Beiträge zur Popularmusikforschung 18 (1996)

Mainstream, underground, avantgarde : Rockmusik und Publikumsverhalten

Herausgeber: Helmut Rösing; Arbeitskreis Studium Populärer Musik e.V.
Baden-Baden: CODA-Verlag, 1996

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:26-opus-51684

Aus urheberrechtlichen Gründen stehen nicht alle Aufsätze online zur Verfügung.

Zusammenfassung:
Sicherlich wäre es übertrieben zu behaupten, daß in diesem Heft die gesamte Bandbreite rockmusikalischer Stile zur Sprache kommt, Wohl aber geben die Artikel punktuell und durchaus exemplarisch Einblick in Mainstream-, Underground- und Avantgarde- Richtungen, die sich im Spannungsfeld von Technik, Kommerz und Massenmedien als traditionsbewußte oder aber bewußt Traditionen durchbrechende, in jedem Fall jedoch als authentische Äußerungen musikalischer Produktionskraft in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts haben behaupten können. Und während teilweise auch im traditionell musikwissenschaftlichen Sinn handfeste Analysen der "musikalischen Objekte" im Zentrum der Ausführungen stehen, wird teilweise - auf der Grundlage detaillierter Sachinformationen - das Publikumsverhalten beschrieben, gemäß der Überzeugung, daß Musik ihre volle Wirksamkeit erst entfaltet im Kontext allgemeinen und musikbezogenen Handelns. Die Kontext-Abhängigkeit ist in besonderem Maß bei der Independent- Szene gegeben. Siegfried Gruber beschreibt anhand einer Fülle von Beispielen die Signal-, Identifikations- und Bekenntnisfunktion der Independent-Minderheitenmusik, Indie-Hörer suchen Distanz gegenüber der konsumorientierten Erwachsenenwelt. Sie fühlen sich verraten, wenn "ihre" Musik von der Unterhaltungsindustrie vereinnahmt wird - ein nicht seltenes "Schicksal", das zu immer wieder neuer Umorientierung zwingt. Ein weit weniger individualistisches Konzept steht hinter dem Wunsch, eine Technoparty als tranceprovozierendes Medium zu nutzen. Auf der Grundlage umfangreicher Befragungen stellt Ferdinand Mitterlehner dar, daß Ausgangspunkt für die hedonistische Befriedigung Einzelner das Gefühl der Verbundenheit mit der großen "Techno- Family" ist - wobei (am Rande sei´s vermerkt) Technosucht keineswegs zwingend mit Drogensucht gleichzusetzen ist. Mehr mit der Musik selbst als mit ihrer Rezeption befassen sich die Autorinnen und Autoren der folgenden drei Artikel: Mit dem Rap als poetisch-musikalischer Ausdrucksform setzt sich Christian Buß auseinander, An oralen schwarzen Traditionen orientierte Erzählformen werden hier wie im Blues als Mittel der Darstellung und Festigung sozialer Rollen verwendet. Verbale Macht ist Indikator für Ansehen im Großstadtghetto, und sie wird errungen durch verbaten Wettstreit nach überkommenen Regeln. - Die vielen widersprüchlichen Aussagen über die Songs der Beatles selbst in der fachwissenschaftlichen Literatur waren für Christine Flender und Markus Heuger der Anlaß, um eine computergestützte Analyse zur Melodik der Songs durchzuführen. Am Beispiel der Kategorie "Comedy-Songs" zeigen sie auf, daß derartige quantitative Analysen sehr wohl dazu beitragen können, die durch philologische Betrachtungsweise gewonnenen Einsichten zu präzisieren, - Der Schnittstelle zwischen Pop-Art und Avantgarde-Rock geht Alenka Barber-Kersovan in ihrem Artikel nach. Gemeinsamer Nenner ist dabei für sie das Sprengen von vertrauten Erwartungsmustern durch das Aufbrechen der Grenze zwischen Hochkunst und Gebrauchskultur. Ausführlich beschreibt sie in diesem Kontext die kurzfristige Zusammenarbeit zwischen Andy Warhol und Velvet Underground sowie deren langfristige Folgen für die Rockmusik. Allgemeine und musikalische Sozialisationsforschung stehen im Mittelpunkt der Ausführungen von Winfried Pape. Die Hypothesenbildung für ein empirisches Forschungsprojekt über musikalische Werdegänge von Amateurmusikern zwang zur kritischen Sichtung der in musiksoziologischer, -psychologischer und -pädagogischer Literatur bislang vorgestellten Sozialisationsmodelle. Das Ergebnis ist die Entwicklung eines eigenen Modells als programmatisches Raster für weitere Theoriebildung. Zu guter Letzt, wie gewohnt, die wo - was - wer-Rubrik, neben Tagungsinformationen und Hinweisen auf neue Bücher mit den aktuellen Daten zu Lehrveranstaltungen Ober Rock, Pop, Jazz an deutschen Hochschulen und Universitäten im Wintersemester 1996/97.

Stöbern nach