Evaluation der Suffizienz und Sicherheit von Bolton Relay Stentgrafts bei mittels TEVAR therapierten Aortendissektionen und traumatischen Aortenrupturen
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Zusammenfassung
Die Stentgrafts der Relay-Familie sind in unserer Klinik einer der häufigsten implantierten Stentgrafts in den letzten 13 Jahren. Offizielle Studien, wie die RESTORE I und II Studie in Europa oder die Pivotal Trial in den USA, zeigten gute Ergebnisse im klinischen Outcome in Kollektiven mit heterogenen Aortenpathologien. (17, 21, 23, 24) Im Vergleich dazu bestand unser Kollektiv größtenteils aus Patienten mit akuten Typ B Aortendissektionen mit dringlichen Indikationen zur TEVAR. Somit erschien eine Evaluation der Sicherheit und Suffizienz des Stentgrafts bei thorakalen Aortendissektionen und traumatischen Aortenrupturen in einem maximalversorgenden Krankenhaus sinnvoll. Die Nachbeobachtungszeit betrug 4,0 Jahre (SD ± 3,3 Jahre). Es zeigte sich eine gute 1-Jahres- und 6-Jahresüberlebensrate von 0,8 (95%-KI: 0,89-0,71) bzw. 0,71 (95%-KI: 0,85-0,58) mit einem guten Aortenremodeling. Das wahre Lumen expandierte auf 232,5% und das falsche Lumen bildete sich auf 50,4% zurück. Mit 15,4% lag die Migrationsrate am oberen Rand der in der Literatur berichteten allgemeinen Migrationsraten bei TEVAR. Jedoch beschrieb eine Meta-Analyse, dass sie von deutlich höheren Migrationsraten ausgehe, wenn alle ein standardisiertes Messverfahren benutzen würden. (49) Somit könnte unsere Migrationsrate als verbesserungswürdig, aber durchaus akzeptabel bewertet werden. Das Auftreten von spinalen Ischämien mit 2,7% entsprach der Literatur, während die Schlaganfallsrate mit 9,5% und das Auftreten von Plegien/ Paresen mit 18,5% deutlich zu hoch waren. Es zeichnete sich eine Häufung der neurologischen Komplikationen bei überstenteten Aa. subclavia sinistra ohne Revaskularisierung ab. Heutzutage werden in unserer Klinik standardmäßig, vor geplanten TEVAR Prozeduren mit Abdeckung von supraaortalen Gefäßen, elektiv supraaortale Bypässe angelegt. Die allgemeine Endoleakrate lag bei 25,3%. Die häufigsten Reinterventionen umfassten Carotis-Subclavia-Bypässe und erneute Stentgraftimplantationen bei Endoleaks, Redissektionen und überstenteten Aa. subclavia sinistra. Die adjustierten Regressionsanalysen zeigten, dass eine proximale Stentgraftlandung im gesunden Aortensegment vor allem die Chance der Stentgraftbewegung bzw. der Migrationen minimieren kann (OR= 0,11 (95% KI: 0,02 – 0,70). Zusätzlich hatte das Stenting im gesunden Segment einen positiven Einfluss auf das Aortenremodeling. Somit kann es die Sicherheit der Therapie mit dem Relay Stentgraft erhöhen. Hinsichtlich der Überlebenszeit, dem Auftreten von Endoleaks oder retrograden Typ A Dissektionen und Reinterventionen, konnten keine Hinweise auf Unterschiede in den beiden Gruppen festgestellt werden. Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass auch bei Stentlandung im gesunden Aortensegment weitere anatomische Gegebenheiten die Sicherheit des Stentgrafts beeinträchtigen können und eine proximalere Landungszone meist eine Überstentung der A. subclavia sinistra, die wiederum die neurologische Komplikationsrate erhöhen kann, bedeutet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass TEVAR im Aortenbogen oft ein Abwägen zwischen den Erkenntnissen der Forschung über eine optimale Landungszone und den individuellen anatomischen Gegebenheiten des Patienten ist. Mit dem Relay Stentgraft konnte eine suffiziente Therapie durchgeführt werden, die der allgemeinen Literatur zu TEVAR entspricht. Dennoch scheint eine weitere Untersuchung zur Identifizierung wichtiger Einfluss- und Risikofaktoren in unserer Klinik zur kontinuierlichen Verbesserung des Patientenoutcomes und Steigerung der Therapiesuffizienz wichtig.