Retrospektive Studie über die Prävalenz einer Osteoarthrose in der Hintergliedmaße beim Hund und Herstellung einer Graduierung

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2020

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In dieser vorgelegten, retrospektiven Arbeit wird die Häufigkeit einer Osteoarthrose in der Hintergliedmaße bei 220 Hunden definierter Rassen untersucht, die in der Klinik für Kleintiere - Chirurgie in Gießen aufgrund einer Lahmheit vorgestellt wurden. Es stellt sich folgende Arthroseprävalenz heraus: Insgesamt sind 73,64 % der vorgestellten Hunde in mindestens einem Gelenk von einer Arthrose betroffen. Der Golden Retriever ist mit 84,6 % die am häufigsten erkrankte Rasse, der Dobermann liegt mit 75 % an zweiter Stelle, gefolgt vom Rottweiler mit 73,9 %, dem Labrador Retriever mit 73,4 % und dem Deutschen Schäferhund mit 67,6 %. Alle Rassen sind im ähnlichen Verhältnis von den unterschiedlichen Arthrosegraden betroffen. Das am häufigsten an einer Arthrose erkrankte Gelenk ist mit 49,55 % das Hüftgelenk. In 92,25 % der Fälle liegt gleichzeitig eine Hüftgelenksdysplasie vor. Eine Arthrose ist bei 39,09 % der Hunde in den Kniegelenken detektiert worden, im Tarsus bei 10,91 %, in den Zehengelenken bei 1,36 %. Generell sind die weiblichen Hunde mit 80,9 % gegenüber den männlichen mit 59,2 % häufiger von einer Arthrose betroffen. Die kastrierten Hunde liegen bei 85,2 % (männlich) und 88,2 % (weiblich). In dieser Untersuchung fällt auf, dass mit 50,85 % der weiblichen Hunde gegenüber 28,21 % der männlichen ein deutlich höherer Anteil am schweren Arthrosegrad 3 erkrankt ist. Im Weiteren wird die Arthroseprävalenz adipöser Hunde mit der normalgewichtiger Hunde verglichen. Sie liegt bei den adipösen Hunden (ohne Labrador Retriever) bei 87,5 % und bei den normalgewichtigen bei 64,71 %. Dabei sind 54,76 % der adipösen Hunde vom Arthrosegrad 3 betroffen, jedoch nur 21,67 % der normalgewichtigen. Mit Ausnahme des Labrador Retrievers kann eine Korrelation der Arthrosehäufigkeit mit dem Alter nachgewiesen werden: 77,08 % der Hunde mit einer Arthrose sind über 5 Jahre alt. In allen untersuchten Gelenken sind in Folge eines Kreuzbandrisses, einer Osteochondrose (OC) im Sprunggelenk, einer Hüftgelenksdysplasie oder einer Gelenkinfektion röntgenologische Veränderungen detektiert worden. Eine manifestierte Arthrose kann in 74,16 % der Fälle nach einem Kreuzbandriss, in 89,71 % bei einer Hüftgelenksdysplasie, in 61,54 % nach einer OC im Tarsus nachgewiesen werden. In 51,47 % bis 100 % der Fälle liegt mindestens der Arthrosegrad 2 vor. Bei 98,36 % der arthrotischen Gelenke werden periartikuläre Veränderungen festgestellt. Andererseits liegt bei 15,33 % der von periartikulären Veränderungen betroffenen Gelenke keine Arthrose vor. Im Vergleich der Osteophytenzahl mit dem Arthrosegrad kann im Kniegelenk eine positive Korrelation nachgewiesen werden. Bei einer geringgradigen Arthrose sind im Durchschnitt 4,17 Osteophyten detektierbar, bei einer mittelgradigen 8,43 und bei einer hochgradigen 10,76. Es liegen in der Untersuchung aber deutliche Überschneidungen der Ergebnisse vor. Bei der Osteophytenzählung der arthrosekranken Hüftgelenke ist bei 93,2 % (n = 151) der Gelenke der kraniale Acetabulumrand sklerosiert. Die dorsale Femurhalskontur ist bei 85,8 % der Gelenke verändert. Die sogenannte Morganlinie ist bei 83,3 % der Gelenke detektiert worden. Bei 84,6 % der untersuchten Kniegelenke ist die distale Patella von arthrotischen Veränderungen betroffen. Noch häufiger sind bei den Fabellae – wenn diese zusammengezählt werden – Veränderungen sichtbar (97,8 %). Der laterale Kondylus ist mit 78 betroffenen Gelenken am dritthäufigsten arthrotisch verändert (57,35 %). Bei den arthrosekranken Tarsalgelenken ist der Talus mit 80,7 % (n = 25) am häufigsten verändert, der Calcaneus mit 67,7 % am zweithäufigsten, gefolgt vom lateralen Malleolus mit 64,52 %, dem medialen Malleolus (54,8 %) und dem cranialen oder caudalen Abschnitt der distalen Tibia (54,8 %). Mithilfe einer Inter-Observer-Studie soll eine Methode überprüft werden, die es ermöglicht, anhand der Osteophytenhöhe auf den Arthrosegrad zu schließen. Dazu werden die Röntgenbilder arthrosekranker Gelenke verschiedenen Observern mit unterschiedlichen Ausbildungsgraden (Autor, Resident, Fachtierarzt für bildgebende Diagnostik, Diplomate ECVDI) zur subjektiven Graduierung vorgelegt. Die so evaluierten Grenzen der Osteophytenhöhe, um eine mittelgradige von einer gering- und hochgradigen Arthrose abzugrenzen, liegen etwa bei 2 und 5 Millimeter (Hüfte: 1,8 und 4,5 Millimeter; Kniegelenk: 2,0 und 4,5 Millimeter; Tarsus: 2,2 und 4,8 Millimeter; Zehengelenke: keine Daten).


