Auswirkungen klinischer und subklinischer Krankheit auf ethologische und klinisch-chemische Merkmale beim Schwein

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2010

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Ein wichtiger Aspekt für ungestörtes Wohlbefinden und gute Lebensqualität bei Nutztierenist die Abwesenheit von Krankheit. Während einer Infektion kommt es zu koordiniertenÄnderungen sowohl des Verhaltens als auch physiologischer Indikatoren, die auf diePräsenz von Krankheit und Leiden hinweisen. Derartige Veränderungen werden imAngelsächsischen mit dem Begriff sickness behaviour beschrieben. Die Folgen sind u.a.eine erhöhte Körpertemperatur und die Entstehung krankheitsspezifischen Verhaltens.Obwohl Änderungen des Verhaltens und physiologischer Vorgänge im Organismus im Falleeiner Erkrankung einem zentral motivierten und nützlichen Geschehen entsprechen, dessenZiel es ist, eine Rekonvaleszenz herbeizuführen, kommt es zu Einschränkungenkörperlicher Funktionen und der Integrität des Verhaltens. Dies führt zu einemeingeschränkten Wohlbefinden, aus dem ein Leidenszustand abgeleitet werden kann.Infektionskrankheiten sind im Bereich der Tierproduktion weit verbreitet. Sie stellen eingroßes Problem dar. Bisher wurden allerdings nur wenige Studien veröffentlicht, dieAuswirkungen spezifischer Krankheiten auf Verhaltensindikatoren beim Schwein detailliertbeschreiben: Untersuchungen zu Verhaltensänderungen bei Morbus Aujeszky, Colidiarrhoenach dem Absetzen und PRRS (Porzines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom).In der vorliegenden Studie sollte geprüft werden, inwieweit anhand veränderterVerhaltensindikatoren und deren Bezug zu klinischen, hämatologischen und klinischchemischenParametern in definierten Krankheitsmodellen die Einschätzung des tierischenLeidens im Zuge von Infektionskrankheiten verbessert werden kann.Basierend auf einem definierten Parasitose-Modell (Sarcocystis miescheriana) wurden dietierartspezifischen Verhaltensparameter Liegen, Aktivität im Liegen, Laufen, Futter- undWasseraufnahme, Wühlen/Erkunden und Sozialkontakte bei Schweinen der F2-Generationeiner Kreuzung aus Meishan und Pietrain während der klassischen Phasen der Infektionbeurteilt. Vorteil des ausgewählten Krankheits-Modells ist, dass sich bereits bei einer mildenInfektion die unterschiedlichen Krankheitsstadien (akut, subklinisch, chronisch) differenziertdarstellen lassen. Anhand von Videoaufzeichnungen wurden die genanntenVerhaltensweisen quantifiziert und ausgewertet und mit parallel erhobenen klinischen undlabordiagnostischen Parametern in Zusammenhang gebracht.Verglichen mit dem physiologischen Stadium, in dem eine Gesamtaktivität der untersuchtenSchweine von 44 % des Beobachtungszeitraumes nachgewiesen wurde, konnte imAkutstadium (Tag 14 p. i.), welches durch den Ablauf der zweiten Schizogonie derSarcocystose verursacht wird, eine signifikante Änderung des gesamtenVerhaltensrepertoires beobachtet werden. Die aktiven Verhaltensindikatoren waren in ihrerzeitlichen Ausprägung auf 10 % der Beobachtungszeit reduziert. Die Phasen des inaktivenLiegens waren dementsprechend verlängert. Im chronischen Stadium der Infektion (Tag 42p.i.) kommt es zur Bildung von Zysten in Skelett- und Herzmuskulatur. In diesem Zeitraumkam es im Vergleich zu den gesunden Schweinen ebenfalls zu einer herabgesetztenGesamtaktivität von 20 %. Das dazwischen liegende subklinische Krankheitsstadium (Tag28 p.i.) wies trotz Erholung der Tiere von der akuten Krankheit immernoch signifikanteÄnderungen des Verhaltensmusters auf (Gesamtaktivität von 33 %).Die Ergebnisse der Verhaltensbeobachtungen deckten sich mit Änderungen der klinischen,hämatologischen und klinisch-chemischen Parameter im akuten, subklinischen undchronischen Stadium der Sarcocystose. Unabhängig vom Infektionsstadium hattenSchweine mit pathologischen klinischen und labordiagnostischen Werten ein 2 bis 5-facherhöhtes Risiko, ein Verhalten zu entwickeln, das außerhalb des zuvor definierten Standardbereiches der gesunden Population lag. Bemerkenswert waren Verknüpfungendes Verhaltens mit der Körperinnentemperatur sowie u.a. mit Laborparametern wie derKreatinkinase, der Aspartataminotransferase und den Leukozyten. Vermutet werden könnteauch ein Zusammenhang mit der Aktivität der Alkalischen Phosphatase. Dies wäre aber inweiteren Untersuchungen zu beweisen.Aufgrund der Abweichungen des Verhaltens von den zuvor definiertenStandardbedingungen war davon auszugehen, dass die erkrankten Schweine nicht mehrihrer artspezifischen Bedürfnisbefriedigung nachgehen konnten. Dadurch wurde dasWohlbefinden der Tiere gestört und im Sinne verschiedener Autoren (u.a. Brummer 1978;Sambraus 1981, 1991; Martin 1996; Würbel 2009) ein Leidenszustand induziert. Über dieenge Korrelation zu klinischen und labordiagnostischen Parametern könnte in Zukunft eineverbesserte Basis geschaffen werden, um Wohlbefinden und Leiden bei Tieren frühzeitigund objektiver zu erfassen und zu quantifizieren.


