Neuronale Korrelate der Ritualausführung bei Patienten mit Waschzwängen vor und nach kognitiver Verhaltenstherapie

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2013

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Menschen, die unter Zwangsstörungen leiden, fühlen sich durch Zwangsgedanken gedrängt stereotype Handlungen immer wieder und exzessiv durchzuführen. Die zugrunde liegenden neurobiologischen Prozesse dieser Zwangshandlung sind weitgehend unerforscht. Informationen darüber, welche neuronalen Korrelate mit der Beendigung der repetitiven Zwangshandlungen einhergehen, könnten zu einem tiefer greifenderen Verständnis der Aufrechterhaltung der Zwangsstörung beitragen. Theoretische Modelle postulieren, dass eine Funktion der Zwangshandlung in der Normalisierung vormals überaktvierter Strukturen eines fronto-striatalen Regelkreises liegt (Deckersbach, Dougherty, Rauch, 2006). Diese Funktion konnte in der vorliegenden Studie erstmals direkt nachgewiesen werden. Waschzwangpatienten und gesunde gematchte Kontrollprobanden wurden gebeten, sich während einer funktionellen Messung über präsentierte Videos in Szenen ihres individuellen Händewaschvorgangs hineinzuversetzen. Darüber hinaus wurde ein Teil der Probanden erneut nach einer kognitiven Verhaltenstherapie untersucht. Waschzwangpatienten wiesen eine reduzierte Aktivierung in fronto-striatalen Bereichen, vor allem den Basalganglien zum Ende des Rituals im Vergleich zum Anfang des Rituals auf. Darüber hinaus ergab sich eine reduzierte Aktivierung in der Amygdala zum Ende des Rituals im Vergleich zu einer Phase der Symptomprovokation. Diese reduzierte Aktvierung kann darauf hinweisen, dass Waschzwangpatienten das Zwangsritual als dysfunktionale, jedoch effektive Methode der Emotionsregulation nutzen. Ein stärkerer Abfall der Amygdalaaktivität vom Beginn zum Ende des Rituals sagte zudem eine höhere Symptomverbesserung nach der Therapie voraus. Darüber hinaus konnte eine verminderte Aktvierung im Nucleus Caudatus nach erfolgreicher Verhaltenstherapie nachgewiesen werden. Dies liefert Hinweise auf eine Normalisierung fronto-striataler Regelkreise auch durch eine Psychotherapie. Die Befunde liefern insgesamt erste direkte Evidenz bislang nur theoretisch hergeleiteter Annahmen über die neuronale Funktion der Zwangshandlung und deren Aufrechterhaltung.


Patients suffering from obsessive compulsive disorders (OCD) feel forced to do the same actions over and over again. The underlying neurobiological processes of OCD are largely unexplored. Information about, which neural activations correlate with the termination of the repetitive compulsions could contribute to a deeper understanding of OCD. Theoretical models postulate that obsessive compulsions have the function to normalize formerly overactivated structures of a fronto-striatal circuit (Decker Bach, Dougherty, Rauch, 2006). This function of obsessive compulsions was initially shown in the present study. OCD washing patients and healthy control subjects, matched according to age, gender, and handedness were asked to imagine themselves into scenes of individual hand-wash rituals during functional magnetic resonance imaging. In addition, some of the subjects were re-examined after cognitive behavioral therapy.OCD washing patients showed a reduced activation in fronto-striatal areas, especially the basal ganglia, at the end of the ritual compared to the beginning of the ritual. In addition, a reduced activation in the amygdala at the end of the ritual, compared to the phase of symptom provocation was found. This reduced activation may indicate that OCD washing patients use the ritual as a dysfunctional, but effective method of emotion regulation. A stronger decrease of amygdala activation from the beginning to the end of the ritual predicted a higher symptom improvement after therapy. Moreover, there was reduced activation in the caudate nucleus after successful cognitive behavioral therapy. This provides evidence for a normalization of fronto-striatal circuits by cognitive behavioral therapy. These findings provide first direct evidence for the so far only theoretically derived assumptions about the neural function of obsessive compulsions and their preservation.

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