This retrospective cohort study surveys the prevalence of osteoarthritis (OA) in the hindlimb of 220 dogs, which are examined orthopedically in the Clinic for Small Animals - Surgery in Gießen due to lameness. 5 large breeds, Labrador and Golden Retriever, German Shephard, Rottweiler and Doberman Pinscher, are included. In general, the prevalence of OA is 73.64 % of at least one joint (Golden Retriever: 84.6 %; Doberman Pinscher: 75 %; Rottweiler: 73.9 %; Labrador Retriever: 73.4 %; German Shepherd: 67.6 %). The severity in all breeds is equal. The hip joint is most often afflicted with 49.55 %. In 92.25 % of these a hip dysplasia is the cause. In 39.09 % of the evaluated stifle joint osteoarthritis can be detected, 10.91 % in tarsal joints and 1.36 % in the digitals joints. The bitches are more often affected (80.9 %) than the males (59.2 %). The castrated dogs are even more affected with 88.2 % of females and 85.2 % of males. With 50.85 %, the females are apparently overrepresented in this study with a severe osteoarthritis compared to males with 28.21 %. Obesity seems to develop the progression of OA. 87.5 % (except Labrador Retriever) of the adipose dogs are affected, whereas 64.71 % of the dogs with a normal weight and 54.76 % of the dogs with obesity manifest a severe OA, but just 21.67 % of the normal dogs. With the exception of the Labrador Retriever, there is a positive correlation between OA and age. 77.08 % of the dogs with OA are older than 5 years. Radiological changes occurred in all of the evaluated joints with ruptured cranial cruciate ligament, osteochondrosis in the hock, hip dysplasia or infection. There is a manifest OA in 74.16 % of the joints with ruptured cranial cruciate ligament, in 89.71 % of the cases with hip dysplasia and in 61.54 % with osteochondrosis in the tarsal joint. In more than half of these joints moderate changes are detectable. Periarticular changes are visible in 98.36 % of joints with an osteoarthritis, but in 15.33 % of these joints with periarticular changes there is no OA. The comparison of osteophytes quantity with severity of OA proves a positive correlation. In stifle joints with mild OA 4.17 osteophytes are detectable on average, in a moderate OA 8.43, in a severe OA 10.76. But it is not a recommended investigation, because of significant overlaps. In osteoarthritic hip joints, the most often affected locations of detectable radiological changes are the craniolateral acetabular rim with 93.2 % sclerosis (n = 151). 85.8 % of the dorsal femoral necks show osteophyte formations and 83.3 % caudolateral, curvilineals osteophytes (“Morgan-line”) are visible. In the stifle joints, the most frequent changes are located at the distal pole of the patella (84.6 %) and at both fabellae (97.8 %). The lateral condyle is afflicted in 57,35 % (n = 78). In 80.7 % (n = 25) of the tarsal joints, osteophytes can be detected on the talus, 67.7 % on the calcaneus, 64.52 % on the lateral malleolus, 54.8 % on the medial malleolus and the distal tibia. By using an interobserver study, the author establishes a method scoring osteoarthritis with the height of osteophytes. For that to happen, x-rays of osteoarthritic joints are investigated by observers with different educational levels: Residents and Diplomate of European College of Diagnostic Imaging. Subsequently, the score is compared with the osteophytes’ height. The limits for grading an osteoarthritis in mild, moderate and severe are 1.8 and 4.5 millimetres in the hip joint, 2.0 and 4.5 in the knee and 2.2 and 4.8 millimetres in the Tarsus. The digits do not deliver results due to the small number of patients. For practical purposes, the author recommends the limits 2 and 5 millimetres.

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Giessen: VVB Laufersweiler Verlag, 2020

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