Dissertationen/Habilitationen
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Auflistung Dissertationen/Habilitationen nach Auflistung nach Fachbereich/Einrichtung "FB 03 - Sozial- und Kulturwissenschaften"
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Item Advancing group threat theory : contributions of panel-, experimental- and multilevel analyses(2007) Schlüter, ElmarAusgangspunkt dieser Dissertation ist die Feststellung, dass der positive Zusammenhang zwischen wahrgenommener Bedrohung der Eigengruppe und diskriminierenden Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe eine robuste empirische Regelmäßigkeit in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zu interethnischen Konflikten darstellt. Mit dem Ziel der Erweiterung dieses Forschungsstandes untersucht diese Dissertation vier zentrale Fragestellungen. Die erste Studie analysiert die kausalen Wirkrichtungen zwischen wahrgenommener Bedrohung der Eigengruppe und diskriminierenden Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe. Im Zentrum der zweiten Studie steht die Untersuchung potentieller moderierender Faktoren der Beziehung zwischen wahrgenommener Bedrohung und diskriminierenden Einstellungen. In der dritten Studie wird die Wirkung der objektiven demographischen Größe der Fremdgruppe auf wahrgenommene Bedrohung und diskriminierende Einstellungen untersucht. Die vierte und abschließende Studie dieser Dissertation richtet sich auf eine stärker methodologische Fragestellung und vergleicht die Potentiale von latenten autoregressiven Strukturgleichungsmodellen mit kreuzverzögerten Effekten und Wachstumskurvenmodellen für latente Konstrukte.Item Aesthetics of transgression and its strategies in post-Yugoslav art(2017) Vujanovic, BrankaAesthetics of Transgression and its Strategies in Post-Yugoslav Art offers an insight into contemporary art practice and image production within post-traumatic culture and post-socialist condition in former Yugoslavia. A theoretical position is established through a reconsideration of the category of the aesthetic and the notion of transgression as a continuous movement in-between contradictions that characterize this borderline condition, as well as our encounter with images and among images. The research entails contextual consideration, theoretical articulation and practical curatorial engagement in the context of former Yugoslavia. Particular focus is on photographic practices at the crossing between aesthetic and documentary realm. Defined as cultural symptomatology, these practices are analyzed around the concept of the symptom as it travels across the fields of cultural psychoanalysis and critical theory, visual studies and art history, trauma theory and theory of photography.Item Agrarian Change and Gender in Post Genocide Rwanda: Analysing the Effects of Crops Intensification Program on Women Smallholder Farmers(2023-03) Bayisenge, FortunéeThe World Development Report of 2008 highlighted agricultural intensification as a strategy to boost economic growth and reduce poverty, particularly in sub-Saharan Africa. Following this assumption, Rwanda is one of the African countries which adopted and implemented an agrarian change in the form of Crops Intensification Programme (CIP). CIP aims to transform small-scale subsistence farming into large-scale and market-oriented agriculture, to enhance agricultural growth and improve the well-being of those involved and depend upon farming activities, whose majority are women. Drawing from the experience of women farmers involved in CIP in Huye and Gisagara Districts in southern Rwanda, this study aimed to analyse the effects of Rwanda’s agrarian change on the daily life of women smallholder farmers. It hence used qualitative research tools to gather data from different actors of CIP such as women members of CIP cooperatives, government officials in charge of agriculture and cooperatives’ leaders. Findings revealed an increase in agricultural productivity by a unit of land as a result of the intensified farming system under CIP. Such intensification, however, induces the cost of production in terms of inputs and labour, which makes it hard for women smallholder farmers to cope with such an agrarian change. Furthermore, the government’s control over the CIP process and the intra-household labour relation increase the burden of poor women as the main actors in the agriculture sector. The study argues that the intersection between gender, class and government interventionism reinforces the proletarianisation of poor women’s labour under CIP. Henceforth, an empowering strategy by the government can enhance women’s capabilities as well as their opportunities to benefit as active agents of CIP.Item AIDS im gesellschaftlichen Bewußtsein : Aspekte der Stigmatisierung von HIV-Infizierten und Risikogruppen(2002) Köhl, Albrecht; Schürhoff, RolandDie Ergebnisse dieser Studie entstammen dem Forschungsprojekt ´Sozialpsychologische Aspekte von AIDS unter besonderer Berücksichtigung von Diskriminierungs- und Stigmatisierungsprozessen´, das 1989 und 1990 am Zentrum für Psychosomatische Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt wurde.Im quantitativ-repräsentativen Teil des Projekts wurden 2025 Erwachsene zu ihren Einstellungen und Verhaltensweisen in Verbindung mit HIV/AIDS und Sexualität befragt. Erstmals wurden neben soziodemografischen Angaben auch sozialpsychologische Instrumente erhoben. Neben einer Kurzskala zur Messung von ´Autoritarismus´ wurde u.a. der Gießen-Test im Fragebogen verwendet. Der Gießen-Test als Persönlichkeitsinventar zeichnet sich besonders durch die Berücksichtigung sozialer Aspekte aus.Einstellung gegenüber Minderheiten und RisikogruppenDie Ergebnisse zeigen, dass näher und bedrohlicher empfundene Minderheiten stärker abgewehrt und verunglimpft werden. Die Hauptbetroffengruppen in bezug auf HIV/AIDS (Homosexuelle, Prostituierte, Drogenabhängige) werden im Kontext anderer Bevölkerungsminderheiten klar identifiziert. Faktorenanalysen zeigen eine deutliche Drei-Gruppen-Einteilung von Minderheiten: 1. die ´sehr unsympathischen´ (HIV/AIDS-)Risikogruppen, 2. die ´unsympathischen´ Angehörigen anderer Kulturen (türkische Gastarbeiter, Zigeuner, Asylbewerber