Tierschutzhunde aus Süd- und Osteuropa: Evaluation der Vermittlung, des Transports und des Verhaltens von durch Tierschützern nach Deutschland verbrachten Hunden
dc.contributor.advisor | Kuhne, Franziska | |
dc.contributor.author | Graf, Jessica | |
dc.date.accessioned | 2025-10-22T13:15:45Z | |
dc.date.available | 2025-10-22T13:15:45Z | |
dc.date.issued | 2025 | |
dc.description.abstract | Tierschutzhunde aus dem Ausland prägen zunehmend das Bild der Hundepopulation in Deutschland und sind häufige Patienten in der tierärztlichen Praxis. Während es in Deutschland keine freilebenden besitzerlosen Hunde gibt, gehören Straßenhunde zum alltäglichen Bild von zahlreichen Ländern in Süd- und Osteuropa. Um diese Hunde vor Leid, widrigen Lebensbedingungen oder auch Euthanasie zu schützen, werden sie von Tierschützenden nach Deutschland vermittelt. Sie werden per Flugzeug oder Straßentransport nach Deutschland verbracht und erreichen entweder direkt oder über Pflegestellen ihre neuen Besitzer. Während die Thematik seit Jahren hohe mediale Aufmerksamkeit erlangt, gibt es bislang nach meinem Kenntnisstand keine wissenschaftliche Studie, die die Vermittlungspraxis und die nach Deutschland verbrachten Hunde näher untersucht hat. Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es, einerseits die Zahl der im Auslandstierschutz in Süd- und Osteuropa tätigen Vereine zu ermitteln sowie die Anzahl der jährlich verbrachten Hunde für die Jahre 2018 bis 2020 retrospektiv zu erfassen. Weiterhin sollte untersucht werden, inwieweit die Vermittlung und der Transport der Hunde unter tierschutz-, tiertransport- und tiergesundheitsrechtlichen Aspekten durchgeführt wird. Um beurteilen zu können, unter welchen Gesichtspunkten eine Verbringung von Hunden im Sinne des Tierwohls gerechtfertigt ist, wurde neben der Untersuchung der Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen auch eine Evaluation des Verhaltens von Auslandshunden vorgenommen. Weiterhin wurde analysiert, inwiefern eine Betreuung und Aufklärung der neuen Besitzer durch die Tierschutzvereine stattfand. Um die Arbeit der Tierschutzvereine aus unterschiedlichen Aspekten zu beleuchten, wurden drei methodische Ansätze kombiniert. Zum einen wurde eine Befragung von Amtstierärzten und Amtstierärztinnen durchgeführt, um die Tierschutztransporte und Gesetzesverstöße zu analysieren und zu quantifizieren. Den Hauptteil der Arbeit stellt eine Befragung von Hundebesitzern und Hundebesitzerinnen dar. Dabei ging es einerseits um die Erfassung von Daten der Hunde wie beispielsweiser Importalter, Rassezugehörigkeit, Geschlecht und Kastrationsstatus. Weiterhin wurde die Betreuung durch den Tierschutzverein während und nach dem Adoptionsprozess ermittelt und eine Evaluation des Verhaltens der Hunde anhand des C-BARQs (Canine Behavioral Assessment and Research Questionnaire) durchgeführt. In der dritten Teilstudie wurden durch eine Inhaltsanalyse von Internetpräsenzen von Tierschutzvereinen Daten zur Hundevermittlung ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Zahl der nach Deutschland verbrachten Hunde im Erhebungszeitraum steigend war und im Jahr 2020 mehr als 100.000 Hunde durch Tierschutzvereine nach Deutschland kamen. Es konnten 764 Vereine gefunden werden, die Hunde aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland vermittelten. Bei diesen Zahlen muss jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, da die Vereinslandschaft eine starke Fluktuation aufweist und festgestellt werden konnte, dass das TRACES-System zur Registrierung von Hundetransporten von Tierschutzvereinen teilweise rechtswidrig umgangen wird. Die häufigsten festgestellten Verstöße im Zusammenhang mit dem Transport der Hunde bezogen sich auf die erforderliche Dokumentation im Zusammenhang mit der Nutzung des TRACES-Systems, tierschutzrechtliche Vergehen stellten eine Ausnahme dar. Die verbrachten Hunde stammten etwa zur Hälfte aus Rumänien. Es handelte sich in der Regel um junge Mischlinge, die