Dilettantismus als Methode : Mark Dions Recherchen zur Phänomenologie der Naturwissenschaften

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2005

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Ausgehend von der Beobachtung, dass der Dilettantismus im Zuge eines gestiegenen Interesses an universalistischen Theorien, die Kunst und Naturwissenschaften deutlicher in Bezug zueinander setzen als dies meist für die Gegenwart diagnostiziert wird, zunehmend an Konjunktur gewonnen hat, wird das künstlerische Werk des Amerikaners Mark Dion (*1961) untersucht. Die vorliegende Dissertation ist als monographische Übersicht angelegt und arbeitet den Dilettantismus als zentrale Arbeitsmethode des Künstlers heraus.Dion analysiert in seiner Arbeit die Repräsentationen der Natur in den Wissenschaften und deren Geschichte und rekurriert dabei methodisch auf institutionskritische und ortsspezifische künstlerische Praktiken, wie sie sich seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt haben. Ergebnisse seiner Recherchen sind häufig detailreiche Installationen sowie performative Projekte, in deren Rahmen der Künstler Handlungsweisen und Repräsentationsmodi aus den Wissenschaften adaptiert und in den Kunstkontext überführt. Diese performativen Arbeiten, in welchen Dion die Phänomenologie der Wissenschaften als Dilettant, d.h. also als Nichtfachmann und dennoch gleichsam von innen heraus zu erfassen sucht, stehen im Mittelpunkt der Dissertation.Speziell die "Fehler", Leerstellen und Brüche, die bei Dions Arbeit aufgrund seines Dilettantismus hinsichtlich der Wissenschaften entstehen, sind die Momente, in denen Vagheit und Fragmentarisches individuelle Zugangsmöglichkeiten eröffnen: zu den behandelten Wissenschaftsthemen einerseits und zur ästhetischen Qualität der Kunstwerke andererseits.Die Geschichte des Dilettantismus (speziell in Italien, Deutschland, England) ist von ständigen Bedeutungsveränderungen des Begriffs geprägt, der sich vom italienischen "diletto" (Genuss, Vergnügen) ableitet. Neben sehr unterschiedlich motivierten negativen Definitionen als einer Kategorie der Abgrenzung wahrer Kunst und Wissenschaft von ihrem "oberflächlichen" und deshalb "minderwertigen" Gegensatz existieren stets auch positive Auffassungen, welche das liebhaberische Vergnügen als Wert an sich und als wichtigen Aspekt im Rahmen einer erfolgreichen Ausbildung individueller Kenntnisse und Fähigkeiten betonen. Die Geschichte des Dilettantismus ist eng verknüpft mit der Geschichte der Ausdifferenzierung der Disziplinen, und entscheidend ist stets, wer wen und mit welcher Motivation als Dilettanten bezeichnet.Die Tatsache, dass es eine einzige, allgemeingültige Bestimmung des Begriffes "Dilettantismus" niemals gab, resultiert in einer semantischen Offenheit, die als eine Freiheit begriffen werden kann. Speziell im Oszillieren der Bedeutungen und in den Widersprüchlichkeiten des Begriffs lässt sich eine Qualität entdecken, wie sich auch Dion für sich nutzbar macht, wenn er mit den Ambivalenzen des Dilettantismus spielt. Wenn der Dilettantismus als Schlüsselbegriff verwendet wird, um Mark Dions Arbeit in Relation zu den Wissenschaften zu untersuchen, dann heißt das nicht, Dilettantismus generell als lohnenswerte künstlerische Praxis darzustellen. Vielmehr ist Können notwendig, wenn eine Kunst wie die Dions mehr sein möchte als eine bloße Nacherzählung der Wissenschaft und Neues produzieren und kritische Fragen stellen will.Die Dissertation kommt zu dem Schluss, dass es speziell deshalb sinnvoll ist, Mark Dions Praxis vor dem Hintergrund der Geschichte des Dilettantismus zu diskutieren, weil diese die Wissenschaften und die Künste gleichermaßen betrifft und Anlass bietet, etablierte Standards zu hinterfragen, ganz so, wie es auch Ziel der Werke Dions ist.Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert, deren erster die theoretischen und historischen Grundlagen vorstellt, auf denen im Weiteren die Praxis Mark Dions analysiert wird. Unter anderem wird der Versuch unternommen, einen Überblick über die aktuelle Forschungslage zum Dilettantismus zu ermöglichen und insbesondere, den Dilettantismus als Kategorie der Künste und der Wissenschaften gleichermaßen zu beschreiben. Teil 2, 3 und 4 ("Field Work", "Museum Work" und "Archaeology") widmen sich im Detail der Analyse des künstlerischen Werkes Dions.


Dilettantism has gained a growing relevance in the context of an increasing interest in universal theories that correlate art and science more clearly than usually diagnosed for the present. This observation forms the starting point for an analysis of the work of the American artist Mark Dion (*1961). The dissertation is laid out as a monographic survey and characterises dilettantism as the artist s central practice.In his work Dion analyses the representations of nature in the (natural) sciences as well as their history, methodologically referring to artistic strategies of institutional critique and site specificity that have developed since the 1960s. His research often results in very detailed installations and performative projects, transferring models of agency and modes of representation from the sciences into the art context. The dissertation focuses especially on those performative projects in which Dion tries to understand the phenomenology of the natural sciences as a dilettant, i.e. as a non-professional operating within the scientific field.Particularly the "mistakes" and "gaps" that evolve within Dion s work due to his dilettantism are crucial moments. The vague and the fragmentary allow a specific access to the scientific issues that Dion deals with as well as to the aesthetic qualities of his art.The history of dilettantism (especially in Italy, Germany and Britain) is characterised by a constant shifting of meaning of the term that stems from the Italian "diletto" (enjoyment, pleasure). The meaning of dilettantism as a category that negatively distinguishes "true" art and science from their "superficial" and therefore inferior opposite continuously exists besides very positive notions, that emphasise enjoyment itself as key to the development of individual skills. The history of dilettantism is intimately connected with the history of the disciplines differentiation. It is always important who and for what reason someone defines a dilettant as a dilettant.The fact that there has never been a single and universal definition of the term "dilettantism" results in a semantic openness that can be seen as a freedom. A certain quality can be found in the oscillating and often contradicting meaning of the term "dilettantism". Mark Dion takes advantage of this quality when he plays with the ambivalence of dilettantism.If "dilettantism" is used as a key term in the analysis of Dion s work it does not mean that it necessarily has to be a worthwhile artistic practice in general. It rather indicates that certain competencies are required for an art like Dion s to be more than a mere duplication of science and to produce something new and critical.The dissertation comes to the conclusion that it is extremely relevant to discuss Mark Dion s practice against the background of dilettantism s history since it affects art and science in the same way and gives reason to question established notions surrounding the issue, coincidental to what Dion aims to do it with his art.The dissertation is divided into four sections. The first one introduces the theoretical and historical basis on which Mark Dion s practice is discussed. Amongst other things the first section tries to provide a short survey on the current situation of research on dilettantism in art and science. Section 2, 3 and 4 ("Field Work", "Museum Work" und "Archaeology") contain detailed analyses of Mark Dion s artistic work.

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