etc.) und 3. Personengruppen, die sich durch politischen Protest kennzeichnen (Atomkraftgegner, Feministinnen).Maßnahmen des Staates gegenüber Risikogruppen und HIV-InfiziertenBei der Zustimmung zu staatlichen Maßnahmen in Bezug auf HIV/AIDS läßt sich eine Polarisierung beobachten. In der Bevölkerung werden auf der einen Seite stärker bestrafende Maßnahmen und auf der anderen Seite präventiv wirkende Kampagnen, die der Aufklärung dienen, befürwortet.Die Akzeptanz harter strafender Präventivmaßnahmen gegen Angehörige der Hauptbetroffenengruppen ist am weitesten im Personenkreis mit autoritärer Charakterstruktur und bei Personen mit ohnehin negativen Einstellungen gegenüber diesen Minderheiten verbreitet. Demgegenüber ist die verstärkte Zustimmung zu aufklärenden statt strafenden Vorgehensweisen mit positiverem Selbstwertgefühl und größerer Handlungskompetenz sowie der Fähigkeit zur Empathie verbunden.Zusammenhänge zwischen Kontaktbereitschaft, Toleranz und SexualverhaltenAnhand der Korrelationen mit dem individuellen Sexualverhalten zeigt sich eine ´Trennlinie´ zwischen Toleranz und Mitgefühl einerseits und Intoleranz und Ausgrenzung andererseits zwischen den sexuell aktiveren Bevölkerungsgruppen und den sexuell Inaktiven.Zentrale Einflußgrößen im Kontext von Diskriminierung und StigmatisierungDer Werthaltung des Autoritären Charakters kommt in der vorliegenden Studie eine zentrale Bedeutung zu, da sie sich in allen affektiv-emotionalen Einstellungs-Facetten als dominanter Faktor erweist. Weitere wichtige Einflußgrößen sind Infektionsrisikoeinschätzungen, die durch AIDS ausgelöst werden und - emotional besetzt - Auswirkungen auf den alltäglichen Umgang mit anderen Menschen haben, sowie die Haltung gegenüber den Risikogruppen. Sowohl die Befürwortung bestrafender und ausgrenzender staatlicher Maßnahmen als auch persönliche Vermeidungsstrategien im Umgang mit HIV/AIDS sind in starkem Maße ursächlich beeinflußt von diesen beiden Einstellungsaspekten.Die Autoritäre Persönlichkeit im Spiegel des Gießen-TestsDie zentrale Einflußgröße ´Autoritäre Persönlichkeit´ läßt sich ihrerseits mit Hilfe des Gießen-Tests erklären bzw. eingehend beschreiben. Kennzeichen der autoritären Struktur sind in psychologischer Hinsicht nicht so sehr mangelnde Kompetenz in sozialen Situationen oder im alltäglichen Umgang mit anderen, als vielmehr das gemeinsame Auftauchen von einerseits unterwürfigen und andererseits macht- sowie geltungshungrigen inneren Strukturen.Die Korrelationsanalyse einzelner Gießen-Test-Items und dem Autoritarismuskonstrukt unterstreicht das psychosoziale Profil des Autoritären Charakters: wenig impulsiv, zeigt wenig Emotionen, ist aggressionsgehemmt, phantasielos und wenig liebevoll.Daneben wird die Schwäche der Ich-Überich-Organisation deutlich. Schauspielerische Fähigkeiten sind nicht vorhanden, die Fähigkeit ausgelassen zu sein, fehlt häufiger, in der Liebe sind autoritäre Personen wenig erlebnisfähig.Item Die Ambivalenz Globalen Lernens und die Grenzen der Kritik - Eine diskursethnografische Studie zu Rassismus- und Privilegienkritik in der entwicklungspolitischen Bildungspraxis des ASA-Programms(2023) van Engelenhoven, EugeniaIn dieser Dissertationsschrift geht es um Transformationsprozesse und Rassismuskritik im entwicklungspolitischen Programm ASA. ASA ist ein staatlich gefördertes Bildungsangebot für junge Erwachsene in Deutschland, welches sich auf das Bildungskonzept Globales Lernen bezieht und Praktika in so genannte Development Assistance Countries anbietet, die nicht zufällig zum Großteil aus Ländern ehemaliger nord-westlicher Kolonien bestehen. "Ego-Trips ins Elend" wie die Süddeutsche Zeitung bereits 2008 titulierte. Genau dieser Zeitpunkt einer Problematisierung von Freiwilligenmobilität war der Ansatzpunkt für das Forschungsinteresse. Sowohl Beiträge von Bildungspraktiker:innen im Feld als auch aktuelle Forschungen haben bereits nahegelegt, dass solche Bildungspraxen Rassismus und Privilegien eher reproduzieren, anstatt zu der versprochenen globalen Gerechtigkeit und einer kritischen Selbstreflektion junger Menschen beizutragen. Ein Grund für die Wahl des ASA-Programms als Forschungsgegenstand war, dass es Anfang der 2010er Jahre zu Versuchen kam, genau diese Rassismus- und Machtkritik in die ASA Pädagogik zu integrieren. Die Arbeit soll Aufschlüsse darüber geben, warum diese Aneignung von Kritik eher zu der Erhaltung der kritisierten Machtverhältnissen beigetragen hat anstatt diese abzubauen und warum es dennoch zu einer radikalen Transformation bei ASA gekommen ist. Das Forschungsprojekt ist in den Cultural Studies und konkreter im Bereich rassismuskritischer Organisations- und Bildungsforschung verortet, insbesondere mit Bezug auf Vanessa Andreotti, Andre Keet, Sara Ahmed und Aram Ziai. Sara Ahmed kritisiert, dass Diversitätsmanagement in institutionellen Praxen als Form der Rassismuskritik oft nicht effektiv ist. Stattdessen erfülle es eine ideologische Funktion, indem der Eindruck von mehr Vielfalt erzeugt werde, als tatsaechlich vorhanden ist. Mit Bezug auf postmarxistische- und dekoloniale Hegemoniekritik und ein poststrukturalistisches Diskursverständnis wird eine theoretische Perspektive auf Ambivalenz und Antagonismus als Konzepte zur Analyse von Machtverhältnissen vorgeschlagen, die das Wechselspiel von hegemonialen, und widerständigen Kräften hervorhebt. Organisationen werden dabei als die Schaltstellen zwischen gesellschaftlichen Diskursen und Subjekten aufgefasst. Die Problematisierung einer machtvollen Hereinnahme von Kritik durch Organisationen leitet folgende Forschungsfragen an: Wie werden Machtverhältnisse in der Bildungspraxis Globalen Lernens bei ASA erzeugt, aufrechterhalten und transformiert? Welche Rolle nimmt Privilegien- und Rassismuskritik dabei ein?Item Ambivalenzen der Vergangenheitsdeutung : Deutsche Reden über Faschismus und "Drittes Reich" am Ende des 20. Jahrhunderts(2002) Hoffmann, MichaelDie Arbeit untersucht ausgewählte (Gedenk-)Reden, die sich mit der faschistischen Vergangenheit der Deutschen auseinandersetzen. Die Vorträge werden dabei als integrale Texte einer hermeneutisch-ideologiekritischen Analyse unterzogen. Darunter befinden sich sowohl prominente Texte wie die