mittelgroß und zumeist bereits vor Einreise nach Deutschland kastriert waren. Während die osteuropäischen Hunde eher den Herdenschutzhunden und Molossern angehöhrten, wurden aus den südlichen europäischen Ländern häufiger Jagdhunde verbracht. Die Hunde zeigten deutliche Verhaltensunterschiede im Vergleich zur Population westeuropäischer Hunde, wobei sie in den meisten Kategorien gemäß des C-BARQs wünschenswerte Verhaltenseigenschaften zeigten. Lediglich Angstverhalten gegenüber fremden Personen und der unbelebten Umwelt traten häufig auf. Dabei war festzustellen, dass osteuropäische Hunde eher Angst- und Aggressionsverhalten zeigten als südeuropäische Hunde, die wiederum aufgrund ihrer Rassezugehörigkeiten häufiger Jagdverhalten zeigten. Schwere Verhaltensstörungen traten kaum in der Gruppe der untersuchten Hunde auf. Bei diesen Verhaltensstörungen handelte es sich am häufigsten um schwere Angststörungen (6,7 %) und es muss davon ausgegangen werden, dass diese Hunde kein artgerechtes Leben führen können. Einschränkend muss hierbei jedoch angemerkt werden, dass in der Befragung keine Hundebesitzenden erfasst wurden, die ihren Auslandhund wieder abgeben hatten. Weitere Studien sind hier nötig, um die Prävalenz von Rückgaben und deren Gründe weiter zu evaluieren. Insgesamt zeigte sich, dass die Besitzenden zufrieden waren mit ihren Auslandshunden und sowohl erneut einen Auslandshund adoptieren würden als auch den Tierschutzverein weiterempfehlen würden. Es zeigte sich jedoch nur eine ungenügende Aufklärung der Besitzenden durch die Tierschutzvereine. Etwa ein Drittel der Adoptanten wurde weder über typisches Verhalten von Auslandshunden noch über Infektionserkrankungen aufgeklärt. Auch wurden keine flächendeckenden Tests auf vektor-übertragene Infektionen vor der Einreise nach Deutschland durchgeführt und die Quote infizierter Hunde lag bei 37,2 % wobei etwa die Hälfte davon vektor-übertragene Infektionen waren. Dies birgt ein hohes Risiko für die Einschleppung von Erregern und eine Ausbreitung von Infektionen in Deutschland. Zusammenfassend zeigt sich, dass eine Vermittlung von Hunden aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland tiergerecht durchgeführt werden kann, wenn andere tiergerechte Lösungen im Ausland nicht zur Verfügung stehen und sich Tierschützende strikt an alle gesetzlichen Vorgaben halten. Dazu gehört außerdem eine umfassende Aufklärung und Betreuung der Adoptanten sowie eine sorgfältige Präselektion von zur Verbringung geeigneter Hunde. | |
dc.identifier.uri | https://jlupub.ub.uni-giessen.de/handle/jlupub/20848 | |
dc.identifier.uri | https://doi.org/10.22029/jlupub-20199 | |
dc.language.iso | de | |
dc.relation.haspart | https://www.vetline.de/republikation-amtliche-ueberwachung-von-tierschutzvereinen-die-hunde-aus-sued-und-osteuropa-nach | |
dc.relation.haspart | https://www.vetline.de/tierschutzhunde-aus-sued-und-osteuropa-in-deutschland-ergebnisse-einer-besitzerbefragung | |
dc.relation.haspart | https://doi.org/10.1016/j.jveb.2025.01.005 | |
dc.relation.haspart | https://doi.org/10.1017/awf.2025.10044 | |
dc.rights | In Copyright | |
dc.rights.uri | http://rightsstatements.org/page/InC/1.0/ | |
dc.subject | Auslandstierschutz | |
dc.subject | Tierschutzvereine | |
dc.subject | TRACES | |
dc.subject | Auslandsadoption | |
dc.subject | Auslandsadoption | |
dc.subject.ddc | ddc:630 | |
dc.title | Tierschutzhunde aus Süd- und Osteuropa: Evaluation der Vermittlung, des Transports und des Verhaltens von durch Tierschützern nach Deutschland verbrachten Hunden | |
dc.type | doctoralThesis | |
dcterms.dateAccepted | 2025-08-27 | |
local.affiliation | FB 10 - Veterinärmedizin | |
thesis.level | thesis.doctoral |
Dateien
Originalbündel
1 - 1 von 1
Lade...
- Name:
- GrafJessica-2025-08-27.pdf
- Größe:
- 2.42 MB
- Format:
- Adobe Portable Document Format
Lizenzbündel
1 - 1 von 1
Lade...
- Name:
- license.txt
- Größe:
- 7.58 KB
- Format:
- Item-specific license agreed upon to submission
- Beschreibung: