Der Einfluss des Oxytocin-Antagonisten Atosiban auf die Benigne Prostatahyperplasie
Datum
Autor:innen
Betreuer/Gutachter
Weitere Beteiligte
Herausgeber
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Zitierlink
Zusammenfassung
Das Wissen über die Wirkung des Hormons Oxytocin in der Prostata ist gering und damit auch das von bereits bekannten Inihibitoren wie dem in der Geburtshilfe etablierten Medikament Atosiban. Dort wirkt es auf die glatten Muskelzellen des Uterus kontraktionshemmend. Übergeordnetes Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Überprüfung, ob Atosiban auch von Nutzen bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) mit ihrem Mehr an glatten Muskelzellen und dem erhöhten Muskeltonus sein könnte. In dieser Arbeit wurde der Effekt des Oxytocin-Antagonisten Atosiban auf die spontane und Oxytocin-induzierte Kontraktilität der Prostata mittels Live-Imaging-Verfahren bei Mensch und Ratte analysiert. Humanes Prostatagewebe von TUR-P und Radikaler Prostatektomie wurde mit zwei verschiedenen Methoden untersucht. Die „Reslice-Methode“ visualisierte präzise Kontraktionsmuster an einzelnen Stellen (Regions of interest, ROIs) im Gewebe, während der „adaptierte Wiggle-Index“ eine Gesamtanalyse des Gewebes ermöglichte. Zusätzlich wurden wichtige klinische Daten wie Alter, Prostatavolumen, PSA-Wert und IPSS erhoben und mit den funktionellen sowie histologischen Ergebnissen verglichen, um mögliche Korrelationen aufzuzeigen. Bei allen Proben von Mensch und Ratte erhöhte Oxytocin die spontane Kontraktilität. Atosiban zeigte eine signifikante hemmende Wirkung im Oxytocin-behandelten Prostatagewebe von TUR-P, Radikaler Prostatektomie und Rattengewebe bei Untersuchung einzelner ROIs mit der „Reslice-Methode“. Bei Bewertung der gesamten humanen Probe durch den adaptierten Wiggle-Index war der Atosiban-Effekt im Oxytocin-behandelten Prostatektomie-Gewebe (karzinomfrei) zu finden, aber nicht in den durch TUR-P gewonnenen BPH-Proben. Im Atosiban-vorbehandelten Prostatagewebe von Mensch und Ratte fehlte die Oxytocin-Wirkung. Lediglich bei den Prostatektomieproben unter Nutzung des Wiggle-Index zeigte Oxytocin noch eine signifikante Steigerung im zuvor Atosiban-behandelten Prostatagewebe.
Insgesamt zeigten sich die Atosiban-Effekte schnell, waren aber nur von kurzer Dauer.
Bei einigen Proben von Mensch und Ratte konnten wir auch entgegengesetzte Wirkungen nach Zugabe von Atosiban feststellen. Sowohl die spontane Kontraktilität des Gewebes als auch die stimulierende Wirkung von Oxytocin waren in Proben aus Radikaler Prostatektomie im Vergleich zu TUR-P-Proben signifikant stärker ausgeprägt.
Anhand der klinischen Daten konnten wir zeigen, dass bei den Prostatektomie-Proben das Alter sowohl mit dem PSA-Spiegel als auch mit dem Prostatavolumen positiv korrelierte. In den TUR-P-Proben beobachteten wir eine positive Korrelation zwischen dem PSA-Wert und dem Prostatavolumen allerdings nicht zum Alter. Darüber hinaus stellten wir im TUR-P-Gewebe, allerdings nicht im Prostatektomie-Gewebe, eine positive Korrelation zwischen dem PSA-Wert und dem prozentualen Anteil der Drüsen im Versuchsgewebestück fest.
Generell könnte der Oxytocin-Signalweg eine interessante Alternative zu bereits existenten, aber nebenwirkungsbehafteten BPH-Therapien darstellen. Die Gesamtbetrachtung der Ergebnisse legt allerdings nahe, dass Atosiban aufgrund seiner paradoxen Wirkung in Einzelfällen und seiner kurzen Halbwertszeit eine herausfordernde Therapieoption bei der Behandlung der BPH darstellen würde. Jedoch könnten andere, potentere Oxytocin-Antagonisten hier vielversprechend sein. Vor dem Hintergrund, dass Atosiban in Mammakarzinomzellen eine antiproliferative Wirkung hat, könnte es lohnenswert sein, den proliferativen Effekt von Atosiban auch im Prostatagewebe zu untersuchen.