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Feindselig- und wohlwollend-sexistische Einstellungen in Bezug auf Mütter : Entwicklung und Validierung einer ambivalenten Sexismus-Skala mit Hilfe kognitiver Interviews

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2013

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Die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern scheint im 21. Jahrhundert fast erreicht zu sein. Nach der Geburt eines Kindes greifen viele Paare jedoch nach wie vor auf traditionelle Muster der Arbeitsteilung zurück. Während Väter den Umfang ihrer Erwerbstätigkeit sogar erhöhen, reduzieren Mütter ihr Arbeitspensum oder steigen (vorübergehend) aus dem Berufsleben aus, um die Kinderbetreuung übernehmen zu können. Diese Brüche im Erwerbverlauf sowie Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse erschweren den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt und führen häufig zu einem Karriereknick oder sogar einem Karriereaus von Müttern. Sie mindern die Chancen auf eine Führungsposition und tragen bedeutend zu den Einkommensunterschieden zwischen den Geschlechtern bei. Mit dem geringeren Verdienst der Frau geht eine finanzielle Abhängigkeit vom (Ehe-)Mann einher, zudem reduzieren sich ihre Ansprüche auf Sozialleistungen des Staates (z.B. bezüglich der Rente), die Macht- und Statusunterschiede zwischen den Geschlechtern werden gefestigt. Folglich sind insbesondere Mütter in unserer Gesellschaft von Benachteiligungen betroffen.Ziel dieser Arbeit ist es daher, eine Skala zur Erfassung feindselig- und wohlwollend-sexistischer Einstellungen in Bezug auf Mütter (kurz: FWSEM-Skala) zu entwickeln und zu validieren. Dabei werden zwei zentrale Anliegen verfolgt: ein inhaltliches und ein methodisches. Inhaltlich liegt bei der Skalenentwicklung der Fokus auf einer Subgruppe von Frauen, die in bisherigen Messinstrumenten vernachlässigt wurde: die Gruppe der Mütter. Um die Ansichten der Befragten differenziert erfassen zu können, werden der Theorie des ambivalenten Sexismus (Glick &

Fiske, 1996, 1997) folgend neben offen feindseligen auch (scheinbar) wohlwollende Einstellungen berücksichtigt. Der feindselige Sexismus erfasst Einstellungen gegenüber berufstätigen Müttern (vermeintlichen Rabenmüttern ). Er zeichnet ein negatives Frauenbild und wertet Mütter ab, die aus der traditionellen Rolle ausbrechen und ihre Kinder bereits nach kurzer Zeit zur Betreuung weggeben. Der wohlwollende Sexismus bezieht sich auf Hausfrauen und Vollzeitmütter. Er nimmt scheinbar positive Merkmalszuschreibungen vor, die Frauen für die Übernahme der Kinderbetreuung unersetzbar erscheinen lassen, sie dadurch jedoch gleichzeitig auf ihre traditionelle Geschlechterrolle als sorgende Mutter festlegen.In methodischer Hinsicht kommt bei der Skalentestung ein Pretest-Verfahren zum Einsatz, welches in den vergangenen Jahren international zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, aber in der deutschen Forschungslandschaft bislang noch zu selten verwendet wird: die Technik der kognitiven Interviews. Um die Güte der Skala zu analysieren, wird ein Drei-Phasen-Pretest entwickelt, das qualitative und quantitative Methoden kombiniert. In der ersten Phase, die aus quantitativen Erhebungen besteht, wird die Itemanzahl des ursprünglichen Itempools reduziert. Oftmals endet eine Skalenkonstruktion an diesem Punkt. Diejenigen Items, die die besten Kennwerte aufweisen, werden in die Skala aufgenommen, ohne zu wissen, ob die Formulierungen der Items von den Befragten auch so verstanden werden, wie es intendiert ist. Um dies zu überprüfen, werden die verbliebenen Items in Phase 2 mit Hilfe kognitiver Interviews getestet und im Falle von Verständnisschwierigkeiten umformuliert. In der dritten Phase, die erneut quantitativ angelegt ist, werden schließlich die Items für die endgültige FWSEM-Skala ausgewählt und ihre Güte bestimmt.In insgesamt acht Untersuchungen (N = 1317) erweist sich die Skala als zweidimensional und hoch reliabel. Geschlechtsdifferenzen in den Skalenwerten werden nicht gefunden, allerdings zeichnen sich Unterschiede zwischen Befragten aus Ost- und Westdeutschland ab. Für die konvergente Validität der FWSEM-Skalen sprechen signifikante, positive Korrelationen mit der Skala zur Erfassung des ambivalenten Sexismus (Eckes &

Six-Materna, 1999) sowie mit drei weiteren Sexismus-Skalen (MSS, GRB und AMMSA), mit einer Autoritarismus-Skala (RWA) und einer Skala zur Sozialen Dominanzorientierung (SDO). Auch mit einer Reihe anderer Vorurteils-Skalen, die gemeinsam das Syndrom Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (Heitmeyer, 2002) bilden, bestehen signifikante, positive Korrelationen. Auf die Übereinstimmungsvalidität verweisen Korrelationen mit negativen Stereotypen über Karrierefrauen und mit positiven Stereotypen über Hausfrauen. Im Hinblick auf die Tendenz von Befragten, ein sozial erwünschtes Antwortverhalten zu zeigen, konnte keine systematische Verzerrung im Zusammenhang mit der FWSEM-Skala festgestellt werden.Alles in allem sprechen die Ergebnisse dafür, dass es gelungen ist, mit der FWSEM-Skala ein zweidimensionales, hoch reliables und valides Messinstrument zur Erfassung feindselig- und wohlwollend-sexistischer Einstellungen in Bezug auf Mütter zu entwickeln. Die Skala hat sich bei verschiedenen Erhebungsmodalitäten (schriftlich, telefonisch, online) bewährt und ist nicht nur in Studierenden-, sondern auch in Bevölkerungsstichproben einsetzbar. Dabei zeigte die Skala durchweg ein hohes Maß an Stabilität bezüglich der ermittelten Item- und Skalenkennwerte.

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