Weizsäcker-Rede 1985, die Jenninger-Rede und die Paulskirchen-Rede Martin Walsers, als auch weniger beachtete wie solche von Günter Grass oder Helmut Gollwitzer. Ein größerer Teil ist der Auseinandersetzung mit vier Beiträgen Klaus v. Dohnanyis gewidmet. Auf diese Weise wird ein Bogen gespannt, der Rückschlüsse auf einen bedenklichen geschichtspolitischen Stimmungswechsel im Laufe der 1990er Jahre ermöglicht. Eingerahmt werden die Einzelanalysen von Überlegungen zur geschichtspolitischen Funktion öffentlicher Reden und ihrer Signifikanz für die öffentliche Debatte als Ganzes.Item Angstregime in der Schule(2021-08) Seyfried, Christopher MichaelAngst ist ein omnipräsenter Begleiter in dem Leben jedes Individuums. Trotz Riemanns (2011) Betonung, dass Angst stets ein individueller Prozess ist, ist diese Emotion jedoch sehr wirkmächtig und kann machtsoziologisch ausgenutzt werden. Die daraus resultierenden Angstregime sind sowohl schulisch, aber auch außerschulisch ein gesellschaftliches Problem. Jedoch fallen diese Angstregime selbst in heutiger Zeit noch unter einen Deckmantel des Schweigens, da die Offenlegung eigener Emotionen, welche die Autoethnografie hervorzuheben versucht, nicht nur in der Wissenschaft bisher als ein „blinder Forschungsfleck“ gekennzeichnet werden. Die sich daraus ableitende Individualität von Angstregimen kann daher auch aus einer Vielzahl von Gründen entstehen: sowohl Handeln als auch ein Ausbleiben der Handlung kann, zum Beispiel durch das Governance-Regime der Lehrerbildung, zu einem solchen führen. Der Angstherrscher nach Brangsch (2007) und Siegmund (2016) muss nicht zwangsläufig eine Person sein – ebenfalls politische Akteure oder Institutionen, beispielsweise die Schule selbst, sorgen durch ihre Charakteristika für deren Entstehung und Aufrechterhaltung. Die unterliegenden Konzepte sind daher der „Kampf um Anerkennung“ nach Axel Honneth (1992) sowie Goffmans berühmte Schrift „Stigma“ (1975). Die in der Soziologie kontrovers diskutierte Methode Autoethnografie kann eben diese Angstregime individuell nachzeichnen und trägt so ihrer Vielschichtigkeit Rechnung – auch in Form der Folgen, zu welchen unter anderem Schulangst, Leistungsangst, Prüfungsangst und Schulabsentismus gezählt werden können. Diese Arbeit ist daher interdisziplinär angelegt, um einen möglichst großflächigen Blick auf den Themenkomplex „Angstregime“ werfen zu können und soll als „Soziologie der Angst“ in der Schule verstanden werden. Weiterhin möchte diese Arbeit (künftigen) Lehrkräften neben der Aufklärung auch einen Handlungsleitfaden an die Hand geben, wobei sich das letzte Kapitel dieser Arbeit intensiv mit möglichen Lösungsansätzen beschäftigt, welche nur gemeinsam umgesetzt eine entscheidende Wirkung entfalten können.Item Anhaltende Anpassung - Eine gebrauchstheoretische Wissenssoziologie der Ratgeberliteratur zu Stress(2024-09-07) Autschbach, Marcel DominiqueIn dieser Dissertation knüpfe ich an Ludwig Wittgensteins Verständnis von Sprache als selbstreferentieller sozialer Praxis an und argumentiere, dass sich die Bedeutung des Wortes „Stress“ durch seine Verwendung in der Ratgeberliteratur entfaltet. Dazu analysiere ich zweiundzwanzig Lebensratgeber zu Stress und verorte sie – da Sprache stets im Kontext anderer Praktiken steht – reflexiv in den Ergebnissen aus teilnehmenden Beobachtungen von einundzwanzig Einzelsitzungen von Stressmanagementkursen in Hessen. Ich zeige auf, wie Ratgeberschreibende Stressdiagnosen und Bewältigungsstrategien miteinander verweben, um jene Wissensformen herauszustellen, auf die sich gegenwärtige Selbsttechniken beziehen. Die heutige Verwendung des Stressbegriffs in Lebensratgebern bezieht sich auf die seit Mitte des 20. Jahrhunderts entstandene Stressforschung. Der Gebrauch des Wortes verband hierbei verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, wurde jedoch jeweils disziplinspezifisch ausgeformt. In aktuellen Ratgebern finden sich daher einerseits unterschiedliche Beschreibungen von und Interventionen gegen Stress, andererseits wird Stress als kohärentes Set von Aussagen behandelt. Zudem beziehen sich die Ratgeberschreibenden auf als „traditionell“ verortetes Wissen und ordnen die rigide Theoriebildung einer situativen Anwendung nach. Auf diese Weise gelingt es ihnen, sowohl die Vorstellung einer einheitlichen Stresstheorie, die auf eine intern transparente und einheitliche Wissenschaft im Singular zurückgeht, aufrechtzuerhalten als auch widersprüchliche Positionen zu Körper, Wahrnehmung, Emotionen und soziale Beziehungen zu verbinden. Vier miteinander verzahnte Elemente ermöglichen es den Ratgeberschreibenden, Stressdiagnosen und -bewältigungsformen zu verweben. Erstens beschreiben sie verschiedene körperliche Prozesse als Stress und bieten Techniken an, um kleinste körperliche Warnsignale zu erkennen sowie den Körper zu „ entstressen”. Zweitens greifen sie auf unterschiedliche Energietheorien wie Muskelkraft oder Qi zurück und problematisieren so die schleichende Erschöpfung im beruflichen und privaten Alltag und integrieren Methoden zur Kanalisierung von Energie. Drittens beziehen sie sich auf Metaphern visueller Wahrnehmung und können hierdurch voreilige Urteile und subjektive Bewertungen kritisieren und Trainings der Beobachtungsfähigkeit empfehlen. Viertens verorten sie Stress in Situationen und schlagen Wege vor, die sinnliche Wahrnehmung zu intensivieren und den Erfolg zu steigern. In der Ratgeberliteratur zu Stress wird das Selbst also nicht allumfassend verantwortlich gemacht, sondern zur anhaltenden Anpassung an immer neue Situationen aufgerufen.Item Antitotalitäre Traditionen im Kulturvergleich : Ein deutsch-französischer Intellektuellenstreit(1999) Ackermann, UlrikeIm Zentrum meiner Arbeit steht die in den letzten 50 Jahren stattgefundene Auseinandersetzung französischer und deutscher Intellektueller mit denTotalitarismen dieses Jahrhunderts. Welche Folgen zeitigt diese für die politische Diskurskultur beider Länder, ihre Europabilder und ihr Verhältnis zuOsteuropa heute? Die vergleichende Rekonstruktion der französischen und deutschen Debatten erlaubt es, der Entstehung bestimmter, immer wiederkehrenderDenkfiguren auf die Spur zu kommen: 'Antifaschismus', 'Antikapitalismus' und 'Antikommunismus' bzw. 