Beeinflussung ernährungsphysiologischer Prozesse durch alternative Futterquellen in der Mastgeflügelfütterung
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Zusammenfassung
Die Dissertation befasste sich mit der Frage, welchen Beitrag alternative Futtermittel zur Verbesserung der Ressourceneffizienz in der Broilermast leisten können. Angesichts des globalen Bevölkerungswachstums und des steigenden Konsums tierischer Produkte wird die Entwicklung nachhaltiger Futtermittel zu einer zentralen Herausforderung in der Tierernährung. Im Fokus der Arbeit standen zwei alternative Futtermittel: das Fett der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) und ein biotechnologisch hergestelltes Pilzmycel des Austernpilzes (Pleurotus sapidus). Ziel der Arbeit war es, deren Auswirkungen auf Wachstumsparameter sowie auf verschiedene tiefergehende Stoffwechselprozesse in Darm, Leber, Brustmuskel und Plasma von Mastbroilern zu untersuchen. Zudem wurde die Eignung dieser Komponenten als Ersatz für konventionelle Fettquellen wie Sojaöl bzw. als präbiotsicher Zusatz bewertet.
In der ersten Studie wurde untersucht, wie sich ein teilweiser (50 %) und vollständiger (100 %) Austausch von Sojaöl durch das H. illucens Larvenfett auswirkt. Dieses Larvenfett, ein Nebenprodukt der Insektenmehlherstellung, ist reich an gesättigten Fettsäuren, insbesondere der Laurinsäure. Es wurden die Wachstumsleistung, die Fettverdaulichkeit, das Darmmikrobiom, das Lebertranskriptom sowie Lipidprofile von Leber und Plasma analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass weder der teilweise noch der vollständige Austausch die Wachstumsleistung negativ beeinflusste. Zudem spiegelten sich die typischen Fettsäuren des H. illucens Larvenfettes in Gewebe und Plasma wider. Auffällig war ein signifikanter Anstieg des Brustmuskelgewichts, der möglicherweise auf die Laurinsäure zurückzuführen ist. Eine weitere positive Wirkung des H. illucens Larvenfetts war die erhöhte Oxidationsstabilität des Brustmuskels bei einer Hitzehandlung. Das führte zu einer reduzierten Entstehung von gesundheitsschädlichen Cholesterol- und Phytosteroloxidationsprodukten, die beim Erhitzen von Fleisch entstehen können. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Einsatz von H. illucens Fett in der Broilerfütterung nicht nur die Nachhaltigkeit verbessert, sondern auch potenzielle gesundheitliche Vorteile für den Verbraucher bietet.
Die zweite Studie befasste sich mit der Zulage eines biotechnologisch hergestellten Mycels des Austernpilzes P. sapidus, welches auf Melasse als Nährmedium gezüchtet wurde. Das P. sapidus Mycel enthielt einen hohen Anteil an β-Glucanen, die präbiotisch wirken und positive Effekte auf die Darmgesundheit und das Immunsystem haben können. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob eine Zulage von 2,5 % oder 5 % des P. sapidus Mycels in den Broilerdiäten zu einer Verbesserung der Wachstumsleistung, der Zusammensetzung der mikrobiellen Darmgemeinschaft oder anderer Stoffwechselprozesse führt. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass die Zulage des Mycels keine signifikanten Auswirkungen auf die Wachstumsleistung hatte. Auch das Darmmikrobiom, das Transkriptom in der Leber und die Konzentration der Metaboliten im Plasma waren unverändert. In der Gruppe mit 5 % P. sapidus Mycel Zulage wurde zwar ein geringerer Brustmuskelanteil festgestellt, dieser war jedoch nicht mit Veränderungen in anabolen oder katabolen Stoffwechselwegen verknüpft. Das Mycel zeigte somit in dieser Form und Dosierung keine unmittelbaren Effekte auf die Broilerleistung. Zukünftige Studien könnten jedoch das Potenzial des Mycels weiter untersuchen – insbesondere bei Kultivierung auf faserreichen, nachhaltigeren Nährmedien anstelle von Melasse.
Insgesamt trägt die Dissertation maßgeblich zur Erforschung nachhaltiger Futtermittel in der Tierernährung bei und zeigt auf, dass alternative Futtermittel wie Insektenfett und Pilzmycel dazu beitragen können, die Broilermast ressourceneffizienter und nachhaltiger zu gestalten.