Reflexive soziale Aufmerksamkeitsorientierung: Verhalten, Hirnaktivierung und Effekte der fMRT-Schichtführung
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Zusammenfassung
Die visuelle reflexive Aufmerksamkeitsorientierung ist für zwischenmenschliche Interaktionen essenziell und u.a. bei Menschen mit Autismus oder Schizophrenie beeinträchtigt. Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit der Erforschung deren neurophysiologischen Grundlagen.
In der Literatur lässt sich Evidenz dafür finden, dass sowohl zentral präsentierte nicht-prädiktive Blick- als auch symbolische Pfeilhinweisreize eine automatische Orientierung der Aufmerksamkeit in Richtung eines peripheren Zielreizes (sog. „Cueing“) bewirken können. Dahingehend wurde in der vorliegenden Untersuchung ein an Friesen & Kingstone (1998) angelehntes zentrales Cueing-Paradigma eingesetzt, bei dem soziale Blickhinweisreize mit nicht-sozialen Pfeilhinweisreizen verglichen wurden. Zusätzlich wurde der Effekt einer Variation des Zielreizes (sozial vs. nicht-sozial) untersucht. Das Experiment wurde mit 52 gesunden Testpersonen durchgeführt. Die Aufmerksamkeitsleistung wurde durch die Messung von Reaktionszeiten quantifiziert, während in der fMRT hämodynamische Korrelate der Hirnaktivierung erfasst wurden. Auf der Verhaltensebene konnte varianzanalytisch ein Kongruenz-Effekt nur für nicht-soziale Hinweisreize beobachtet werden. Für soziale Hinweisreize wurde hingegen ein robuster Erleichterungseffekt in Kombination mit sozialen Zielreizen ermittelt, welcher unabhängig von der Kongruenz-Bedingung war. Dadurch ergaben sich Hinweise auf einen anderweitigen stimulusspezifischen reflexiven sozialen Aufmerksamkeitsprozess, welcher durch eine implizite Gedächtnisleistung oder eine Salienzsteigerung durch den sozialen Kontext bedingt gewesen sein könnte. In diesem Zusammenhang wurden spezifische Aktivierungen rechtsseitig im posterioren Gyrus temporalis medius und im Gyrus frontalis medius sowie bilateral im Gyrus lingualis in der fMRT detektiert. Unabhängig vom Zielreiz-Typ und damit von der Reaktionsleistung, konnten Aktivierungen für soziale Hinweisreize bilateral im Gyrus fusiformis und im Calcarinen Cortex, sowie rechtsseitig im Cuneus und Gyrus occipitalis inferior festgestellt werden. Diese bestätigen größtenteils bisherige Befunde zur gesichterselektiven neurokognitiven und basalen visuellen Verarbeitung.
In einer Nebenfragestellung wurde anhand des Vergleichs der fMRT-Daten von zwei Gruppen innerhalb o.g. Stichprobe mit unterschiedlichem Schichtführungswinkel untersucht, ob dieser einen Einfluss auf die gemessene hämodynamische Aktivierung (BOLD) hatte. Aus den Ergebnissen ergaben sich dafür keine wesentlichen Hinweise. Jedoch erscheint zur Überprüfung dieser Fragestellung ein Studiendesign mit einem Vergleich intraindividueller anstatt interindividueller Daten valider.