Einfluss von 18-Hydroxyeikosapentaensäure und des Chemerin 23 Rezeptors auf die Transmigration und Apoptose von Leukozyten im Mausmodell des ARDS („acute respiratory distress syndrom“)
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Zusammenfassung
Das akute Atemnotsyndrom (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) umschreibt
ein lebensbedrohliches Krankheitsbild der Lunge, dem unterschiedliche Ursachen und
pathophysiologische Mechanismen zugrunde liegen. Durch ein inflammatorisch
induziertes Lungenödem kann es bei dieser Erkrankung zu einer hyperkapnischen
respiratorischen Insuffizienz kommen, die mit einer massiv eingeschränkten
Oxygenierung einhergehen kann. Selbst bei optimaler Therapie ist die Letalität beim
ARDS noch immer sehr hoch. Bisweilen steht als kausale Behandlung die
Ursachenbehebung im Vordergrund. Klinische Studien konnten zwar bei
intensivpflichtigen Patienten/innen die Wirksamkeit von Lipidinfusionen mit einem
hohen omega-3-Fettsäuren-Anteil beschreiben, allerdings gibt es derzeit noch keine weiteren
konkreten medikamentösen Therapieansätze zur Immunregulation.
Ziel dieser Doktorarbeit war es, einen Beitrag zum besseren Verständnis der
Pathophysiologie des ARDS zu leisten und die Wirksamkeit von Derivaten der omega-3-
Fettsäure zu untersuchen.
Der ChemR23-Rezeptor ist ein multifunktioneller Rezeptor, der je nach Interaktion
divergierende, bisher noch nicht ganz geklärte Signaltransduktionswege initialisiert.
Unter anderem ist er für die „chemokinvermittelte Chemotaxis“ mitverantwortlich, indem
er in der initialen Inflammationsphase die Transmigration von Leukozyten zu
subendothelialen Entzündungsherden moduliert. In der Resolutionsphase kommt es über
den ChemR23-Rezeptor zu einer gehemmten Zytokinexpression mit einer
antiinflammatorischen Wirkung. Bei einem Defekt dieses Genes wird daher davon
ausgegangen, dass es zu einer verminderten Transmigration von Leukozyten kommt und
zu einer verbesserten Resolution von Entzündungsherden.
In dieser Arbeit wurde in der Wildtyp- und ChemR23-KO-Maus ARDS mittels Gabe von
Lipopolysacchariden (LPS) induziert und die immunmodulatorischen Effekte von
Resolvin E1, einem Derivat der mehrfach ungesättigten omega-3-Fettsäure
Eicosapentaensäure (18R-HEPE), untersucht. Für uns relevant war die Fragestellung, ob
durch die Gabe der Resolvin-Vorstufe 18R-HEPE eine verbesserte Resolution der
Entzündungsprozesse in beiden Mausgruppen erfolgt und ob 18R-HEPE einen Effekt auf
Apoptose und Nekrose von neutrophilen Granulozyten und Makrophagen ausübt. Hierfür
wurden durchflusszytometrisch die leukozytären Zellzahlen in der Lunge und in der
bronchoalveolären Lavage bestimmt.
Tatsächlich wurden, abgesehen von der bereits bekannten LPS-induzierten
Leukozytenmigration, Effekte durch die Applikation von 18R-HEPE beobachtet. Unsere
Ergebnisse zeigen, dass die Wirkung auf die immunmodulatorischen Eigenschaften von
Resolvin E1 zurückzuführen sind und die Auflösung der Entzündungsprozesse bzw. die
Rückkehr zur Gewebshomöostase begünstigen. Inwieweit man die gemessenen Effekte
gezielt therapeutisch einsetzen kann, muss durch weitere grundlegende Untersuchungen
bestätigt werden.