Beiträge zur Popularmusikforschung 15/16 (1995)
Dauerhafte URI für die Sammlung
"Es liegt in der Luft was Idiotisches ..." : populäre Musik zur Zeit der Weimarer Republik ; vom 27. bis 29. Januar in Freudenberg
Herausgeber: Helmut Rösing; Arbeitskreis Studium Populärer Musik e.V.
Baden-Baden: CODA-Verlag, 1995
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:26-opus-51650
Aus urheberrechtlichen Gründen stehen nicht alle Aufsätze online zur Verfügung.
Zusammenfassung:
Noch nie waren die "Beiträge zur Popularmusikforschung" derart umfangreich wie dieses Mal. Die Doppelnummer enthält alle Referate der ASPM-Jahrestagung 1995 über "Populäre Musik zur Zeit der Weimarer Republik". Mit dieser Doppelnummer soll darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Auseinandersetzung mit populärer Musik Offenheit in mehrfacher Hinsicht erfordert: gegenüber den verschiedensten musikstilistischen Bereichen ebenso wie gegenüber der historischen Dimension, die die Grundlage bildet für das Verständnis der aktuellen populären Musik.
Die von Bernd Hoffmann organisierte und koordinierte Tagung wäre ohne maßgebliche finanzielle Unterstützung durch die Friedrich- Ebert-Stiftung und die Jazzredaktion des WDR Köln nicht möglich gewesen, Dafür sei dem Direktor der Gustav-Heinemann- Akademie in Freudenberg ebenso nachdrücklich gedankt wie dem Leiter der Jazzredaktion des WDR, Herrn Ulrich Kurth, Ludwig Richter führt mit seinem Beitrag in die politischen Kulturen und Mentalitäten der Weimarer Zeit ein. Sie waren Grundlage eines jeden musikalischen Handelns und fanden im "Dritten Reich" ihre katastrophale "Lösung", Boris Voigt stellt am Beispiel okkultistischer Spekulationen dar, wie sehr der musikalische Diskurs Jener Zeit im Zeichen einer gesellschaftspolitischen Krise zu deuten ist. Musik als nicht-diskursives Medium wird instrumentalisiert, um Ganzheitlichkeit, Geborgenheit und einen sinnstiftenden Weltgeist dort zu suggerieren, wo Gesellschaft und Geschichte Ihre Verbindlichkeit eingebüßt haben.
In dem Beitrag von Ludwig Stoffels geht es vorrangig um das neue Medium Rundfunk. Zwar gründete das Radioprogramm auf den vorhandenen Formen der traditionellen Musikkultur, geriet aber rasch in den Sog einer Eigendynamik und wurde zum Instrument von Unterhaltung und Berichterstattung, Über einen für den Unterhaltungssektor besonders wichtigen und rezipientennahen Ausschnitt aus dieser Musikkultur Informiert Heinz Geuen. Ein weiteres Segment stellt Bernd Hoffmann vor, Er untersucht die Frage, was Jazz für die Weimarer Zelt bedeutete. Besonders aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang Gesprächsnotizen des Pianisten Georg Haentzschel - einem der wenigen noch lebenden Jazzmusiker, der die Anfänge der Berliner "Hotszene" miterlebt hat.
Erika Funk-Hennigs zeichnet die politische und künstlerische Funktion der Agitpropgruppen nach. In den 20er Jahren entwickelten sich aus der Arbeiterbewegung heraus erstmals kollektive Produktionsgemeinschaften, die aktiv zum Kampf gegen Faschismus und Kapitalismus aufriefen. Auch Hanns Eisler versuchte mit seiner Musikproduktion diesem Anliegen gerecht zu werden. Das beschreibt Albrecht Dümling am Beispiel der Balladen op. 18 unter besonderer Berücksichtigung des Jazz. Diesem sprach Eisler eine durchaus aufklärerische Funktion zu; seinen "Montage-Charakter" und seine Improvisationsformen hielt er für sozial und ästhetisch modellhaft. Ebenfalls Hanns Eisler gewidmet Ist der Beitrag von Georg Maas. Er analysiert den Film "Kuhle Wampe" als Höhepunkt einer politisch engagierten Filmkunst in der Endzeit der Weimarer Republik.
Fred Ritzel schließlich untersucht breitenwirksame Aspekte des Tonfilmschlagers zur Weimarer Zeit. Dabei geht es ihm vor allem darum, aus dem Blickwinkel des Schlagers die Filmbotschaften als Widerspiegelung nationaler Mentalitäten zu begreifen und als Wünsche, Träume, Intentionen von Produzenten wie Rezipienten an der "Massenkommunikationsfront" zu interpretieren.
Schließlich und letztlich: Nach dem Zuspruch, den die Informationsrubrik "wo - was - wer" bei unseren Lesern gefunden hat, sind wir in diesem Heft noch einen Schritt weiter gegangen. Erstmals haben wir Lehrangebote über Rock, Pop, Jazz und volkstümliche Musik an deutschsprachigen Universitäten und Hochschulen im Wintersemester 1995/96 hier aufgeführt. Wir hoffen, daß daraus eine ständige Einrichtung wird und die Meldungen in Zukunft ungehemmter als beim ersten Mal fließen, damit jene Vollständigkeit erreicht wird, von der wir dieses Mal leider noch ziemlich weit entfernt sein dürften.
