Zusammenfassung
Die Bilanzierung latenter Steuern gehört zu den komplexesten Sachverhalten in der internationalen Rechnungslegung. Ihre Komplexität geht einher mit dem Aufwand, der mit ihrer Bilanzierung verbunden ist. Dieser Aufwand könnte dann gerechtfertigt sein, wenn der Bilanzierung latenter Steuern auch ein entsprechender Nutzen gegenüber steht. Dies dürfte vor allem dann der Fall sein, wenn latente Steuern den Adressaten der Rechnungslegung (insbesondere Kapitalmarktteilnehmern) relevante Informationen liefern. Empirische Untersuchungen deuten zum überwiegenden Teil darauf hin, dass latente Steuern kapitalmarktrelevant sind. Allerdings basieren diese Untersuchungen zum weit überwiegenden Teil auf anglo-amerikanischen Daten und es ist unklar, ob diese Befunde auf andere Länder übertragbar sind. Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist daher die Untersuchung der Kapitalmarktrelevanz latenter Steuern nach IAS 12 für deutsche Unternehmen aus den vier Top-Indizes der Frankfurter Wertpapierbörse (DAX, MDAX, SDAX, TecDAX). Methodisch kommt der Ansatz sog. Value Relevance Studies zur Anwendung, der auf die statistische Assoziation zwischen Unternehmenswert und bestimmten Rechnungslegungsinformationen (hier: latente Steuern) abstellt. Die empirischen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung deuten darauf hin, dass latente Steuern in einem nachweisbaren Zusammenhang mit dem Unternehmenswert stehen: aktive latente Steuern stehen grundsätzlich in einem positiven und passive latente Steuern sowie Steueraufwendungen stehen in einem negativen Zusammenhang mit dem Unternehmenswert. Diese Ergebnisse stehen grundsätzlich im Einklang mit der bestehenden empirischen Evidenz. Dies gilt jedoch nicht für aktive latente Steuern auf steuerliche Verlustvorträge, die anders als die übrigen aktiven latenten Steuern in einem signifikant negativen Zusammenhang mit dem Unternehmenswert stehen. Dies widerspricht der Auffassung des IAS 12, der aktivierte steuerliche Verlustvorträge als Vermögenswert betrachtet, und steht im Widerspruch zur anglo-amerikanischen Evidenz. Dieser statistisch signifikante Zusammenhang findet sich auch in einer Stichprobe britischer Unternehmen aus dem FTSE All Share, die für Vergleichszwecke aufgebaut wurde ( matched sample ). Weitere Untersuchungen sowohl für die deutsche als auch die britische Stichprobe deuten darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Unternehmenswert und aktivierten steuerlichen Verlustvorträgen vor allem für solche Unternehmen negativ ist, für welche die Wahrscheinlichkeit, in Zukunft Gewinne zu erwirtschaften, mit denen die Verlustvorträge verrechnet werden können, nach Wahrnehmung des Kapitalmarkts geringer ist. Dies dürfte dafür sprechen, dass die Aktivierung steuerlicher Verlustvorträge bei diesen Unternehmen vom Kapitalmarkt als bilanzpolitisch motiviert betrachtet und dementsprechend durch einen Preisabschlag sanktioniert wird.