Frosch und Kröte als Symbolgestalten in der kirchlichen Kunst

Datum

2002

Autor:innen

Failing, Jutta

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Zusammenfassung

Frosch und Kröte gehören zu den ältesten Symboltieren. Fast alle Kulturen haben sich mit ihnen beschäftigt, sie vielfach mit mythologischen, zuweilen phantastischen Zügen versehen und in religiöse Ausdeutungen gleichsam eingehüllt. In nahezu allen Gattungen der abendländischen Kunst fanden diese Amphibien (Froschlurche) Beachtung, gemessen an der Zahl der Denkmäler vornehmlich in der Bau- und Grabplastik sowie in der Tafelmalerei.

In der kunsthistorischen Literatur fanden sich bislang nur vereinzelte Abhandlungen, die sich mit dem Thema 'Frosch und Kröte' befassten, dann meistens aufgrund der herausgehobenen Betrachtung einzelner Darstellungen an einzelnen Denkmälern. Auch Kulturanthropologen, Volkskundler und Medizinhistoriker haben sich vereinzelt mit dem Thema - aus ihrer spezifischen Sicht - befasst. Eine Vernetzung der Ergebnisse und damit der kulturhistorischen, kirchenhistorischen und sozialhistorischen Einsichten fand dabei aber praktisch nicht statt.

Die nun erfolgte Zusammenstellung aller erreichbaren Zeugnisse innerhalb von Buchmalerei, Bauplastik, Grabplastik und Tafelmalerei zwischen dem 10. und 17. Jahrhundert soll nicht nur für Kunsthistoriker einen Überblick über einen bislang wenig beachteten Themenbereich geben und damit Ansätze für weitergehende Deutungen im Zusammenhang mit der Darstellung anderer Tiergruppen u.ä. geben, sondern sie soll auch den Kollegen der genannten Nachbardisziplinen eine Neubewertung respektive Ergänzung ihrer Einsichten und Ansätze ermöglichen.

Ein erstes Mal trifft man auf den Frosch in den Apokalypse-Handschriften, wo er den Bericht vom Ende der Zeit illustriert (Aussendung der Froschgeister).

In der Bauplastik erscheint die Kröte ausschließlich im Gerichtskontext und dort als Attribut des Teufels oder einer personifizierten Todsünde, 'Luxuria' (Wollust) und 'Gula' (Völlerei). Daneben gehört sie zu den Attributen des 'mundus', der personifizierten betrügerischen Welt. In der Tafelmalerei ist sie zunächst Attribut der 'Luxuria', später mehr Sinnbild der Vanitas.

In der Grabmalkunst kommt die Kröte seit der Mitte des 14. Jahrhunderts als 'Aasfresserin' vor. Dort erscheint sie mit dem 'transi', der Darstellung des verwesenden Leichnams, später auch mit dem Skelett. Im Buch-Totentanz setzt sich diese Verwendung fort. Noch im 19. Jahrhundert zeigen volksfromme Objekte wie das alpenländische 'Betrachtungssärglein' (Miniatursarg zur Betrachtung der Vanitas) Kröten beim verwesenden Leichnam.

Die genannten Todsünden sowie 'mundus' und 'transi' können daher als 'Trägerfiguren' der 'bös krott' angesprochen werden. Die zeitlich letzte Darstellungsform der 'dämonischen' Kröte ist das Krötenvotiv, das vor allem im 18. und 19. Jahrhundert vorkommt und die spezifischen Anschauungen des Volkes hinsichtlich der Kröte (Gift- und Krankheitstier) reflektiert. Das stärker als andere Votivformen magisch besetzte Krötenopfer wurde von kirchlicher Seite sanktioniert. Das Krötenvotiv (naturgetreue Nachbildung des Tieres aus Wachs oder Metall) war vermutlich bereits vor dem 16. Jahrhundert bekannt. Zu seiner Ausbildung hat die medizinische Lehre vom frei im Körper umherschweifenden, 'bissigen' Geburtsorgan ('Beermutter') sowie die Idee vom fruchtbaren, weiblich-sexuellen Tier beigetragen.

Ausschließlich der Frosch kommt als Attribut von Heiligen vor. Und nur er wird in der Malerei mit dem Schmetterling dargestellt. Dann ist er Sinnbild der Regeneration und Zeichen der Erdgebundenheit des Menschen im Gegensatz zum Schmetterling, der die Auferstehung versinnbildlicht. Hierin finden positive Bewertungen des Frosches, etwa seitens des Physiologus - neben der Bibel die Hauptquelle für die mittelalterliche Tiersymbolik - Niederschlag. Für die Kröte liegen solche günstigen Beurteilungen generell nicht vor. Finden Vergleiche statt, wird der Frosch als das 'harmlosere' Tier eingestuft.

Vorchristliche Artefakte belegen, dass die enge Verknüpfung der Froschlurche mit Sexualität und Fruchtbarkeit nicht erst im Mittelalter aufkam. Ebenso zeigen Wortzeugnisse griechischer und römischer Provenienz, wie früh man bereits den Frosch für Vergleiche mit moralischen Unzulänglichkeiten des Menschen (Feigheit, Hybris, Schwatzhaftigkeit) heranzog.

Einige der von der Antike an ausgebildeten Implikationen erwiesen sich als so dauerhaft, dass sie bis heute - rudimentär - überlebt haben (Giftkröte, Hexen- und Zaubertier, Wetterprophet).

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