Herausgeber: Helmut Rösing; Arbeitskreis Studium Populärer Musik e.V.
Baden-Baden: CODA-Verlag, 1995
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:26-opus-51650
Aus urheberrechtlichen Gründen stehen nicht alle Aufsätze online zur Verfügung.
Zusammenfassung:
Noch nie waren die "Beiträge zur Popularmusikforschung" derart umfangreich wie dieses Mal. Die Doppelnummer enthält alle Referate der ASPM-Jahrestagung 1995 über "Populäre Musik zur Zeit der Weimarer Republik". Mit dieser Doppelnummer soll darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Auseinandersetzung mit populärer Musik Offenheit in mehrfacher Hinsicht erfordert: gegenüber den verschiedensten musikstilistischen Bereichen ebenso wie gegenüber der historischen Dimension, die die Grundlage bildet für das Verständnis der aktuellen populären Musik.
Die von Bernd Hoffmann organisierte und koordinierte Tagung wäre ohne maßgebliche finanzielle Unterstützung durch die Friedrich- Ebert-Stiftung und die Jazzredaktion des WDR Köln nicht möglich gewesen, Dafür sei dem Direktor der Gustav-Heinemann- Akademie in Freudenberg ebenso nachdrücklich gedankt wie dem Leiter der Jazzredaktion des WDR, Herrn Ulrich Kurth, Ludwig Richter führt mit seinem Beitrag in die politischen Kulturen und Mentalitäten der Weimarer Zeit ein. Sie waren Grundlage eines jeden musikalischen Handelns und fanden im "Dritten Reich" ihre katastrophale "Lösung", Boris Voigt stellt am Beispiel okkultistischer Spekulationen dar, wie sehr der musikalische Diskurs Jener Zeit im Zeichen einer gesellschaftspolitischen Krise zu deuten ist. Musik als nicht-diskursives Medium wird instrumentalisiert, um Ganzheitlichkeit, Geborgenheit und einen sinnstiftenden Weltgeist dort zu suggerieren, wo Gesellschaft und Geschichte Ihre Verbindlichkeit eingebüßt haben.
In dem Beitrag von Ludwig Stoffels geht es vorrangig um das neue Medium Rundfunk. Zwar gründete das Radioprogramm auf den vorhandenen Formen der traditionellen Musikkultur, geriet aber rasch in den Sog einer Eigendynamik und wurde zum Instrument von Unterhaltung und Berichterstattung, Über einen für den Unterhaltungssektor besonders wichtigen und rezipientennahen Ausschnitt aus dieser Musikkultur Informiert Heinz Geuen. Ein weiteres Segment stellt Bernd Hoffmann vor, Er untersucht die Frage, was Jazz für die Weimarer Zelt bedeutete. Besonders aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang Gesprächsnotizen des Pianisten Georg Haentzschel - einem der wenigen noch lebenden Jazzmusiker, der die Anfänge der Berliner "Hotszene" miterlebt hat.
Erika Funk-Hennigs zeichnet die politische und künstlerische Funktion der Agitpropgruppen nach. In den 20er Jahren entwickelten sich aus der Arbeiterbewegung heraus erstmals kollektive Produktionsgemeinschaften, die aktiv zum Kampf gegen Faschismus und Kapitalismus aufriefen. Auch Hanns Eisler versuchte mit seiner Musikproduktion diesem Anliegen gerecht zu werden. Das beschreibt Albrecht Dümling am Beispiel der Balladen op. 18 unter besonderer Berücksichtigung des Jazz. Diesem sprach Eisler eine durchaus aufklärerische Funktion zu; seinen "Montage-Charakter" und seine Improvisationsformen hielt er für sozial und ästhetisch modellhaft. Ebenfalls Hanns Eisler gewidmet Ist der Beitrag von Georg Maas. Er analysiert den Film "Kuhle Wampe" als Höhepunkt einer politisch engagierten Filmkunst in der Endzeit der Weimarer Republik.
Fred Ritzel schließlich untersucht breitenwirksame Aspekte des Tonfilmschlagers zur Weimarer Zeit. Dabei geht es ihm vor allem darum, aus dem Blickwinkel des Schlagers die Filmbotschaften als Widerspiegelung nationaler Mentalitäten zu begreifen und als Wünsche, Träume, Intentionen von Produzenten wie Rezipienten an der "Massenkommunikationsfront" zu interpretieren.
Schließlich und letztlich: Nach dem Zuspruch, den die Informationsrubrik "wo - was - wer" bei unseren Lesern gefunden hat, sind wir in diesem Heft noch einen Schritt weiter gegangen. Erstmals haben wir Lehrangebote über Rock, Pop, Jazz und volkstümliche Musik an deutschsprachigen Universitäten und Hochschulen im Wintersemester 1995/96 hier aufgeführt. Wir hoffen, daß daraus eine ständige Einrichtung wird und die Meldungen in Zukunft ungehemmter als beim ersten Mal fließen, damit jene Vollständigkeit erreicht wird, von der wir dieses Mal leider noch ziemlich weit entfernt sein dürften.