Inzidenz einer epiretinalen Membran bei Patienten mit exsudativer altersbedingter Makuladegeneration nach mehrfachen intravitrealen Injektionen von anti-VEGF

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2022

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Die altersabhängige Makuladegeneration ist eine multifaktorielle degenerative Netzhauterkrankung, die bei Menschen über dem 50. Lebensjahr auftritt und mit Drusen und RPE-Veränderungen einhergeht. Man unterscheidet eine frühe Form, auch (trockene) altersabhängige Makulopathie genannt und eine Spätform, die in zwei Subtypen unter- teilt wird: nicht exsudativ (u.a. geographische Atrophie der äußeren Netzhaut und Choriokapillaris) und exsudativ (u.a. makuläre Neovaskularisationen, RPE-Abhebungen und disziforme Narbe als Endstadium). Die exsudative (neovaskuläre) Form wird mit intravitrealen Injektionen von anti-VEGF Substanzen behandelt.
Als epiretinale Membran wird eine flächige, gefäßlose, fibrozelluläre Struktur auf der Netzhautoberfläche, v.a. im Makulabereich bezeichnet. Es werden idiopathische (pri- märe) und sekundäre epiretinale Membrane unterschieden. Die sekundären ERM bilden sich infolge von durchgreifenden Netzhautdefekten, z.B. nach intraokulären Eingriffen oder Entzündungen. Für Entstehung der primären ERM sind mutmaßlich proliferationstüchtige Glaskörperrückstände oder Migration und Proliferation retinalen Gliazellen über ILM-Defekte nach einer Glaskörperabhebung.
In dieser Arbeit haben wir uns mit der exsudativen, neovaskulären AMD-Form und der primären ERM befasst, um die ERM-Merkmale hauptursächlich auf die AMD und die intravitreale Injektionen zurückführen zu können.
Das Hauptziel dieser Dissertation war es, im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse die Inzidenz der epiretinalen Membranen bei Patienten mit exsudativer AMD, die mit mehrfachen intravitrealen anti-VEGF Injektionen behandelt worden sind, zu ermitteln. Als Nebenziel sollte die differenzierte Datenauswertung Veränderungen der ERM nach mehrfachen IVOM beurteilen.
Hierfür wurden Befunde von Patienten der Gießener Augenklinik analysiert, die mehr als 8 intravitreale Injektionen bei der Diagnose einer exsudativen AMD erhielten.
Bei 34 Augen von 28 Patienten wurden die Einschlusskriterien erfüllt. Für die Evaluierung wurden Daten aus der Anamnese, SD-OCT Aufnahmen und Visusbestimmung ge- sammelt. Es folgte die manuelle Auswertung der SD-OCT Aufnahmen in der DiOCTA - Software. Es wurden die ERM-Flächen und der Status der vitreomakulären Grenzfläche bei Diagnosestellung der exsudativen AMD und nach der 8. IVOM ermittelt bzw. ausgerechnet und anschließend ausgewertet. In der Literatur gibt es wenige Berichte über Inzidenz der ERM bei AMD jedoch basierend an uneinheitlichen und nur qualitativen Kriterien. Das Besondere an dieser Arbeit war der Versuch einer quantitativen Untersu- chung der ERM-Ausprägung und deren Veränderung durchzuführen und strenge Einschlusskriterien, um die idiopathischen von sekundären ERM abzugrenzen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass nach der 8. IVOM bei 1 Probandenauge keine ERM festgestellt wurde und bei 33 Augen eine ERM festgestellt wurde, was einer Inzidenz von 97 % entspricht. Bei 32 von 34 Probandenaugen wurde eine ERM bereits bei Diagnosestellung der exsudativen AMD gestellt (Inzidenz 94 %). Ein weiteres Ergebnis dieser Arbeit war die statistisch signifikante Veränderung (Zunahme oder Abnahme) der ERM-Fläche nach der 8. IVOM. Es wurde zudem eine starke Korrelation zwischen der Zunahme der ERM-Fläche bei Augen mit persistierenden vitreomakulären Adhäsion und zwischen der Abnahme der ERM-Fläche bei Augen, die eine hintere Glaskörperabhebung aus einer VMA entwickelt haben. Es wurden keine statistisch signifikanten Korrelationen zwischen der ERM-Flächen-Differenz und dem Zeitraum bis zu 8. IVOM.
Aufgrund der technischen Einschränkungen der OCT-Technik war eine automatische quantitative Auswertung der ERM nicht möglich. Der theoretische Ansatz zur manuellen Auswertung mithilfe der DiOCTA-Software wurde im Rahmen dieser Studie ausgearbeitet, war jedoch zum Teil durch die mäßige Qualität der vorliegenden OCT-Aufnahmen limitiert.
Die Koinzidenz der neovaskulären AMD und epiretinalen Membran wird im klinischen Alltag und im Rahmen der randomisierten Studien beobachtet. Ein direkter Zusammen- hang zwischen ERM-Progression mit steigernder Anzahl der intravitrealen Injektionen konnte nicht nachgewiesen werden. Mit dem weiteren technologischen Fortschritt zur Verbesserung der Aufnahmequalität und Verbesserung der (automatisierten) Segmentierung könnten zukünftig quantitative Kriterien zwecks Beurteilung der Progredienz ei- ner ERM festgelegt werden.

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