The absence of disease is important for the welfare and quality of life of farm animals. Duringan infection in such animals there are both behavioural and physiological indicators ofsickness and suffering. These coordinated changes are referred to as sickness behaviour .The results include an increased body temperature and the existence of sickness relatedbehaviour.Changes in the behaviour and physiological process of the animal in the event of sicknesscorrespond to a centrally motivated and useful state, the goal of which is to allow theorganism to reconvalesce. However, the restrictions of bodily function and the integrity of itsbehaviour can lead to a state of suffering.Infectious diseases are widespread in the area of animal production, and present a largeproblem. At this stage, very few studies have been published which describe the effects ofspecific diseases on the behavioural indices of pigs: examinations of changing conditions inMorbus Aujeszky, postweaning colibacillosis and PRRS (Porcine Reproductive andRespiratory Syndrome).This study proposes to examine how changes in the animal´s behaviour and its relationshipto clinical and clinical-chemical parameters in defined disease models can improve theassessment of the animal´s suffering from infectious disease.Based on a well-defined model disease (Sarcocystis miescheriana) we have studied thebehavioural patterns of F2 Meishan x Pietrain crossbred pigs in various stages of health,acute disease, recovery and chronic disease. Prime advantage of the model is the ability toinduce a definite, but relatively mild clinical infection with expression of the three distinctstages of Sarcocystosis. Data showing the pigs lying inactive, activity during lying, feedingand drinking, walking, rooting and social interactions were captured from video records andassociated with clinical/clinical-chemical parameters.In comparison to the physiological stage, where the observed pigs were active 44% of thestudied period, in the acute stage (day 14; during second-generation schizogony) asignificant change in the overall behaviour was observed: total activity of the pigs wasreduced to 10% of the observed time. The phases of inactive lying were accordinglyextended. In the chronic stage of infection (day 42) encystations develop in the skeletalmuscles and the heart. During this stage, compared to healthy pigs, the total activity wasreduced to 20%. Between these two stages, the pigs start to recover from acute disease andbecome subclinical (day 35). Despite this recovery, the pigs still show significant changes inbehaviour (total activity of 33%).The results of the observed behaviour were in agreement with most patterns of clinical andclinical-chemical parameters in the acute, subclinical and chronical stages of Sarcocystosis.Independent of the stages of infection, pigs with pathological clinical and clinical-chemical

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Giessen : VVB Laufersweiler

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