Essstörungen bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1500g im Alter zwischen 1 und 7 Jahren : Inzidenz, Verlauf und Risikofaktoren
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Zusammenfassung
Hintergrund: Frühgeborene gelten als Risikogruppe für das Auftreten von Essstörungen. Die Folgen können gravierend sein und ein zusätzliches Risiko für die kognitive, psychosoziale und entwicklungsneurologische Entwicklung darstellen. Dennoch gibt es bislang keine systematischen Studien, die sich mit der Inzidenz und dem Verlauf von Essstörungen in dieser Risikogruppe beschäftigen.Ziel: Ziel dieser Studie war es, die Inzidenz und Prävalenz von Essstörungen bei Frühgeborenen zu ermitteln. Außerdem sollte der Verlauf dieser Problematik in Bezug auf das Lebensalter untersucht werden. Zu Ermöglichung einer Erkennung von Risikokindern sollten perinatale und neonatale Risikofaktoren identifiziert werden.Methoden: Zunächst wurde im Rahmen dieser Studie eine Methodik entwickelt, mit der Essstörungen zuverlässig erfasst werden können. Zu diesem Zweck wurden ein Fragebogen sowie ein Auswertungsverfahren zur Erkennung von Essstörungen entworfen und während einer Pilotphase sowie anhand einer Kontrollgruppe getestet.Der Fragebogen wurde von den Eltern von 178 VLBWI (89 männlich [50,0%]) im Alter zwischen zwei und acht Jahren, beantwortet ([Mittelwert SSW 28,6 Wochen, Standardabweichung 4,9 Wochen]; [Mittelwert Geburtsgewicht 1057,5 g, Standardabweichung 556,2 g]). Außerdem wurde ein entsprechender Fragebogen von Eltern von 74 altersentsprechenden Reifgeborenen einer Grundschule bzw. eines Kindergartens ausgefüllt (39 männlich [52,7%]). Perinatale und neonatale Verlaufsdaten der Frühgeborenen wurden zur Selektierung von Risikofaktoren aus den Aufzeichnungen der stationären Behandlung entnommen.Ergebnisse: Essstörungen treten um ein Vielfaches häufiger bei Frühgeborenen auf. Die kumulative Inzidenz bis zum sechsten Lebensjahr beträgt 28%. Die höchste Inzidenz findet sich dabei im ersten Lebensjahr (24,7%). Das Gestationsalter (Odds ratio [0.763], 95% KI [0.617-0.944], p=0,012) und die Zeitdauer der invasiven Beatmung (Odds ratio [1.003], 95% KI [1.000-1.006], p=0,043) konnten als unabhängige Risikofaktoren identifiziert werden. Ein erheblicher Anteil (76,4%) der Essstörungen bildet sich ohne spezifische Therapie zurück. Eine Essstörung war mit einem signifikant schlechteren Körpergewicht im Lebensalter der Erkrankung assoziiert. Essstörungen werden von betroffenen Familien als relevantes Problem wahrgenommen und führen zu einer erheblichen Belastungssituation. Schlussfolgerung: Die Inzidenz und Prävalenz von Essstörungen bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500g ist im 1. Lebensjahr mit Abstand am höchsten. Essstörungen sind mit einer erhöhten Belastung für die Familie verbunden sowie mit einem schlechterem Wachstum des Kindes. Als unabhängige Risikofaktoren für Essstörungen wurden ein niedriges Gestationsalter und eine lange Beatmungsdauer identifiziert.
Background. Preterm infants are at high risk for developing eating problems with serious consequences for the development; however, little data is available.Objective. To investigate the incidence and prevalence, to identify perinatal and neonatal risk factors, and determine the time course of eating problems in children born with very low birth weights (CBVLBW, <1500g).Methods. We studied 178 CBVLBWs (50% males), aged 2 to 8 y, born at a median of 28.6 wks gestation (Interquartile range IQR 3,2) with a median birth weight of 1058 g (IQR 450) and 74 children (controls) born full-term that were primary school or kindergarten classmates (52.7% males). Parents completed a specially-developed, standard eating questionnaire.Results. Compared to controls, the CBVLBWs had a higher incidence of eating problems, with a cumulative incidence of 28,6% up to age two. The highest incidence (24.7%) occurred before age one. Those CBVLBWs born between 1999 and 2001 (69 probands) had records of eating problems up to age six. Among these, most (76.5%) eating problems disappeared before age four.Independent risk factors were: gestational age at birth (odds ratio [OR] 0.763; 95% confidence interval [95%CI]: 0.617-0.944; p=0.012) and duration of invasive ventilation (OR 1.071; 95%CI: 1.002-1.145), p<0.0001). Eating problems were associated with significantly poor growth in the affected age group. Families were significantly subjected to increased stress, due to the child s eating problems (p<0,001).Conclusions. The incidence of eating problems in CBVLBWs was highest during the first year of life. Gestational age and the duration of invasive ventilation were independent risk factors. Eating problems contributed to continued growth failure. This condition represents a burden for the family, and thus, requires early recognition and intervention.