'Anti-Antikommunismus' sind derartige Denkmuster, diebis heute der Identitätsstiftung intellektueller Milieus in Frankreich und Deutschland dienen und politische Lagerbildungen forcieren. In Frankreich undDeutschland sind die intellektuellen Debatten um den Totalitarismus nahezu spiegelverkehrt verlaufen. Aus der anfänglichen positiven Faszination derfranzösischen Intellektuellen am 'linken' Totalitarismus in den fünfziger Jahren entwickelte sich über die Jahrzehnte ein Milieu und Denkraum, deren gemeinsamerBezugspunkt ein dezidiert antitotalitäres Selbstverständnis war. Die Anfangsjahre der Bundesrepublik waren im Gegensatz zu Frankreich von einemantitotalitären Konsens geprägt. Er kristallisiert sich geradezu paradigmatisch in der Eröffnungsveranstaltung des 1950 in Berlin gegründeten, später in Parisarbeitenden Kongresses für kulturelle Freiheit. Die Kongreßgründer zeichnete damals eine gleichermaßen antifaschistische wie antikommunistischeGrundhaltung aus - ein antitotalitärer Konsens, der die weitere Arbeit der Intellektuellen im Zusammenhang dieses Kongresses bestimmte. In Deutschland kannman in der Folgezeit das Aufbrechen dieses antitotalitären Konsens beobachten; die politisch-intellektuellen Lager konstituierten sich entlang der dichotomenDenkfiguren 'Antifaschismus' versus 'Antikommunismus'. Entlang der Analyse deutscher und französischer Debatten der letzten 50 Jahre stelle icheinschneidende politische Ereignisse der Realgeschichte und deren Rezeption auf seiten der Intellektuellen gegenüber. Ausgelöst wurden sie von gravierendenhistorischen Einschnitten, die allesamt auf die Krise und später das Ende des Kommunismus verweisen: die Niederschlagung des Aufstands in Ungarn 1956;der Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts 1968 in Prag; der Polnische Sommer und die Verhängung des Kriegsrechts 1980/81; der Zusammenbruchdes Kommunismus 1989 und später der Krieg im ehemaligen Jugoslawien seit 1991. Die Auseinandersetzung mit diesen realhistorischen Brüchen hattemaßgebliche Folgen für die Selbstverortung der Intellektuellen, um die öffentlich gestritten wurde. Antitotalitäre Optionen, die den Nationalsozialismus, denFaschismus und den Kommunismus vergleichend in den Blick nehmen und fester Bestandteil der französischen Diskurkultur sind, waren in deutschen Debattenbis weit über das Jahr 1989 hinaus nahezu verpönt. Dies zeigte sich nicht nur im Historikerstreit 1986, sondern auch in der Debatte um das Schwarzbuch desKommunismus 1998. Sorgen in Frankreich Positionswechsel und Revisonen für eine lebendige Debattenkultur, so fürchtet man in Deutschland gleich um dieDemokratie, wenn sich politische Lager verwerfen. Ein offener, lebendiger Streit jenseits dieser Lager wäre nicht nur in Deutschland wünschenswert, sondernböte die Voraussetzung einer tatsächlich europäischen Öffentlichkeit jenseits nationaler Scheuklappen.Item Arbeitspraxis eines Berufsbetreuers : Anforderungen, Probleme und individuelle Lösungsmethoden(2002) Stoy, ThorstenDie Dissertation ist eine qualitative Untersuchung in Form einer ethnographischen Einzelfallstudie, die an das ethnomethodologischeForschungsprogramm 'studies of work' von Harold Garfinkel anschließt. Im Zentrum der Untersuchung stehen die spezifischen undkonstitutiven Arbeitsprozesse, die dieser speziellen, verberuflichten Tätigkeit ihren unverwechselbaren Charakter verleihen. ErsterUntersuchungsgegenstand sind demnach die 'embodied practices', Kompetenzen und situativen Umsetzungspraktiken einesBerufsbetreuers in der Ausführung seiner beruflichen Tätigkeit der gesetzlichen Betreuung von psychisch erkrankten Erwachsenen.Nach der Einleitung werden zunächst die gesellschaftlichen, institutionellen und juristischen Konzepte und Ideen rekonstruiert, um den Wegder früheren Praxis der Entmündigung zur heutigen Betreuungspraxis aufzuzeigen. Dies im Hinblick auf die Förderung der Integration vonMitmenschen, die auf Grund von psychischer Krankheit, körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung den Anforderungen einermodernen Gesellschaft nicht nachkommen können.Im Folgenden werden die ethnomethodologischen und qualitativ-methodologischen Leitlinien erläutert, an denen sich die empirische Arbeitorientiert. Dabei ist eine der zentralen, aber nur selten realisierten Qualifikationsvoraussetzungen, die Garfinkel für Untersuchungen diesesTyps fordert, in idealer Weise erfüllt: Der Autor ist selbst als Berufsbetreuer tätig, verfügt dementsprechend über das notwendigeHintergrundwissen, um die situativen Praktiken und generierten Daten angemessen erkennen und deuten zu können. Dieses wird imVerlauf der Arbeit methodologisch reflektiert.Daran schließt sich eine Rekonstruktion der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen und der gerichtlichen Verfahren einerBetreuerbestellung an. In Form einer ethnographischen Beschreibung werden die vorliegenden Betreuungsfälle, das Tätigkeitsrepertoiredes Betreuers und schließlich episodisch gegliederte typische Ereignisverläufe der Betreuungstätigkeit angeführt und analysiert.Das empirisch-analytische Kernstück der Arbeit bildet die Analyse der Aufgabenkomplexe des Berufsbetreuers. Innerhalb der'persönlichen Betreuung' werden auf der Grundlage von Transkriptionsausschnitten Kontextualisierungs- und Hierarchisierungspraktikenaufgezeigt und analysiert. Im Zentrum steht dabei, mittels welcher kommunikativer und interaktiver Methoden der Betreuer dieRollendifferenz zwischen sich und dem Klienten markiert und im Umgang mit dem Klienten - über alle situativen Kontingenzen hinweg undnicht selten gegen die geäußerten Erwartungen - Handlungspläne und Handlungsziele realisiert werden. Innerhalb der Analyse der'gesetzlichen Vertretung' stützt sich die Untersuchung auf Dokumente aus dem Schriftverkehr des Betreuers mit anderen Professionellen,die nach Art der Institutionszugehörigkeit untergliedert sind. Im Zentrum stehen hier die kommunikativen Verfahren, mit denen im Umgangmit institutionsangehörigen Professionellen kooperative Interaktion sichergestellt wird.In ethnomethodologischen Kategorien werden sowohl fallspezifische, als auch generalisierte Probleme und Lösungsstrategien aufgezeigt.In so fern werden an Hand