Die Bedeutung körperlicher Leistungsfähigkeit und Arbeitsergonomie in der Prävention und Gesundheitsförderung bei Schweißern
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Zusammenfassung
Hintergrund: Arbeitnehmer im Gewerbe der Metallerzeugung und bearbeitung, weisen eine überdurchschnittlich hohe Prävalenz von Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) auf. Eine Berufsgruppe, die in dieser Branche von überdurchschnittlich hohen MSE bedingten Krankenständen betroffen ist, ist die Berufsgruppe der Schweißer. Sie sind in ihrem Arbeitsalltag hohen physischen Belastungen ausgesetzt, aus denen unfunktionelle Belastungen des Bewegungsapparates mit entsprechenden Krankheitsfolgen resultieren.Ziel: Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist die Untersuchung von Präventionsmaßnahmen zur Reduktion berufsbedingter Beanspruchungen bei Schweißfachkräften. Zu diesem Zweck wurden drei voneinander unabhängige Studien durchgeführt, um Maßnahmen der Verhaltens- sowie Verhältnisprävention zu erforschen.Studie IMaterial und Methoden: 149 erwerbstätige Schweißer wurden in einer Querschnittsbefragung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-12), Arbeitsfähigkeit (Work-Ability-Index) und Bewegungsverhalten (Global-Physical-Activity-Questionnaire) befragt.Ergebnisse: Die Ergebnisse der Fragebogenstudie zeigen, dass das Aktivitätsniveau sowohl einen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität als auch die Arbeitsfähigkeit (Work-Ability) bei der Studienpopulation der Schweißer nimmt. Ein höheres freizeitliches Aktivitätsniveau >600 MET/Woche geht dementsprechend mit einer höheren gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit einher.Diskussion/ Fazit: Die Ergebnisse der Fragebogenerhebung deuten darauf hin, dass sich eine gesteigerte Alltagsaktivität positiv auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität in physischen und psychischen Eine gesteigerte Alltagsaktivität (>600 MET/Woche) kann daher als niederschwelliger präventiver und gesundheitsförderlicher Ansatz bei Schweißern angesehen werden.Studie II: Material und Methoden: Diese kontrollierte Studie untersuchte 77 erwerbstätige Schweißfachkräfte, welche für die Dauer von 24 Wochen einer Krafttrainings- (KTG), Ausdauertrainings- (ATG) oder Kontrollgruppe (KG) zugeteilt wurden. Die interventionsgruppen erhielten ein individuell dosiertes und progressives Trainingsprogramm (2-3x/Woche). In einem Schweißexperiment in sitzender (Si) und Überkopf-Position (üK) (je 4x2min) wurde die muskuläre (OEMG von 8 Skelettmuskeln; Hauptzielparameter), kardiovaskuläre (arterieller Blutdruck; Herzfrequenz) und subjektive Beanspruchung (BORG; 100mm VAS) vor und nach dem Programm ermittelt. Weitere Parameter waren die Muskel- und Fettmasse (BIA), Ausdauerleistungsfähigkeit (Fahrradergometrie), isometrische Maximalkraft (Arme, Beine, Rumpf), subjektive Gesundheit (SF-36) und Arbeitsfähigkeit (WAI). Zur Überprüfung der Zielgrößen wurde eine zweifaktorielle ANOVA mit Messwiederholung durchgeführt (p&
#8804;0,05). Ergebnisse: In Position Si konnte für den M. trapezius eine Abnahme der muskulären Beanspruchung in KTG und ATG vs. KG festgestellt werden. Für den M. pectoralis major wurde ein Anstieg der Beanspruchung in KTG vs. KG ermittelt. Die kardiovaskuläre Erschöpfung konnte in der ATG verringert werden. Der subjektive Erschöpfungsgrad der KTG als auch ATG war versus der KG verringert. Das Schweißexperiment in üK-Position konnte durch die Intervention länger aufrechterhalten werden. In den KTG und ATG war im Vergleich zur KG die Fettmasse reduziert, die Muskelmasse erhöht, die Ausdauerleistungsfähigkeit verbessert und die Maximalkraft der Rumpfmuskulatur gesteigert. Diskussion/ Fazit. Die vorliegende Studie zeigt differenzierte Effekte eines 24-wöchiges Ausdauer- und Krafttrainings auf verschiedene Dimensionen von Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei Schweißfachkräften. Dies könnte langfristig zur Prävention und Gesundheitsförderung bei Schweißern beitragen.Studie IIIMaterial und Methoden 10 ungeübte und untrainierte Probanden (m: 6, w: 4) absolvierten in einem randomisierten Crossover-Design jeweils mithilfe eines virtuellen Schweißtrainer-Systems (Soldamatic) ein Schweißexperiment in 2 verschiedenen Positionen (über Kopf und auf Brusthöhe mit je 3 x 1,5 min Dauer) mit einem konventionellen bzw. mit einem ergonomisch verbesserten Schweißbrenner. Subjektive Parameter (visuelle Analogskala und BORG Skala) sowie die isometrische Maximalkraft (Ellenbogenextension, -flexion, Armheben und Faustschluss) wurden jeweils vor bzw. direkt nach dem Schweißexperiment erfasst. Die Beanspruchung und Ermüdung von 8 Skelettmuskeln (OEMG) sowie die Herz-Kreislauf-Beanspruchung (Herzfrequenz, arterieller Blutdruck) wurde während der Schweißtätigkeit erfasst. Ergebnisse: Die Beanspruchung des M. trapezius pars descendens fiel bei Nutzung des ergonomischen Schweißbrenners in beiden Schweißpositionen geringer aus (p<0,05). Weiterhin zeigte sich eine geringere Beanspruchung des M. erector spinae in Position auf Brusthöhe sowie eine geringere Beanspruchung und Ermüdung des M. infraspinatus sowie ein geringeres Schmerzempfinden in der Position über Kopf zugunsten des ergonomischen Schweißbrenners (alle p<0,05). Diskussion/ Fazit: Die Verwendung des ergonomischen Schweißbrenners führte zu einer geringeren muskulären Beanspruchung und könnte folglich zu einer Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen in der Berufsgruppe der Schweißer beitragen.Zusammengefasst könnten Maßnahmen der Verhaltensprävention, wie gesteigerte Alltagsaktivität und systematisches Training, sowie der Verhältnisprävention, im Sinne der Arbeitsergonomie, effektive Strategien in der Prävention und Gesundheitsförderung bei Schweißern darzustellen.