Kleine Staaten, große Probleme? Zum Einfluss der Staatsgröße auf den Entwicklungsprozess

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2007

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Mit dem Ende der Kolonialzeit wuchs die Zahl unabhängiger Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg rasant an. Trotz der Tatsache, dass die neu entstandenen Staaten ein hohes Maß an Heterogenität aufweisen, verbindet sie ihre zumeist ausgesprochen geringe Größe, die in vielen Fällen kaum diejenige einer mitteleuropäischen Großstadt erreicht. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung begann sich die ökonomische Forschung in den 1960er Jahren mit der Frage zu beschäftigen, ob die Größe eines Landes einen Einfluss auf dessen Entwicklungschancen ausübt. Während mangelnde Staatsgröße auf theoretischer Ebene als ein eindeutiger Nachteil gesehen wird, kommen empirische Arbeiten zu dem Ergebnis, dass kleine Staaten nicht wie erwartet schlechter, sondern teilweise sogar besser entwickelt zu sein scheinen als aus theoretischer Sicht zu erwarten wäre. Trotz dieses in der Literatur bisher kaum diskutierten Widerspruchs zwischen Theorie und Empirie finden kleine Staaten mit Verweis auf die theoretisch abgeleiteten Nachteile vor allem in den letzten Jahren zunehmend Berücksichtigung in der internationalen Entwicklungspolitik.

Aus diesem Verhältnis zwischen Theorie, Empirie und Politik ergeben sich zwei Fragen. Zum einen muss geklärt werden, wie der offensichtliche Widerspruch zwischen Theorie und Empirie zu Stande kommt. Zum anderen muss die Frage beantwortet werden, ob die besondere Berücksichtigung kleiner Staaten auf politischer Ebene angesichts der oben genannten empirischen Ergebnisse überhaupt gerechtfertigt ist. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zur Klärung der beiden genannten Fragen leisten. Zu diesem Zweck wird zunächst die Frage der Definition kleiner Staaten diskutiert. Obwohl diese Frage vor allem für empirische Untersuchungen eine herausragende Bedeutung hat, ist sie von der Literatur noch nicht hinreichend geklärt worden. Es kann jedoch gezeigt werden, dass unabhängig von der verwendeten Abgrenzungsmethode eine relativ stabile Gruppe von Staaten existiert, die als klein bezeichnet werden können. In einem zweiten Schritt erfolgt eine kurze Darstellung der theoretischen Konsequenzen geringer Staatsgröße, wie sie in der Literatur zu finden sind. Anschließend werden die theoretischen Hypothesen einer empirischen Überprüfung unterzogen, in deren Verlauf im Widerspruch zu den theoretischen Hypothesen jedoch kein negativer Entwicklungseffekt geringer Staatsgröße festgestellt werden kann. Teilweise zeigt die Untersuchung sogar, dass kleine Staaten sich offenbar besser entwickelt haben als große Länder.

In einem letzten Schritt wird schließlich versucht, den beobachteten Widerspruch zwischen Theorie und Empirie zu erklären. Dieser Versuch erfolgt auf zwei verschiedenen Ebenen. Zunächst wird der Frage nachgegangen, ob das Problem eventuell auf Seiten der Empirie zu suchen ist. Dabei werden vor allem die schlechte Datenverfügbarkeit für kleine Staaten sowie das Fehlen einer eindeutigen theoretischen Größendefinition als Quellen möglicher Verzerrungen diskutiert. Anschließend wird diskutiert, ob die theoretischen Überlegungen zur Entwicklung kleiner Staaten möglicherweise mit Problemen behaftet sind, die zur Bildung falscher Hypothesen geführt haben. Es zeigt sich, dass die Theorie in der Tat einige wichtige Erfolgsfaktoren kleiner Staaten vernachlässigt. Dabei handelt es sich zum einen um einige exogene Faktoren, die kleine Staaten für die Nachteile mangelnder Staatsgröße kompensieren, und zum anderen um ein spezifisches sektorales Entwicklungsmuster, das kleinen Staaten trotz ihrer Nachteile erlaubt, einen erfolgreichen Entwicklungsprozess zu vollziehen. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren kann gezeigt werden, dass das hohe Entwicklungsniveau kleiner Staaten nicht so überraschend ist, wie es mit Blick auf die bisherigen theoretischen Arbeiten zu den Entwicklungsaussichten kleiner Staaten scheinen mag.

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