des 'occassioned corpus of knowledge' generalisierte Schlussfolgerungen getroffen, die strukturell in deneinzelnen Arbeitsroutinen verankert sind und den konstitutiven Charakter, die 'embodied practices', der gesetzlichen Betreuungstätigkeithervorheben.Item Aspekte der Sozialisation zum Arzt : eine empirische Studie über Auswirkungen der praktischen Makroanatomie auf Medizinstudierende und deren Einstellung zu Sterben und Tod(2005) Egbert, SusanneSeit einigen Jahren wird verstärkt untersucht, wie das Verhältnis zwischen Arzt/Ärztin und PatientIn verbessert werden kann und welchen Einfluss die Studienbedingungen auf die spätere Arbeitsweise von Ärzten/Ärztinnen haben. In dieser Dissertation wird der Stellenwert der makroskopischen Anatomie für die Sozialisation zum Arzt / zur Ärztin behandelt, also der Lehrveranstaltung, in der die Studierenden eine Leiche präparieren. Insbesondere in den angloamerikanischen Ländern sind hierzu bereits Studien vorgestellt worden, deren Ergebnisse allerdings nicht eindeutig sind. Teilweise herrschen diametral entgegengesetzte Meinungen darüber, ob und falls ja, welche Auswirkungen die makroskopische Anatomie auf die Studierenden hat. In einigen Veröffentlichungen wird sie als Initiationsritus bezeichnet, in anderen als bedeutungslos eingestuft. Anhand einer empirischen Studie wird untersucht, ob sich messbare Veränderungen der Todesfurcht und der Einstellung zu Tod und Leichen nach Absolvierung der makroskopischen Anatomie nachweisen lassen. Hierzu wurde auf das 'Fragebogeninventar zur mehrdimensionalen Erfassung des Erlebens gegenüber Tod und Sterben' (FIMEST) zurückgegriffen und zusätzlich ein eigener Fragebogen entwickelt. Gleichzeitig wurde ein Persönlichkeitstest erhoben ('Selbstkonzeptinventar', SKI). Zunächst wird ein Überblick über die historische Entwicklung der makroskopischen Anatomie geboten. Die jeweilige Praxis von den prähistorischen Anfängen bis heute wird in Zusammenhang gesetzt mit den soziologischen Gegebenheiten bezüglich des Umgangs mit Sterben und Tod. Es folgt eine Darstellung der bisherigen Forschungen, die die moderne Makroanatomie und ihre möglichen Auswirkungen auf die Teilnehmenden behandeln, ebenso ein Überblick über den aktuellen Diskurs der Kritik an der durchgeführten Lehre der Makroanatomie. Der insbesondere für Ärzte und Ärztinnen oft schwierige Umgang mit dem Thema Tod wird in einem eigenen Kapitel behandelt. Um die Makroanatomie in den Prozess der Sozialisation zum Arzt / zur Ärztin wertend einordnen zu können, werden die soziologischen und medizinsoziologischen Theorien von T. Parsons und R. Merton vorgestellt und mit Aspekten des Arztberufes vernetzt. Das medizinische System und die Genese der Professionalisierung stehen hierbei im Mittelpunkt. Der dritte Teil des theoretischen Hintergrundes, in den die empirische Studie eingebettet ist, ist die Betrachtung der Todesfurcht, die in der Studie als Indikator fungiert, ihre unterschiedlichen Aspekte und ihre Messung. Die Beschreibung der Methodik der Studie beginnt mit der faktorenanalytischen Entstehung und Validierung des neu erstellten Fragebogens ('Fragebogen Makroanatomie', FBM). Der FBM wird nachfolgend weiter vorgestellt ebenso wie die standardisierten Messinstrumente FIMEST und SKI. Die Erhebung erfolgte in einer Längsschnittstudie mit zwei Messpunkten, diese lagen vor und nach Teilnahme an dem Kurs Makroanatomie. Anhand der statistischen Auswertungen (t-Test, Regressionsanalyse) werden folgende Ergebnisse dargestellt: mit Hilfe des eigenen Messinstrumentes FBM, das speziell auf die konkrete Situation im Kurs Makroanatomie eingeht und praktische Umgangsweisen mit Sterben und Tod behandelt, lassen sich statistisch signifikante Unterschiede feststellen. Hingegen detektiert der theoretisch-intellektuell angelegte FIMEST keine signifikante Beeinflussung der Einstellung zu Sterben und Tod durch die makroskopische Anatomie. Auch die Persönlichkeitsstruktur ist nicht verändert. Die gefundenen Ergebnisse werden eingehend unter Berücksichtigung sozioökonomischer Merkmale diskutiert. Hierbei werden insbesondere die vor der Teilnahme am Kurs Makroanatomie gemachten Erfahrungen mit dem medizinischen System hervorgehoben. Die gesellschaftliche Komponente der Sozialisation zum Arzt, die Konsequenzen der Verdrängung der Themen Sterben und Tod in der Öffentlichkeit und soziologische Theorien werden herangezogen, um die Ergebnisse der durchgeführten Studie zu diskutieren und analysieren.Item Attitudes: changing the atmosphere : zur Theorie und Anwendung der Einstellungs-Verhaltens-Modelle von Martin Fishbein und Icek Ajzen in der allgemeinen und speziell der ökologieorientierten Markt- und Sozialforschung(2010) Götze, StephanDie Arbeit fokusiert zum einen das Innovationspotenzial der Einstellungs-Verhaltens-Modelle von Martin Fishein und Icek Ajzen, zum anderen zeigt sie deren Theorie und Anwendung in der allgemeinen und speziell der ökologieorientierten Markt- und Sozialforschung. In 8 verschiedenen Kapiteln wird die Forschungsgeschichte, die Imageforschung, Marketing und Research für die Umwelt, das Marktpotenzial für den ökologischen Landbau, das Marktpotenzial für Kunststoff-Recycling sowie die Anwendung der Modelle in der Marken- und Markenwertforschung gezeigt.Im abschließenden Kapitel wird beschrieben, wie sich lineare- auf nicht-lineare Verhaltens-Modelle beziehen lassen, und dazu auch die Mathematik der Modelle analysiert und weiterenwickelt. In der Konsequenz wird eine Sinusfunktion zur Modellierung der E-V-Relation vorgeschlagen. Alle Kapitel sind mit ausführlichen empirischen Belegen und teilweise originären Erhebungen untermauert.Die Arbeit läßt sich sowohl als ganzes aber auch, z.B. für Seminare, kapitelweise lesen, da jedes Kapitel an sich eigenständig und vollständig aufgebaut ist. Außerdem möchte diese Arbeit eine Brücke zwischen der wissenschaftlichen und der praktischen Markt- und Sozialforschung in der freien Wirtschaft schlagen. Einige der Kapitel wurden bereits in Form von Kongresspublikation auf Kongressen der nationalen und internationalen Markt- und Meinungsforschung vorgestellt.Item Auditive Medien im Mathematikunterricht der Primarstufe - Fachdidaktische Einsatzmöglichkeiten und Potenziale zum