Adipokine als neuroendokrinologischer Pathway zwischen viszeraler Adipositas und ängstlicher und depressiver Symptomatik
Datum
Autor:innen
Betreuer/Gutachter
Weitere Beteiligte
Herausgeber
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Zitierlink
Zusammenfassung
Einleitung: Epidemiologische Studien weisen auf eine Assoziation zwischen psychischen Störungen und Adipositas hin. Zum einen werden Stigmatisierungserfahrungen und körperliche Einschränkungen als Ursache vermutet, andererseits kann auch eine bei psychischen Störungen chronisch aktivierte HHN-Achse Stoffwechselstörungen und Adipositas begünstigen. Darüber hinaus wird angenommen, dass im viszeralen Fettgewebe sezernierte Adipokine auf endokrinologischer Basis Einfluss auf das psychische Befinden ausüben können. Untersucht wurden die Adipokine Adiponectin, Progranulin, Adipsin und Resistin. Das Ziel bestand darin, Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen, Adipositas und Adipokinen zu identifizieren.
Methodik: Es wurden die anthropomorphen Daten, die Serumadipokinkonzentrationen und die depressive sowie die ängstliche Symptomatik von 312 Patienten verglichen, die an einem Programm zur Gewichtsreduktion teilnahmen oder sich einer bariatrischen Operation unterzogen. Die Teilnahme an der konservativen Intervention war ab einem BMI ≥ 30 kg/m2 möglich, eine adipositaschirurgische Behandlung ab einem BMI von ≥ 40 kg/m2 oder ≥ 35 kg/m2 mit Begleiterkrankungen. Daten wurden vor der Intervention sowie 12 Monate danach erhoben.
Resultate: Es zeigte sich ein Haupteffekt bezogen auf die anthropomorphen Messwerte der Adipositas, die allesamt abnahmen. Die Adiponectinkonzentration nahm zu, während die Konzentration der drei anderen Adipokine abnahm. Die psychosomatische Belastung nahm ab. Es gibt Hinweise dafür, dass die Adiponectinkonzentration bei Patienten mit depressiver Symptomatik niedriger war. Eine stärkere Abnahme des Fettgewebes ging mit einer stärkeren Adiponectinabnahme einher. Dieser Effekt war besonders deutlich bei Patienten mit depressiver Symptomatik. Außerdem korrelierte eine stärkere Abnahme des Fettgewebes mit einer stärkeren Abnahme der Angstsymptomatik.
Diskussion: Hinsichtlich der Beziehung zwischen Adipositas und psychischen Störungen gibt es Hinweise dafür, dass ergänzend zu den vermuteten Wirkmechanismen auch ein endokrinologischer Pathway in Form des Adipokins Adiponectin bestehen könnte. Wenngleich die Zusammenhänge nicht gleich stark und einheitlich waren, ist Adiponectin ein Faktor, der in weiteren Studien zum Thema ‚Adipositas und psychische Störungen‘ berücksichtigt werden sollte. Außerdem sollten bei allen Programmen zur Gewichtsreduktion psychosomatische Belastungen abgefragt werden, um diese während und nach der Intervention zu berücksichtigen und die Behandlung nachhaltiger zu gestalten.