Sterben auf der Intensivstation - eine deskriptive Untersuchung
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Zusammenfassung
Die Fortschritte in der Intensivmedizin ermöglichten die Verbesserung der Überlebensrate kritisch kranker Patienten in den letzten Jahrzehnten. Die unreflektierte Anwendung moderner intensivmedizinischer Maßnahmen kann jedoch möglicherweise dazu führen, dass der Verlauf unheilbarer Krankheiten verzögert und eine unangemessene oder zu invasive Therapie den Sterbeprozess unnötig verlängert wird. In dieser Studie untersuchten wir die Entscheidungen am Lebensende bezüglich der Therapiebegrenzung und des Therapieabbruchs auf den Intensiv- und IMC-Stationen eines kommunalen Lehrkrankenhauses. Wir untersuchten retrospektiv Akten von erwachsenen Patienten, die im Zeitraum zwischen 01.01.2011 bis 31.12.2012 auf einer Intensiv- oder IMC-Station des Klinikums Hanau verstorben sind, in Hinblick auf die Maßnahmen am Lebensende, Todesursachen und auf die Durchführung einer Therapiebegrenzung oder eines Therapieabbruchs. Im Untersuchungszeitraum von 2 Jahren verstarben 1317 erwachsene Patienten im Klinikum Hanau. Davon waren 489 (37%) der Patienten zum Todeszeitpunkt entweder auf einer Intensivstation oder IMC-Station. Die Mehrheit der verstorbenen Patienten (n = 427, 87%) war 60 Jahre oder älter. Bei 306 (62%) der 489 Patienten wurde mindestens eine lebenserhaltende Maßnahme entweder eingeschränkt oder abgebrochen. Dabei wurde bei 297 (61%) Patienten mindestens eine Art von Therapie begrenzt und bei 139 Patienten (28%) mindestens eine Art von Therapie abgebrochen. Am häufigsten wurden die kardiopulmonale Reanimation (n = 222), die invasive (n = 121) und die nicht-invasive (n = 40) Beatmung, gefolgt von der Nierenersatztherapie (n = 71) und Katecholamintherapie (n = 66), begrenzt. Invasivere Maßnahmen wie Beatmung und Nierenersatztherapie wurden nur bei 18 bzw. 22 Patienten (jeweils ca. 5%) abgebrochen. Nach Begrenzung bzw. Abbruch der Therapie starben die meisten Patienten innerhalb von zwei Tagen.