Aufbau fachbezogener Bildungssprache sowie zur Entwicklung mathematisch-konzeptuellen Wissens(2023) Peters, FranziskaInnerhalb einer Kooperation der JLU Gießen mit dem Hessischen Rundfunk wurden mathematische Radiosendungen für Schüler:innen entwickelt und für den schulischen Gebrauch in Unterrichtskonzepte eingebettet. Die Dissertation stellt die Untersuchung des fachdidaktischen Einsatzes sowie der Potenziale dieser Medien im sprachsensible Mathematikunterricht dar. Insbesondere werden hier der Aufbau fachbezogener Bildungssprache sowie die Entwicklung mathematisch-konzeptuellen Wissens durch das Arbeiten mit auditiven Medien in den Blick genommen. Es werden zum einen aufbauend auf kognitionspsycholigischen, sprach- und mediendidaktischen Ansätzen Gelingensbedingungen sowie Handlungsstrategien für den fachdidaktischen Einsatz entwickelt. Zum anderen werden die Potenziale auditiver Medien aus mathematikdidaktischer Perspektive rekonstruiert.Item Ausstieg aus der Demokratie? : eine empirische Untersuchung zur politischen Partizipation unter besonderer Berücksichtigung der Bevölkerung in ökonomisch benachteiligten Stadtvierteln(2014) Kock, SonjaDie Wahlbeteiligung geht in Deutschland seit den 1970er Jahren zurück auf zuletzt 72% bei den Bundestagswahlen 2013 und lediglich 48% bei den Landtagswahlen in Brandenburg im Jahr 2014. Dieser Fakt wie auch die Folgen abnehmender politischer Partizipation werden kontrovers diskutiert: Die einen deuten die zurückgehende Beteiligung als Zeichen einer Krise und als Signal der zunehmenden Abwendung der Bürgerinnen und Bürger von der Demokratie. In dieser Argumentation sind Nichtwähler eine Gefahr für die Stabilität der Demokratie. Dem entgegen gesetzt konstatieren andere die zurückgehende Beteiligung sei Zeichen einer Normalisierung und Verweis auf die Stabilisierung der deutschen Demokratie. Nichtwähler seien schließlich das notwendige Potenzial, das aktiviert werden kann, um politische Veränderungen herbeizuführen.Die abnehmende Wahlbeteiligung ist vor allem auf eine geringere Beteiligung unterer sozialer Schichten zurückzuführen. Daher stellt sich die Frage, ob sich die soziale Gruppe der abgehängten , der statusniedrigen Bevölkerung von der Demokratie entfernt. Zeigt sich dies verstärkt in besonderen Sozialräumen? Steigen die Bewohnerinnen und Bewohner randständiger, das heißt von der Kumulation mehrerer sozialer Probleme geprägter Viertel aus der Demokratie aus?Die Analysen dieser Arbeit fußen auf quantitativ erhobenen und ausgewerteten Daten von 686 Bewohnerinnen und Bewohnern drei verschiedener deutscher Großstadtviertel (Frankfurt/Main-Gallus, Duisburg-Marxloh, Halle/Saale-Silberhöhe). Die im Vergleich zu anderen Studien aufwendige Datenerhebung führte zu einem mit den Aggregatdaten der amtlichen Wahlstatistik vergleichbaren Nichtwähleranteil im Datensatz.Die Verknüpfung objektiver Statusmerkmale mit subjektiven Bewertungen der Distanz und beidem mit Nichtpartizipation zeigt: Es ist keineswegs so, dass strukturell überzufällig bestimmte Teile der Bevölkerung deprivierter Stadtviertel nicht repräsentiert sind und sich nicht beteiligen. Im sozio-ökonomischen Status, gemessen über den Bildungsgrad und den Grad der Erwerbstätigkeit, unterscheiden sich in benachteiligten Vierteln die Partizipierenden nicht von den Nichtpartizipierenden. Differenzen sind hingegen in ihrer Haltung gegenüber der Politik, in ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und in ihrem Gefühl sozialer Integration festzustellen. Vor allem Nichtwähler schätzen sich selbst als politisch inkompetent ein. Auf Wahlen bezogene demokratische Normen sind nach Meinung vieler Nichtwähler nicht gewährleistet. Sie bewerten ihre eigene wie auch die allgemeine wirtschaftliche Lage deutlich negativer und zeigen stärkere Gefühle des Alleingelassen Seins und der Einsamkeit als Wähler. Dies gilt obwohl Nichtwähler in ihrem sozialen Nahbereich objektiv nicht weniger integriert sind als Wähler.Anders verhält es sich hinsichtlich des sozialen Engagements: Diejenigen, die nicht politisch aktiv sind, übernehmen auch in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Miteinanders meist keine aktive Rolle oder Aufgabe. Dabei gilt: Je höher der erforderliche Ressourceneinsatz, desto weniger bringen sich Nichtwähler ein. Der Ausstieg aus dem Politischen wird, zumindest von Bewohnerinnen und Bewohnern sozio-ökonomisch benachteiligter Stadtviertel, nicht über soziale Aktivität und gesellschaftliches Engagement kompensiert. Im Unterschied zu Nichtwählern sind potenziell ungültig Wählende politisch und sozial aktiver, sie beteiligen sich vor allem an kurzfristigen themenbezogenen Partizipationsformen. Ähnlich negativ eingestellt hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage und der eigenen sozialen Integration wie Nichtwähler, sich keiner Partei besonders verbunden fühlend und politisch kaum interessiert, halten sich ungültig Wählende dennoch für politisch kompetent. Sie zweifeln insbesondere an der Funktionstüchtigkeit demokratischer Kontrollinstanzen wie einer starken Opposition, Medien/Presse und unabhängigen Gerichten. Unzufrieden sind sie vor allem mit den gewählten Volksvertretern, was mit dem Wunsch ungültig Wählender nach mehr Möglichkeiten direkter Beteiligung einhergeht.Der Befund ist eindeutig:Für einen nicht unerheblichen Teil der Bewohnerinnen und Bewohner benachteiligter Stadtviertel ist das System der Demokratie, das ausgewogene Verhältnis von Forderungen, Unterstützung und Leistung aus dem Gleichgewicht. Knapp 90% sind nicht der Ansicht, dass Politik und Politiker auf ihre Bedürfnisse reagieren. Ihrer Einschätzung nach kommt die Demokratie Forderungen wie der nach sozialer Gerechtigkeit nicht oder zumindest nicht in ausreichendem Maße nach. Von der Idee der Demokratie verabschieden sie sich jedoch nicht, demokratische Werte bleiben wichtig.Item Die Außenpolitik der Republik Usbekistan im Spannungsfeld von Staatsbildung und regionaler Integration(2005) Inomjonov, KhurshidbekAls die zentralasiatische Republik Usbekistan im September 1991 ihre Unabhängigkeit erlangte, standen die politischen Eliten des Landes vor schweren Aufgaben, die auf dem Weg des Aufbaus eines selbstständigen Staates bewältigt werden mussten. Diese Aufgaben, durch deren Erfüllung der neue, aber labile usbekische Nationalstaat funktionsfähig gemacht werden sollte, kann man in zwei Gruppen aufteilen: Die Erste bezog sich auf das Inland, wo die Notwendigkeit eines Aufbaus der Marktwirtschaft und der demokratischen Institutionen bestand. Die Zweite bezog sich auf das Ausland; denn in internationaler Hinsicht kristallisierte sich zunehmend das Bedürfnis heraus, sich in die internationalen Institutionen zu integrieren und entsprechende wirtschaftliche, politische und soziale Strukturen herauszubilden. Dies erforderte den Aufbau einer aktiven und offenen Außenpolitik mit entsprechenden Entscheidungsinstitutionen. Dabei stellte die Etablierung einer eigenständigen Außenpolitik den schwersten Teil des Staatsaufbauprozesses dar. Denn Usbekistan verfügte zum Zeitpunkt der Erlangung seiner Unabhängigkeit weder über außenpolitische Erfahrungen noch über entsprechende organisatorische Strukturen. Somit bestand die enorme Herausforderung des jungen Staates darin, zugleich außenpolitische Interessen, Strategien und Konzeptionen zu definieren und die personellen wie organisatorischen Grundlagen einer eigenen Diplomatie aufzubauen. Hinzu kommt, dass dies unter den Bedingungen gewaltsamer Konflikte in Nachbarländern und einer akuten Wirtschafts- und Reformkrise geschehen musste. Dennoch sah die politische Führung Usbekistans gerade in der außenpolitischen Tätigkeit des Staates eine wahre Chance für den Erhalt und die Stärkung der nationalen Souveränität, die für die innenpolitischen Ziele, in erster Linie die Stärkung der nationalen Identität und die Unterstützung der ökonomischen Erneurungen, genutzt werden könnte. In diesem Sinne gewann die Herausbildung einer eigenständigen Außenpolitik für Taschkent eine außerordentliche Bedeutung und war zugleich ein Teil des groß angelegten Staatsbildungsprozesses, in dessen Verlauf die neuen staatlichen Strukturen gebildet werden sollten. So hat die politische Führung des Landes die Lösung der strategischen Aufgabe des Aufbaus eines modernen Staates von der erfolgreichen Entwicklung der Außenbeziehungen in verschiedene Richtungen abhängig gemacht und verstand die internationalen Kontakte Usbekistans als Garantie für Souveränität, Sicherheit und Stabilität des Landes. Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, diesen komplizierten Prozess nicht nur im Zusammenhang mit der Gründung des usbekischen Staates und der Bildung des politischen Systems, sondern auch in Hinsicht auf die Bemühungen um den regionalen Integrationsprozess, die Gewährleistung der zentralasiatischen Sicherheit und die Rolle einzelner Führungsländer in der Region zu analysieren. Sie besteht neben einer kurzen Einleitung und einer Schlussbetrachtung mit der Diskussion über Zukunftsperspektiven usbekischer Außenpolitik aus sechs gleich gewichteten Kapiteln, die in drei Schritten aufeinander aufbauen: einer Darstellung der historischen Voraussetzungen bzw. der Entstehung des unabhängigen Usbekistans (1.Kapitel), eine Beschreibung der wesentlichen Bausteine des neuen politischen Systems Usbekistan (2.Kapitel) und eine Darstellung des Entscheidungsprozesses und der Grundkonzeption der Regionalpolitik Usbekistans wie seiner Positionierung im internationalen System (3.-6.Kapitel). Dabei geht der Verfasser systematisch auf die außenpolitischen Beziehungen Usbekistans zu seinen Nachbarländern (Zentralasienkonzept), zu Russland, den USA, der EU, zu anderen Mittelmächten (vor allem Iran und die Türkei), China, Japan, zu anderen asiatischen Staaten (Asienkonzept) und zu internationalen Organisationen ein. Im Schlusskapitel wird eine Bilanz über die rund 15 Jahre usbekische Außenpolitik gezogen, die in erster Linie auf die Brüche und Widersprüche sowohl innerhalb der usbekischen Außenpolitik als auch zwischen Außenpolitik und politischer Transformation eingeht. Hinzu kommt die Ausarbeitung von Szenarien und Konzepten, aufgrund derer sich die zukünftige Entwicklung der außenpolitischen Handlungsaktivitäten des Landes einschätzen lässt. Auch theoretisch-methodologische Vorschläge für eine mögliche Modernisierung einiger Bereiche der Außenpolitik werden in diesen Schlussfolgerungen zusammengefasst. Die Dissertation berücksichtigt politische Entwicklungen bis Anfang des Jahres 2005.Item Außerunterrichtliche Bildungsräume von Schülern und Schülerinnen und deren Einfluss auf den Schulerfolg in der Stadt Daegu/Südkorea – Eine empirische Studie(2023-02) Jung, Su JungDie Arbeit setzt sich mit einer Grundfrage zur sozialen Ungleichheit auseinander, nämlich wie die Nutzung verschiedener außerunterrichtlicher Bildungsangebote zum Schulerfolg beiträgt und wie die Nutzung dieser Angebote von der sozialen Herkunft der Schüler/-innen abhängt. Die Arbeit fußt auf Raumaneignungstheorien, insbesondere dem Konzept des Subjektiven Bildungsraums, das sich auf die subjektiv unterschiedliche Nutzung (objektiver) Infrastrukturen bezieht. Basis ist die Befragung von knapp 400 Schüler/-innen in der Stadt Daegu/Südkorea. Es zeigt sich, dass der Besuch privater Lernangebote mit einer besseren Note in Englisch und Mathematik korrespondiert, die Nutzungshäufigkeit dieser (teuren) privaten Angebote mit dem Bildungskapital der Eltern ansteigt. Dies gilt nicht für öffentliche Lernangebote an Ganztagsschulen.Item Außerunterrichtliches Lehren und Lernen an Ganztagsschulen. Multiperspektivische Analysen zur Entwicklung der Lernkultur in Lern- und Förderangeboten. Unter besonderer Berücksichtigung von unterrichtsbezogenen Aufgabenangeboten – von der traditionellen Hausaufgabenbetreuung bis zur modernen Lernzeit(2022-05-04) Gaiser, Johanna MayDen Ausbau der Ganztagsschule begleiten zahlreiche pädagogische Forderungen, u. a. die nach einer neuen Lernkultur. Diese schließt verschiedene Aspekte wie die Stärkung der individuellen Förderung und die Verknüpfung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten ein. In den außerunterrichtlichen Angeboten mit Fokus auf Lernen bzw. Fördern findet sich ein bisher nur teilweise ausgeschöpftes Potenzial. Mit der Analyse von quantitativen und qualitativen Daten aus der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG; gefördert vom BMBF) wird dieses Feld vertiefend untersucht. Gegliedert ist die Arbeit entlang des Drei-Ebenen-Modells: von der Ebene des Ganztagsschulsystems (Makro) über die der Einzelschule (Meso) zur individuellen Ebene der Lernenden (Mikro). Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Ganztagsschulen hinsichtlich der Lernkultur deutlich unterscheiden und dass die Erweiterung der bisherigen Lernformen in den Angeboten häufig noch wenig berücksichtigt wird. Deutlich wird auch, dass eine Veränderung der Lernkultur nicht ad hoc zu erreichen ist, sondern zahlreiche schulische Teilbereiche mit zu berücksichtigen sind.Item Das Bild der Berufsschule im ausgehenden 20. Jahrhundert : Die Teilzeit-Berufsschule unter empirischem Aspekt(2006) Zedler, ReinhardBetriebe und Berufsschule sind die hauptsächlichen Träger oder Lernortbereiche der Berufsausbildung im dualen System. Damit bestehen Probleme der Aufgabenteilung, der gegenseitigen Erwartungen und Bewertungen. Gegenwärtig steht die Berufsschule wie zu Anfang des 20. Jahrhunderts in der Diskussion. In den 90er Jahren wird verstärkt 'die Zukunft der Berufsschule' im Zusammenhang mit der Zukunftsfrage der Berufsausbildung im dualen System diskutiert. Die kritischen Äußerungen über die Berufsschule in den westdeutschen Ländern sind hinsichtlich ihrer Defizite selten belegt. Daher erhebt sich die Frage, wie sich die Berufsschule in den alten Ländern der Bundesrepublik darstellt. Hierzu versucht die vorliegende Arbeit durch Befragung von Ausbildern, Auszubildenden und Kultusministerien der Länder einen empirischen Beitrag zu leisten. Empirische Forschung ermöglicht es, Bilder der Wirklichkeit und damit auch ein realistisches Bild der Berufsschule aufzuzeigen.Item Die Bildung der Anderen : Bildungsgerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft aus der Sicht von Jugendlichen(2015) Müller-Mathis, StefanIn der Schule soll jeder die Möglichkeit bekommen unabhängig von der Herkunft Chancen zu ergreifen. Dennoch sind Bildungschancen an vielfältige Benachteiligungslagen gekoppelt. Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit sind die Konzepte, die bildungspolitisch Beachtung finden, allerdings die Gerechtigkeitsfrage häufig auf eine verteilungstheoretische Perspektive reduzieren und nur selten Anerkennungs- und Beteiligungsungleichheiten einbeziehen. In der vorliegenden Studie wird Bildungsgerechtigkeit als gleichberechtigte Bildungsbeteiligung verstanden, indem in Anlehnung an Nancy Fraser gefragt wird, inwieweit sozioökonomische, kulturelle und politische Ungleichheiten in der schulischen Bildung ineinandergreifen und Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen einschränken. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Erfahrungen und Wahrnehmung von Jugendlichen selbst. Es wird auf der Grundlage von Einzelinterviews mit Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II untersucht, in welcher Art und Weise sie von ökonomischen, kulturellen und politischen Ungleichheiten wissen: In der Studie wird dem folgend nicht nur analysiert, was Jugendliche unter Bildungsgerechtigkeit verstehen, sondern auch wie sie im schulischen Alltag mit Ungleichbehandlung umgehen. Jugendliche orientieren sich an Verteilung, wenn sie Bildungsgerechtigkeit einschätzen, wissen aber häufig nicht, wie sie mit ihren spezifischen Reflexions- und Handlungsweisen in Anerkennungs- und Beteiligungsungleichheiten in der Schule eingebunden sind. Soziale und ethnische Unterscheidungen verbinden sie des Weiteren mit der sozialen Kategorie Bildung, was Differenz verstärkt, ohne dass den Ungleichheiten Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Studie veranschaulicht verschiedene Aspekte bildungspolitischer Orientierungen von Jugendlichen und diskutiert mögliche Konsequenzen für die Schule der Migrationsgesellschaft.Item Bildungsaufstiege aus gesamtbiografischer Perspektive : zum Verhältnis lebensweltlicher und institutioneller Bildung im Lebenslauf(2017) Soremski, ReginaAkademische Bildung ist ein soziales Privileg. Das zeigt sich vor allem an den Bildungsentscheidungen im Übergang ins weiterführende Bildungssystem. Dafür werden Herkunftseffekte verantwortlich gemacht und als Hürden des Bildungsaufstiegs identifiziert. Betrachtet man jedoch Bildungsaufstiegsprozesse im biografischen Gesamtzusammenhang rücken neben der Familie weitere Sozialisationsbereiche in den Blick. Wie diese Sozialisationsbereiche zusammenwirken und welche Bildungserfahrungen nicht nur im Prozess des Bildungsaufstiegs, sondern auch für die weitere akademische Berufskarriere eine Rolle spielen, diesen Fragen widmet sich die vorliegende Studie. Um aufstiegsförderliche Passungsverhältnisse zwischen Bildungsinstitution und Lebenswelt in den Blick zu bekommen, wurde die bisherige an Boudon und Bourdieu orientierte Forschungsperspektive erweitert und ein sozialisationstheoretisch fundierter Bildungsbegriff gewählt, der die Sozialisationskontexte nicht mehr isoliert und allein in ihrer Bedeutung für den Schulerfolg betrachtet, sondern in ihrem biografischen Bildungsgehalt. Bildung wird damit sowohl als Prozess der Erfahrungsaufschichtung als auch vermittelt über kulturelle Praktiken der Anerkennung und sozialen Teilhabe verstanden. Auf der Basis von Einzelfallanalysen im Sinne der hermeneutisch-rekonstruktiven Biografieforschung zeigen sich typische lebensgeschichtlich tragende Passungsverhältnisse, für die beispielsweise das regional-lebensweltliche Milieu oder zivilgesellschaftliche Organisationen eine orientierungsgebende und/oder integrative Funktion besitzen. Dabei kommen u.a. kulturelle, inhaltliche und personelle Passungen zum Tragen, die einen erfolgreichen Bildungsaufstieg und die weitere akademische Berufskarriere ermöglichen. Zudem zeigt sich aus einer gesamtbiografischen Perspektive, dass ein häufig als bildungsfern bezeichnetes Herkunftsmilieu aufstiegsförderliche Bildungserfahrungen bereithalten kann, auch wenn sich diese nicht mit den Maßstäben schulischer Bildung messen lassen. Die Studie lässt sich daher auch als Plädoyer für eine Perspektivenerweiterung der Ungleichheitsforschung verstehen gerade im Kontext eines Diskurses, der wiederholt Nicht-Passungen zwischen Institution und lebensweltlich erworbenen Habitus in den Fokus rückt.